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GIZ-Akzente-3-15-Deutsch

11akzente 3/15 TEXT und Fotos Sascha Zastiral Finanzexperten der Deutschen Bank unterstützen ehrenamtlich Reisbauern. Zusammengebracht hat sie ein internationales Freiwilligenprogramm. Wissen teilen in Thailand A n einem normalen Arbeitstag säße Sven Sievers um diese Zeit in seinem Büro in Hamburg. Er würde eine Tele- fonkonferenz mit Kollegen abhalten und vielleicht einen oder zwei Vertreter von Groß- kunden treffen, um die er sich als Kundenbe- treuer bei der Deutschen Bank kümmert. Stattdessen sitzt der studierte Betriebs- wirt an diesem frühen Morgen in einem kli- matisierten Kleinbus, der durch die Provinz Ubon Ratchathani im Nordosten Thailands fährt. Aus dem Fenster sieht er abgeerntete Reisfelder, trocken und staubig bestimmen sie die Landschaft. Die Region im Dreieck zwischen Thailand, Laos und Kambodscha ist eine der ärmsten des Landes. Der Kontrast zu der hochmodernen Hauptstadt Bangkok mit ihren riesigen Einkaufszentren und Hochhäusern könnte nicht größer sein: Die meisten Menschen in den Dörfern hier sind Reisbauern und leben in einfachen Holzhäu- sern. Auf den Straßen fahren vor allem Mo- peds und Pick-up-Trucks. Sven Sievers ist 55 Jahre alt, hat kurzes, grau meliertes Haar und trägt trotz der Hitze ein schwarzes Jackett. Er bringt alle Eigen- schaften eines guten Kundenberaters mit: Er ist ein unaufgeregter Typ, drängt sich nicht in den Vordergrund und strahlt Kompetenz aus. In Thailand mit dabei ist auch Karolis Verseckas. Der 26-jährige Litauer erarbeitet sonst bei der Deutschen Bank in London Kreditfinanzierungen für Spanien. Wenn der Analyst mit dem rotblonden Haar über sein Fachgebiet spricht, schwingt ein jugendlicher Enthusiasmus mit. Sievers und Verseckas sind vier Wochen lang in Thailand, um ehrenamtlich eine über- regionale Reisinitiative zu beraten, die An- fang 2015 angelaufen ist. Hier in Ubon Rat- chathani wollen sie Reisbauern und lokale Behördenvertreter treffen. Eine einzige schlechte Ernte gefährdet die Existenz Die Initiative hat das Ziel, die Lebensbedin- gungen der Reisbauern zu verbessern. Zu die- sem Zweck sollen Bauern in Thailand, Indo- nesien, auf den Philippinen und in Vietnam unter anderem verbesserte Anbaumethoden und Vermarktungsmöglichkeiten kennenler- nen. In Thailand etwa bringt die Reisernte den meisten Bauern weniger als den Mindest- lohn des Landes ein, der rund acht Euro pro Tag entspricht. Wenn dann einmal eine Ernte schlecht ausfällt, rutschen sie leicht unter die Armutsgrenze. Die überregionale Reisinitiative ist Teil der 2012 unter Schirmherrschaft des Bundes- ministeriums für wirtschaftliche Zusammen- arbeit und Entwicklung gegründeten „Ger- man Food Partnership“. In ihr haben sich deutsche Firmen und Verbände zusammenge- tan, die ihre eigenen Interessen mit entwick- » lungspolitischen Zielen verbinden möchten: Gemeinsam mit lokalen Akteuren wollen sie in Schwellen- und Entwicklungsländern sta- bile Abläufe von Anbau über Verarbeitung und Handel bis zum Konsum schaffen. Die GIZ koordiniert die Partnerschaft. Der Kleinbus fährt in den Ort Mueang Det ein und hält vor dem kommunalen Reis- zentrum, einer staatlichen Einrichtung zur Beratung und Unterstützung der Reisbauern, wie es sie zu Tausenden in ganz Thailand gibt. Mueang Det könnte auch eines der Zentren der überregionalen Reisinitiative werden, in denen Bauern in Zukunft unter anderem in Bewässerungsmethoden, Pflan- zenschutz, Buchführung und Markttheorie ausgebildet werden. Rund drei Dutzend Bauern sind gekom- men, um sich mit Sievers und Verseckas zu unterhalten. Es läuft landestypisch formell ab: Die Bauern – die meisten von ihnen sind Männer in den Fünfzigern – sitzen bereits in vier Stuhlreihen, als die Besucher eintreffen. Sievers, Verseckas und Mitarbeiter der GIZ nehmen an einem langen Tisch Platz. Mit da- bei sind auch Vertreter des Reisgroßhändlers Olam in Singapur. Der Konzern könnte Part- ner der neuen Initiative werden und den teil- nehmenden Bauern eine gewisse Menge ihres Reises abkaufen. Sievers steht auf, nimmt das Mikrofon und fragt: „Wie läuft das hier mit der Finan- zierung? Wo bekommen Sie Ihre Kredite her? Und bekommen Sie das, was Sie benötigen?“ Der Sprecher der Bauerngruppe beantwortet Sievers’ Fragen. Normalerweise, erklärt er, Theorie und Praxis: Sven Sievers (links) und Karo- lis Verseckas machen sich ein Bild von der Arbeit der Reisbauern. Im Büro in Bangkok entwickeln sie für die Landwirte ein Finanzierungsmodell.

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