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GIZ-Akzente-4-15-Deutsch

23 AKZENTUIERT Denn wenn Flüchtlinge wirklich aufgenommen werden, also nicht nur in Lagern „geparkt“ und als freie Men- schen vergessen, dann können sie ihr Potenzial entfalten. Wanderungsbewegungen und die Suche des Einzelnen nach einem besseren Leben waren seit Bestehen der Menschheit eine Triebkraft für Entwicklung. Wo Flücht- linge ankommen, kann stets auch etwas Neues entstehen. Wenn man es denn entstehen lässt. Die Vereinigten Staa- ten wuchsen unter anderem deshalb zu ihrer heutigen Größe. Es waren auch europäische Flüchtlinge und Aus- wanderer, die Amerika formten. Heute profitieren wir von ihrem Vermächtnis. Der Mangel an legalen Wegen stärkt die Schleuser Deshalb sollten Flüchtlinge unbürokratischer eine Ar- beitserlaubnis und später eine Staatsbürgerschaft erhalten können. Bangladesch etwa gewährt den Rohingyas prin- zipiell nicht die Staatsbürgerschaft. Ähnlich ergeht es den Palästinensern im Libanon oder in Syrien. Auch europä- ische Staaten tun sich schwer damit, Flüchtlinge und Mi- granten einzubürgern. Europa hat bisher kein wirkliches Konzept zum Um- gang mit Flüchtlingen oder Migranten. Eine sichere und legale Einreisemöglichkeit für Flüchtlinge gibt es nach wie vor nicht. Dabei wäre es vor dem Hintergrund der Syrienkrise entscheidend, die Lasten gerecht aufzuteilen, nach wirtschaftlicher Stärke – und das nicht nur in Eu- ropa, sondern weltweit. Derzeit gibt es weder ein solch geordnetes System, noch bringen alle Länder, die dazu in der Lage wären, den Willen auf, Schutzsuchende in ihr Land zu lassen. Doch solange es keine sichere und legale Form der Einreise gibt, nutzen Flüchtlinge und Migranten Schlepper, um zu fliehen. Ein Eritreer etwa, der in Deutschland Asylrecht genießt, könnte mit einem Bruchteil des Geldes, das Schlepper kassieren, ein Flug- zeug besteigen und nach Europa fliegen. Diese Mög- lichkeit aber existiert nicht. Hart schottet sich zum ­Beispiel auch Australien ab. Das Land fängt Flücht- lingsboote auf hoher See ab und zwingt sie zur Umkehr, bevor sie australisches Hoheitsgebiet erreichen. Der Chef der Internationalen Organisation für Mi- gration in Niger, Giovanni Loprete, vertritt die Ansicht, man könne Flüchtlinge trotz allem nur begrenzt davon abhalten, ihr Land zu verlassen, vor allem, wenn Krieg und Verfolgung drohten. Auch Aufklärungsarbeit über Fluchtrisiken habe Grenzen. „Die kennen die Gefahren“, sagt Loprete. „Sie gehen trotzdem.“ Ähnlich verhalte » Oxford-Professor Paul Collier plädiert für neue Regeln rund um Flucht und Migration. Bisher herrsche bei dem Thema viel Emotion und wenig Wissen vor. „Exodus – Warum wir Einwanderung neu regeln müssen“, Siedler Verlag Ein neues Zuhause „Flüchtlinge Willkommen“ heißt ein deutsches Start-up- Unternehmen mit Sitz in Berlin, das freie Zimmer, etwa in Wohngemeinschaften, an Flüchtlinge vermittelt. Inzwischen haben sich mehr als 1.500 interessierte Wohnungsanbieter in ganz Deutschland auf der Website registrieren lassen. Quellen: UNHCR, IOM, Eurostat, Frankfurter Allgemeine Zeitung, New York Times, Flüchtlinge Willkommen Robuste Notunterkünfte Das Unternehmen IKEA hat für die Vereinten Nationen ein Nothilfehaus entwickelt, das Flüchtlinge besser vor Wind und Wetter schützt. In einigen Teilen der Welt soll es die bisherigen Zelte ablösen, die meist nur sechs Monate halten und weniger robust sind. Demgegenüber verspricht das IKEA-Haus eine bessere Isolierung und eine Lebens- dauer von drei Jahren. Beispielhafte Gastlichkeit „Welcome Dinner“ ist eine Initiative aus Schweden, bei der Familien Flüchtlinge zu einem Abendessen einladen. Man lernt sich kennen, isst zusammen und verbringt einen – hoffentlich – ange- nehmen Abend. Inzwischen gibt es viele Nachahmer in anderen Ländern und Städten, etwa in Berlin, Hamburg oder Athen.

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