akzente 2/1530 ERKLÄRT HEINZ-MICHAEL HAUSER ist Integritätsberater der GIZ. Transparenz, Integrität, Rechenschaftspflicht – für diese Werte steht die GIZ weltweit. Wie es gelingt, diese Grundsätze zu leben, erläutert Heinz-Michael Hauser. Compliance leben S tellen Sie sich vor: Eine GIZ-Mitarbei- terin muss ein Auto entzollen, von ihr wird ein „Trinkgeld“ verlangt, sie be- steht darauf, den regulären Betrag zu zahlen, und muss dafür drei Tage auf das Fahrzeug warten. Dies ist nur eine der Situationen, in die GIZ-Mitarbeiter tagtäglich bei der Erfüllung ihrer Aufträge gelangen. Doch nicht alle Ge- gebenheiten sind so offensichtlich als korrupt zu erkennen wie dieser Fall. Korruption ist auch dort, wo man sie nicht erwartet. Um wirkungsvoll zu arbeiten und in dem, was wir tun, glaubhaft zu bleiben, müssen wir die Einhaltung von Gesetzen, Vorgaben und in- ternationalen Standards gewährleisten – ge- nau das bedeutet Compliance. Meine Aufgabe ist es, neue Mitarbeiter schon vor Dienstantritt für Situationen, die derartige Risiken bergen, zu sensibilisieren. Bereits mit der Unterzeichnung des Arbeits- vertrages verpflichtet sich jeder Mitarbeiter zur Einhaltung eines integren Verhaltensko- dexes. Eine Gebrauchsanweisung für den Einzelfall ist das aber nicht. Deswegen erkläre ich immer wieder, wie wichtig es ist, auf- merksam zu sein und bewusst zu handeln. Bei konkreten Fragen und Unklarheiten ste- hen die Integritätsberater als neutrale An- sprechpartner zur Seite. Hinweisgeber, die anonym bleiben wollen, können sich auch an die externe Ombudsfrau der GIZ wenden. Viele der Regelungen, die bei uns zum Alltag gehören, werden von unseren Auftrag- gebern aktiv eingefordert. Ein Beispiel ist die Transparenz der Abrechnung. Die GIZ führt in allen Büros regelmäßige interne Kontrol- len durch, um Schwachstellen rechtzeitig zu erkennen und Fehlern vorzubeugen. Gemäß internationalen Standards nehmen wir zu- sätzliche Prüfungen vor, die vom Deutschen Institut für Interne Revision zertifiziert sind. Es mag Zeit und Ressourcen kosten, die bekommen, etwa das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Ent- wicklung oder das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsi- cherheit und damit die GIZ. Den Prüfern liegen alle Akten, Belege und Daten uneinge- schränkt vor. In ähnlichen Verfahren lassen wir uns vom Europäischen Rechnungshof, den Landesrechnungshöfen und von exter- nen Wirtschaftsprüfern kontrollieren. Hinzu kommt die externe Qualitätskontrolle des Entwicklungsministeriums, in der jedes Jahr die Wirtschaftlichkeit von 50 Projekten welt- weit untersucht wird. Alle Empfehlungen der Prüfenden setzen wir direkt um. Dies ist eine anspruchsvolle Aufgabe, denn die GIZ ist heute breiter denn je aufge- stellt: Aufträge kommen aus der Wirtschaft, von Regierungen und der Europäischen Union. Jeder Auftraggeber hat andere Anfor- derungen. Hier kommt für uns Compliance als Wettbewerbsvorteil ins Spiel. Dadurch, dass wir als Unternehmen regelkonform und verantwortungsbewusst handeln und uns an internationalen Standards wie denen des Global Compact messen lassen, werden wir als professioneller Dienstleister bevorzugt be- auftragt. Mit Blick auf die Zukunft bin ich überzeugt, dass Compliance ein immer wich- tigerer Bestandteil unserer Arbeit sein wird. Unsere Maxime lautet: offen mit Herausfor- derungen umgehen und mit Augenmaß, Ver- antwortung und Transparenz begründete Entscheidungen treffen. Frühere Beiträge aus der Rubrik „Erklärt“ über die Arbeit der GIZ finden Sie hier: www.giz.de/akzente. Teams der Kontrolle und Revision nach Tim- buktu, Manila oder Lima zu schicken. Mit Blick auf die Verantwortung, die wir unseren Geschäftspartnern gegenüber haben, lohnt dieser Aufwand allemal. Da ein Großteil unserer Arbeit aus Steu- ergeldern finanziert wird, lassen wir grundsätz- lich weitere externe Prüfungen durchführen – sowohl bei öffentlichen als auch bei privaten Aufträgen. Der Bundesrechnungshof prüft alle Stellen, die Haushaltsmittel vom Bund illustration:elliotbeaumont(S.30)