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GIZ-Akzente-4-15-Deutsch

11akzente 4/15 TEXT helen sibum  Fotos FREYA MORALES S hahlo Burhanova bleiben zehn Tage, um 9.000 Schul- uniformen zu fertigen. Sollte die Unternehmerin das nervös ma- chen, lässt sie es sich nicht anmerken. Ruhigen Schrittes geht die 40-Jährige in dem langen, türkisfarbenen Kleid durch ihre Schneiderei, beugt sich zu einer Mitar- beiterin herunter, hält prüfend eine kleine karierte Weste hoch. Jede Schule bekommt eine andere Uniform, die Entwürfe stammen von Burhanova selbst. Design – diesen Teil der Arbeit mag sie am liebsten. Vor wenigen Monaten hat sie in Shartuz, im Südwesten Tadschikistans, ihren eigenen Betrieb eröff- net. Eigentlich wollte sie Brautkleider her- stellen, doch dann kam dieser Großauftrag: 25.000 Uniformen für 56 Schulen. Die Brautmode muss warten. Flexibel sein, Chancen nutzen, die ei- genen Möglichkeiten richtig einschätzen: All das hat Burhanova in Kursen zur Exis- tenzgründung nach und nach gelernt. Die Kurse bietet die GIZ im Auftrag des Bun- desministeriums für wirtschaftliche Zusam- menarbeit und Entwicklung und mit finan- zieller Beteiligung des britischen Ministeri- ums für internationale Entwicklung an. Als Selbstständige gehört Burhanova in Tad- schikistan zu einer kleinen, aber wachsen- den Gruppe, auf der große Hoffnungen ru- hen. Die Gründer könnten eine tragende Rolle beim wirtschaftlichen Aufbau des Landes spielen. Tadschikistan ist einer der am wenigsten entwickelten ehemaligen So- wjetstaaten. Der Bürgerkrieg zwischen 1992 und 1997 verstärkte den wirtschaftlichen Verfall, seine Folgen sind bis heute spürbar. Viele Menschen suchen deshalb Arbeit im Ausland, vor allem in Russland: Das Geld, das sie in die Heimat schicken, macht fast die Hälfte des Bruttoinlandsprodukts aus. Kein anderes Land weltweit ist so stark ab- hängig von Rücküberweisungen. Expertentipps für den Businessplan Hier setzt ein umfangreiches Förderpro- gramm an. Es soll die Privatwirtschaft bele- ben und Jobs schaffen – auch, weil wegen der wirtschaftlichen Lage in Russland viele Ar- beitsmigranten zurückkehren, in eine nicht minder ungewisse Situation. „Uns geht es vor allem um Arbeitsplätze und höhere Einkom- men, und das in möglichst weiten Teilen des Landes“, sagt Programmleiter Hagen Ettner. Die Unterstützung von Start-ups ist dabei ein wichtiger Baustein. Die Gründer werden ge- schult und begleitet. Sie lernen, Businessplä- » ne zu schreiben und ihre Produkte zu ver- markten. Außerdem berät die GIZ Mikrofi- nanzorganisationen im Land. Zum ersten Mal bieten sie nun Mikrokredite für Start- ups an, vorher bekamen nur bestehende Un- ternehmen eine Förderung. Weil Kapital in Tadschikistan teuer und die Inflation hoch ist, sind die Zinsen bei Mikrokrediten – wie in vielen Entwick- lungsländern – jedoch erheblich. Burhanova hat einen Kredit über umgerechnet rund 35.000 Euro aufgenommen, zu einem Zins- satz von 26 Prozent. Das Geld will sie des- halb weit vor dem Ende der zweijährigen Laufzeit zurückzahlen. „Möglichst schon nach sechs Monaten“, sagt sie, während an den Nähmaschinen um sie herum weitere Uniformen den letzten Schliff bekommen. Die meisten der mehr als 40 Mitarbeiterin- nen haben früher zu Hause in Eigenarbeit genäht. Hier verdienen sie rund 400 Euro pro Monat, gut das Dreifache des Durch- Linke Seite: Hochzeitstraum – Oihon Tojieva in ihrem Geschäft für Brautmode. Diese Seite: Gelassene Gründerin- nen – Shahlo Burhanova (links) eröffnete erst vor ein paar Monaten ihre eigene Schneiderei und hat schon den ersten Großauftrag. Anzhela Sarkisyan (rechts) betreibt eine private Vorschule.

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