AKZENTUIERT akzente 4/1518 Welt abspielt, war der Flüchtlingsstrom nach Europa immer deutlich kleiner. Insgesamt befanden sich Ende 2014 annähernd 60 Millionen Menschen auf der Flucht, wie Zahlen des Flüchtlingshilfswerks UNHCR belegen; das waren acht Millionen mehr als im Jahr zuvor. Einige, Palästinenser etwa, leben seit Generationen als Flüchtlinge. Andere, wie Syrer oder Ukrainer, fliehen vor neuen Kriegen, wäh- rend seit Jahren schwelende Konflikte etwa im Kongo, Sudan, in Somalia oder Afghanistan bis heute nicht be- friedet sind. Allein zweieinhalb Millionen Menschen aus der sudanesischen Darfur-Region mussten ihre Häuser verlassen, eineinhalb Millionen Afghanen sind nach Pakistan geflohen. Die Welt gerät aus den Fugen: In den vergangenen fünf Jahren sind 15 weitere Kriege und Konflikte ausgebrochen. Ein verheerender Kreislauf aus Elend und Flucht Doch es ist nicht nur Krieg, der die Menschen aus ihrer Heimat treibt. In Myanmar fliehen muslimische Rohin- gya vor systematischer Verfolgung. Auch sie machen sich auf in unsichere Gewässer und sterben auf hoher See, weil ihre Boote untüchtig sind und weil ihnen die Schiffe anderer Nationen kaum Beachtung schenken. Allein in diesem Jahr sollen sich viele Tausend Rohingya aus Myan- mar und Bangladesch über den Golf von Bengalen nach Malaysia, Indonesien oder Thailand aufgemacht haben. Oder es sind Dürren und andere Naturkatastro- phen, die ins Elend führen. Und das Elend führt zur Flucht – oder zum Krieg und dann zur Flucht. Einer Studie des Klimatologen Colin Kelley zufolge zog die Dürreperiode im Nordosten Syriens, verursacht durch den Klimawandel und eine verfehlte Wasserpolitik, zwi- schen 2006 und 2009 eineinhalb Millionen Menschen – meist verarmte Bauern – aus ländlichen Gegenden in die Städte. Das erhöhte den Druck auf den Machthaber Baschar al-Assad und könnte zum Aufstand gegen ihn beigetragen haben. Der Krieg in Syrien, der seit vier Jahren tobt, hat die halbe Bevölkerung entwurzelt: Elf Millionen Syrer muss- ten ihre Wohnungen verlassen, rund vier Millionen da- von sind außer Landes geflohen. Damit ist Syrien die größte „Quelle“ von Flüchtlingen überhaupt. Zugleich wurde der Nachbarstaat Türkei zum welt- weit größten Aufnahmeland: Nach den jüngsten UNHCR-Erhebungen leben dort 1,6 Millionen Flücht- linge, darunter mehr als eine Million Syrer. Danach fol- gen die Länder Pakistan, Libanon, Iran, Äthiopien und bINNENVERTRIEBENE Projekt: Neuanfang für eNTWURZELTE IM EIGENEN lAND Auftraggeber: auswärtiges Amt PolitischeR Träger: Afghanisches ministerium für Flüchtlinge und Repatriierung Laufzeit: 2013 BIS 2016 AFGHANISTAN Mehrere Hunderttausend Menschen haben ihr Zuhause verlassen. Die GIZ unterstützt Afghanistan dabei, diesen Binnenvertriebenen ein neues Leben zu ermöglichen, indem sie zum Beispiel für temporäre Unterkünfte, eine bessere Trinkwasserversorgung oder neue Gemeindezentren sorgt. www.giz.de/de/weltweit/24299.html 1 AUS DER ARBEIT DER sport für Flüchtlinge Projekt: Über Fussball Jugendliche für Berufsbildung interessieren Auftraggeber: bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung PolitischeR Träger: bildungs- und arbeitsministerium der palästinensischen autonomiebehörde Laufzeit: 2014 BIS 2016 PALÄSTINENSISCHE GEBIETE Die GIZ bildet Trainer aus, um mit Jugendlichen aus Flüchtlingslagern spie- lerisch in Kontakt zu kommen und ihnen dabei gleichzeitig Ausbildungsmög- lichkeiten aufzuzeigen. www.giz.de/fachexpertise/html/18311.html foto:GettyImages/Per-AndersPettersson(S.19)