42 akzente 3/15 SPEZIAL VIEL RESPEKT, HOHE ERWARTUNGEN Eine neue Studie zeigt, wie Deutschland international wahrgenommen wird – und wo es sich in Zukunft noch stärker einbringen sollte. E ine Führungsrolle Deutschlands stellen viele Menschen im Ausland nicht mehr infrage. Das ist eines der Ergebnisse der neuen Studie „Deutschland in den Augen der Welt“. Vor allem die Spit- zenstellung in Europa ist unbestritten – doch damit verbinden sich nicht nur Er- wartungen, sondern auch Kritikpunkte. Vor drei Jahren hatte die GIZ erstmals Gesprächspartner rund um den Globus um ihre Einschätzungen gebeten: Wie sehen sie Deutschland und die Deutschen? Das Land muss international mehr Verantwor- tung übernehmen – so lautete damals die zentrale Botschaft der Befragten. „Zieht die größeren Schuhe an, sie werden euch passen!“, formulierte ein Teilnehmer aus den USA. Die zweite, nun erschienene Stu- die macht deutlich: Deutschland hat in- zwischen größere Schuhe gewählt – muss aber noch lernen, darin stets selbstbe- wusst zu laufen. Beispiel Ukraine: Hier erkennen viele Deutschlands Auftreten als internationaler Vermittler an, der seine „soft power“ klug einsetzt und sich damit von anderen Vor- gehensweisen wie etwa jener der USA ab- hebt. Die diplomatische Haltung bei der Suche nach einer friedlichen Lösung wird in der Welt geschätzt. Aber: Deutschland solle bei seinem aktiven Voranschreiten andere Nationen stärker einbeziehen. Gleiches gilt für das Handeln in der europäischen Wirtschafts- und Finanz- krise. Ausgehend von seiner klaren ökono- mischen Dominanz innerhalb Europas habe das Land auch hier Verantwortung übernommen und „diszipliniert und gerad- linig“ den Weg aus der Krise gewiesen. „Wenn man in Europa etwas bewegen will, dann braucht es Deutschland“, so ein Teil- nehmer. Doch die hohe Anerkennung geht einher mit Kritik: Das Land nutze seine Ge- staltungsmacht noch nicht in ausreichen- dem Maße. Die Befragten fordern mehr Vi- sionen für Europa, jenseits ökonomischer Fragen. Zudem müsse Deutschland sein Handeln besser kommunizieren, um an- dere Staaten für seinen Kurs zu gewinnen. Ein Modell könnte Deutschland für manche bei der Gestaltung von Migration und Integration sein. Nicht wenige Be- fragte nehmen Deutschland wahr als libe- rales Einwanderungsland mit einer plura- len Gesellschaft und hoher Akzeptanz für Vielfalt. Andererseits gibt es Kritik an Ein- stiegshürden – sowohl bei Visa als auch, was die Sprache angeht. Dringend gefor- dert sei Deutschland in der europäischen Flüchtlingsfrage. Als zentraler Akteur in Europa müsse es schlüssige Konzepte vor- legen und mehr Entschlossenheit zeigen. Die Studie fängt Perspektiven zu vie- len weiteren Themen ein und liefert damit wertvolle Anhaltspunkte für die politische Debatte. Es geht etwa um die Energie- wende, um Deutschlands Innovationskraft, die Rolle der Frau und Fragen der eigenen Darstellung im Ausland. Klar wird auch hier: Wenn Deutschland gemeint ist, sind die Ansprüche besonders hoch – der Res- pekt ist es allerdings auch. „Macht euch mit dem Konzept des Scheiterns vertraut, denn es ist Voraussetzung für Innovation. Man kann das lernen – so wie man Klavier spielen lernen kann.“ USA „Deutsche sind nicht so spontan. Wenn du im Tanzkurs mal eine neue Drehung machen willst, kommt immer: ‚Das haben wir noch nicht gelernt!‘“ KOLUMBIEN