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GIZ-Akzente-3-15-Deutsch

akzente 3/15 21 AKZENTUIERT Riffbildner. Ähnliches hat man vor Thailand und im Roten Meer beobachtet. Mit der Verschiebung der Klimazonen verändern sich auch Lebensräume spürbar und dauerhaft. Vögel etwa reagieren auf diesen Wandel massiv. Inzwischen be- ginnen manche Arten, vor allem jene, die temperaturbe- dingt keine langen Wanderungen mehr auf sich nehmen müssen, Biotope zu dominieren. Dadurch verschiebt sich die Zusammensetzung der Arten, Populationen brechen schneller ein. Außerdem haben die Vögel bei veränderten Flugrouten verstärkt mit Parasiten zu kämpfen. Und schließlich werden Krankheitserreger, beispielsweise In- fluenzavirenstämme, mit wandernden Wasservögeln in nördlichere Regionen verbreitet. Solche Phänomene sind unter dem Begriff „Vogelgrippe“ bekannt und tauchten letzthin bereits in vielen Ländern auf. Auch Nutzpflanzen wie Kaffee sind in vielen Gegenden gefährdet Noch stärker beunruhigen Wissenschaftler allerdings die ökologischen Risiken, die sich aus dem Kollaps ganzer Biotope ergeben. Das Aussterberisiko vieler Pflanzen und Tiere steigt derzeit rapide an. Eine weitere Erwärmung von zwei Grad dürfte einer neuen Metaanalyse zufolge zum Aussterben von mindestens fünf Prozent der Arten führen, bei mehr als vier Grad wären dann auf jeden Fall 16 Prozent der heutigen Pflanzen- und Tierarten gefähr- det – wahrscheinlich sogar deutlich mehr. So geht zum Beispiel den Adeliepinguinen im Südpolarmeer die Nah- rung aus. Sie leben von winzigen Krebstieren, die sich unter den Eisflächen vermehren. Mit dem zunehmenden Abschmelzen des Eises sind sie gezwungen, lange Wege für die Futterbeschaffung zurückzulegen – dafür fehlen jedoch speziell den Jungtieren oft die Energiereserven. Immer wieder kommt es deshalb in einzelnen Kolonien zu Bestandseinbrüchen. Doch der Trend trifft nicht nur Wildarten, sondern auch viele Nutzpflanzen. Kaffeepflanzen der Sorte Arabica, die etwa drei Viertel der Ernten weltweit ausmachen, sind nach einer neuen Studie in den wichtigsten Anbaugebieten in Brasilien, Vietnam, Indonesien, Kolumbien und Mittel- amerika gefährdet. Zwei Grad oder mehr Erwärmung und ein veränderter Wasserkreislauf hemmen ihr Wachstum – und machen sie anfällig für Schädlinge. Demnach könnte allein die Ernte Brasiliens bereits in 15 Jahren um ein Vier- tel schrumpfen. Dadurch würde die weltweit zweitwich- tigste Handelsware nach Erdöl massiv unter Druck gera- ten, viele der mehr als 25 Millionen Kaffeebauern kämen in existenzielle Nöte. Auch dem Weizen schaden höhere Temperaturen. Die Klimaerwärmung macht vielen Getrei- desorten, speziell aber dem Weizen, einem wichtigen Teil der „grünen Revolution“, extrem zu schaffen. Jedes zusätz- liche Grad verringert die Produktion im Schnitt um sechs Prozent. Nicht Dürren oder Nährstoffmangel, sondern al- lein die größere Wärme bewirkt massive Ertragseinbußen. Dadurch drohen nun die höheren Erträge, die man über die Jahrzehnte erzielt hat, wieder verloren zu gehen. Doch auch der Mensch ist unmittelbar bedroht. Durch die Häufung von Wetterextremen, Dürren und Überschwemmungen sowieso. Und er ist mehr und mehr auch indirekten Risiken ausgesetzt: Die Einwan- derung der subtropischen Asiatischen Tigermücke und zuletzt der Buschmücke nach Europa sehen viele Medi- ziner als ernstes Infektionsrisiko. Diese Stechmücken können Erreger von Denguefieber, Chikungunyafieber oder West-Nil-Fieber übertragen. Im Jahr 2007 ent- deckten Forscher Eier dieser Stechmücken an einer Au- tobahnraststätte in Baden-Württemberg. Mittlerweile sind alle Entwicklungsstadien der Mücken auch jenseits von Autobahnen nachgewiesen. Bislang freilich sind In- fektionen im Land durch diese Überträger nicht zwei- felsfrei nachgewiesen worden, aber die Gefahr steigt. Die Tigermücke bildet keine Ausnahme: Hunderte von Studien zur Ausbreitung von Krankheiten, angefan- gen von Malaria bis zu Schädlingen bei Nutzpflanzen, haben in den vergangenen Jahren den engen Zusammen- hang von Klima- und Gesundheitsrisiken verdeutlicht. In Südostasien sowie in Peru und Kolumbien hat man nach- weisen können, dass die Zahl der Malariainfektionen mit El Niño um ein Vielfaches steigt. Die Weltgesundheitsor- ganisation rechnet mit einer weiteren Ausbreitung wär- meliebender Parasiten und Überträger etwa der Leishma- niose in Südamerika und an der Mittelmeerküste. Die In- fektionskrankheit kann Mensch und Tier befallen und tödlich verlaufen. Nirgendwo freilich ist der Klimawandel augenfälliger als am Rande der Eispanzer von Nord- und Südpol sowie in den Gletscherregionen der Großgebirge. Die Tempera- tur in der Nordpolarregion steigt derzeit doppelt so schnell wie etwa in den mittleren Breiten. Seit 1975 hat sich die Meereisdecke rund um den Nordpol im Jah- » foto:GettyImages/NationalGeographicCreative(S.20) Rauchende Schlote: Noch steigt die Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre weiter. Schuld daran ist unter anderem die Verbrennung fossiler Energieträger. Der jüngste Bericht des Weltklimarates lässt kaum noch einen Zweifel daran, dass die Erderwärmung menschengemacht ist. Abwenden lässt sie sich nur durch einen radikalen Umbau der Energie­ systeme. www.ipcc.ch (Gesamt- bericht nur auf Englisch verfügbar) akzente 3/1521

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