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GIZ-Akzente-4-15-Deutsch

13akzente 4/15 > AUF EINEN BLICK Mehr als 3.000 Unternehmen wurden seit 2011 mit Unterstützung der GIZ gegrün- det, rund 40 Prozent von Frauen. Etwa 6.000 neue Jobs sind entstanden. Das Pro- gramm wird im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenar- beit und Entwicklung umgesetzt, das britische Ministerium für internationale Entwicklung beteiligt sich an der Finanzierung. Neben den Start-ups fördert das Projekt den Dialog zwischen Unternehmen und Verwaltungen sowie die Wirtschafts- beziehungen zu den Nachbarländern Afghanistan und Kirgisistan. Zum Programm gehören auch die Beratung von Ministerien und Institutionen und die Unterstützung eines Beratungsdienstes für Landwirte. Deren Erträge sind um ein Viertel gestiegen. Neue Ideen für Tadschikistan > AnsprechpartneR Hagen Ettner > hagen.ettner@giz.de sie nachdenklich. „Die staatlichen Kindergär- ten sind überfüllt, eine Vorbereitung auf die Schule ist dort nicht möglich.“ Viele Eltern zahlten ihren Kindern später teuren Nachhil- feunterricht, damit sie die Anforderungen be- wältigen können. Als Sarkisyan im Sommer 2014 von ei- nem Gründerwettbewerb der GIZ erfuhr, reichte sie gleich ihre Bewerbung ein. Sie nahm an Trainings teil und präsentierte vor der Jury ihr Konzept. Am Ende gehörte sie zu fünf Gewinnern, die eine Förderung beka- men. „Ich will die Talente der Kinder offenle- gen“, sagt sie über ihre Philosophie. Ihren 30 Schülern bieten sie und die vier angestellten Lehrerinnen neben den üblichen Fächern des- halb Schach- und Theaterkurse an. Neue Talente entdeckte Sarkisyan auch an sich selbst: „Ich wusste nicht, dass ich die- se organisatorischen Fähigkeiten habe. Jetzt bin ich sicher, dass ich noch mehr erreichen kann.“ Die Eltern ihrer Schüler fragten häu- fig, ob sie nicht auch für die jüngeren Ge- schwister etwas anbieten könne. Neben der Vorschule ein eigener Kindergarten? Ja, viel- leicht macht sie das als Nächstes. Schritt in die Selbstständigkeit. Sie nahm ei- nen Kredit auf und investierte ihre gesamten Ersparnisse. Bis das Geschäft etwas abwirft, lebt die Familie vom Einkommen ihres Man- nes, der einen Geschenkeladen betreibt. Dass ihr Mann auch seine Schwestern unterstüt- zen muss, macht die Sache nicht einfacher. Immerhin, bislang läuft es gut für Tojieva. Je- den Tag kommen im Schnitt drei Kundin- nen, die jeweils etwa 250 Euro ausgeben. Hochzeiten sind eine große Sache in Tad­schikistan. So groß, dass die Regierung die Zahl der Gäste auf 150 begrenzte – zu oft verschuldeten sich Familien mit einem Fest, das über ihre Verhältnisse ging. Tojieva ist sich dessen bewusst. „Ich möchte jeder Frau etwas anbieten, das zu ihr passt.“ Das teuerste Kleid – fast 450 Euro Leihgebühr – bleibt denn auch meistens im Laden. Ein Kleid kaufen, das können sich hier nur die wenigs- ten leisten. Zumal es für eine Hochzeit gleich drei Outfits braucht: eines für die Vorab-Fei- er, eines für das Fest selbst und eines für den ersten Besuch bei den Eltern der Braut, einen oder zwei Tage nach der Hochzeit. Eine Kultur des Gründens gab es bislang nicht Ganz zufrieden ist Tojieva noch nicht. Es ist heiß in ihrem Hochzeitsparadies. Draußen sind es 40 Grad und die Ventilatoren, die sie in den weitläufigen Räumen aufgestellt hat, kommen gegen die Wärme nicht an. Eine Kli- maanlage bräuchte sie, außerdem einen Kühl- schrank mit Getränken für die wartenden Ehemänner in spe, aber dafür ist im Moment kein Geld da. „Wir haben große Pläne, aber es gibt so viele Herausforderungen“, sagt sie und wischt sich über die Stirn. Gründen hat in Tadschikistan, das lange von Planwirtschaft geprägt war, keine Tradi­ tion. Bei den Behörden, erzählen Selbststän- dige, ernten sie oft Stirnrunzeln. „Das schafft ihr sowieso nicht“, laute die Botschaft. Hinzu kommt mangelnde Transparenz bei der Be- steuerung und anderen Regelungen. Immer wieder erleben Kleinunternehmer, dass sie Abgaben in nicht nachvollziehbarer Höhe zahlen oder zum wiederholten Mal eine Ins- pektion durchführen lassen sollen. Die Start- up-Förderung gibt ihnen deshalb auch das Selbstvertrauen, das sie brauchen, um sich ge- genüber Behördenvertretern zu behaupten. Ein Vorort von Chudschand, Tadschikis- tans zweitgrößter Stadt, ganz im Norden des Landes. Auch für Gründerin Anzhela Sarkis­ yan waren die Kurse ein Aha-Erlebnis. „Frü- her habe ich gedacht, ich könne nichts ande- res als unterrichten“, sagt die 36-Jährige. Heute leitet sie ihre eigene Vorschule. Nach und nach kommen an diesem Morgen die Kinder durch das Holztor. Sie verabschieden sich von ihren Eltern, ziehen die Schuhe aus und betreten das frühere Wohnhaus, das Sarkisyan zum Lernort um- wandelte. Alles ist bunt hier, die Regale sind voller Bücher und Spielzeug. Um die Schüler zu begrüßen, muss Sarkisyan sich über ihren Babybauch beugen – sie erwartet das vierte Kind. Mehri Yusupova, eine der Lehrerinnen, nimmt die älteren Kinder mit in ihren Klas- senraum, wo sie sich an niedrige Zweiertische setzen. Englischunterricht. „What is the capi- tal of Great Britain?“, fragt Yusupova und kleine Zeigefinger schnellen nach oben. Sarkisyan, Sonnenbrille im Haar, steht in der Tür und lächelt. Bevor sie Bildungsunter- nehmerin wurde, arbeitete sie zehn Jahre lang als Kindergärtnerin. Was sie erlebte, machte EXPONIERT

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