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GIZ-Akzente-4-15-Deutsch

ENGAGIERT 33akzente 4/15 V ier Arme sind in die Höhe gestreckt, in jeder Hand ein anderes Werkzeug – Bohrmaschine, Hammer, Zollstock und Zange. Das Poster bedeckt fast die ge- samte Wand hinter dem Empfangstisch. Die Botschaft ist klar: Hier, in den Räumen des Nationalen Beschäftigungspakts, werden Ar- beitsplätze vermittelt. Es ist zehn Uhr morgens. Der Emp- fangsbereich des Jobcenters ist voller junger Ägypter, die eine Arbeit suchen. Ibrahim Sa- bri ist zum ersten Mal hier. Der 28-Jährige hat gerade geheiratet und wird demnächst Vater. Er betreibt eine kleine Schneiderei, aber die Einkünfte reichen nicht zum Leben. Menschen wie ihm will das Bündnis bei der Arbeitssuche helfen. Für Hochschulabsol- venten gibt es private Vermittlungsagenturen und Internetportale, aber einfache Arbeiter finden Jobs nur, wenn sie zufällig etwas hören oder von Firma zu Firma laufen. Ein staatli- ches Arbeitsamt gibt es nicht. Das Jobcenter liegt in der siebten Etage eines Bürohauses im Stadtteil Dokki. Es ist eines von drei im Großraum Kairo. Nach der Revolution 2011 stellten sich Unterneh- mensvertreter die Frage, was Ägypten in der Umbruchphase besonders dringend braucht. Ihre Antwort: Arbeitsplätze. Das war die Ge- burtsstunde des Beschäftigungspakts. Zwölf deutsche und ägyptische Unternehmen sind in seinem Leitungskomitee vertreten, darun- ter Siemens, BASF und die Hassan Allam Holding. Die GIZ unterstützt den Pakt seit 2011 im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Ent- wicklung (BMZ) und des Auswärtigen Amts. Seit 2015 ist das Projekt Teil der vom BMZ ins Leben gerufenen Sonderinitiative zur Sta- bilisierung und Entwicklung in Nordafrika und Nahost. Die GIZ entwickelt Bewer- bungstrainings, aber auch Lehrpläne für zer- tifizierte Arbeitsvermittler. Bislang wurden 55 Ägypter ausgebildet, die nun in den Job- centern als Vermittler zum Einsatz kommen. Offiziell beträgt die Arbeitslosenrate in Ägypten rund 13 Prozent. Allerdings arbeitet jeder zweite Beschäftigte in der Schattenwirt- schaft, ohne Sozial- und Krankenversiche- rung und ohne Arbeitnehmerrechte. Beson- ders schwer haben es junge Leute. Das Ange- bot des Bündnisses richtet sich deshalb gezielt an Bewerber bis 35 Jahre: Ihnen vermittelt es seriöse Jobs mit sozialer Absicherung. Ibrahim Sabri gehört zu dieser Ziel- gruppe. Er möchte als Fahrer arbeiten und beantwortet im Jobcenter Fragen nach seinen Fähigkeiten, Interessen und Wünschen. Er erfährt, dass er ein zweitägiges Vorbereitungs- training absolvieren muss, das die Bewerber fit für den Arbeitsmarkt machen soll. Hinter der gläsernen Wand des Seminarraums hat gerade eines begonnen, mit einem Musikvi- deo des populären Künstlers Ahmed Mekky. „Versuch nie, jemand anders zu sein als du selbst“, heißt es darin, „vertrau dir!“ Engagiertere, bessere Bewerber Die 24 Teilnehmer lernen ihre Rechte und Pflichten als Arbeitnehmer kennen. Sie er- fahren, wie sie bei Bewerbungsgesprächen auftreten sollten, und vor allem, was die Un- ternehmen von ihnen erwarten. Eine der Teilnehmerinnen ist Fatma Maged. „Ich hatte vorher schon viel von dem Jobcenter gehört“, erzählt die 22-Jährige, „ich habe Leute getroffen, die davon geschwärmt ha- ben.“ An dem Training gefällt ihr besonders, dass die Referenten zu mehr Selbstbewusst- sein und Entschlossenheit ermuntern. Der Beweis dafür, dass dies die Bewerber für Arbeitgeber tatsächlich attraktiv macht, liegt zwölf Kilometer Luftlinie weiter, in dem Unternehmen Samaya Electronics Egypt im Kairoer Stadtteil Nasr City. Die Personalko- ordinatorin Basma Abbas erklärt, warum sie so gern Bewerber nimmt, die das Beschäfti- gungsbündnis ihr schickt. „Als ich vor einem Jahr hier begann, empfahl mir meine Chefin sofort, mit dem Nationalen Beschäftigungs- pakt zu kooperieren“, erinnert sich die junge, resolute Frau, die für die Einstellung von Produktionsarbeitern zuständig ist. „Arbei- ter, die von dort kommen, sind engagierter und arbeiten besser.“ Die Firma produziert Radios, Zentral- verriegelungen und andere Elektronikbau- teile für Autohersteller, unter ihnen Mitsubi- shi, Alfa Romeo und Renault. Sie hat mehr als 500 Beschäftigte, stellt aber derzeit pro Monat rund 50 weitere ein. Es besteht ein ständiger Bedarf an neuen Arbeitskräften. Rund ein Drittel von ihnen kam im vergan- genen Jahr über den Beschäftigungspakt. Die Produktionshallen wirken aufge- räumt. Überall im Haus wird gerade geputzt, im gesamten Gebäude riecht es nach Desin- fektionsmitteln. Die Mitarbeiter tragen Polo- hemden in verschieden Farben – die der Teamleiter sind rot, die der Qualitätskontrol- leure grün. Offenbar wird bei Samaya wenig dem Zufall überlassen. So scheint es logisch, dass Basma Abbas gern mit dem Bündnis kooperiert, denn dessen Arbeitsvermittler treffen eine Voraus- wahl. Das vergrößert die Chancen der Be- werber und nutzt den Unternehmen. Dass die Personalkoordinatorin studierte Psycho- login ist, hilft ihr, im Gespräch mit Arbeits- suchenden zu beurteilen, wie ernst sie ihre Bewerbung meinen. Jeder dritte neue Arbei- „Ich habe das Gefühl, etwas Wichtiges zu tun.“ Mahmoud Sobhy hat jetzt einen Job mit Sozialver- sicherung und 21 Tagen Urlaub. JOBS Im Fokus Mit der Sonderinitiative zur Stabilisie- rung und Entwicklung in Nordafrika und Nahost schafft das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Perspektiven für die Men- schen in der Region. Die Initiative trägt damit auch zur Friedenssicherung bei. Seit 2014 hat das Entwicklungsminis- terium mehr als 200 Millionen Euro für Projekte unter anderem zur Jugendbe- schäftigung, wirtschaftlichen Stabilisie- rung und Demokratisierung bereitgestellt.

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