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GIZ-Akzente-2-15-Deutsch

akzente 2/15 25 Wie wichtig sind Compliance und Transparenz für ein Weltunternehmen wie Daimler? Beide sind wichtig und steigen weiter in ihrer Bedeutung. Natürlich geht es uns erst einmal um exzellente Produkte: Elegante und sichere Autos prägen das Markenbild. Aber für das Image ist es genauso wichtig, wie sich ein Unternehmen im Markt verhält. Wir wissen, dass unkorrektes Verhalten wirtschaftliche Folgen haben kann. Deshalb wollen wir an- ständig verdienen und anständig handeln. Warum wird Transparenz wichtiger? Die Sensibilität von Gesellschaften nimmt zu. Und das nicht erst seit der Finanz- krise. In vielen Ländern haben sich die Ge- setze geändert, sie fordern mehr Offenheit und stärkere Kontrollen. Dabei spielen auch die Neuen Medien eine große Rolle, die Infor- mationen schneller und leicht zugänglich ver- breiten. Wenn ein Unternehmen nicht sauber arbeitet, spricht sich das sehr schnell herum. Gab es solche Fälle auch bei Daimler? Ja, es gab auch bei uns Regelverlet- zungen und Korruption. Deshalb mussten wir uns 2010 vor der US-Börsenaufsicht und dem US-Justizministerium verantworten und eine Geldbuße von 185 Millionen Dollar zahlen. Zusätzlich wurde für drei Jahre der ehemalige FBI-Direktor Louis Freeh als unabhängiger Monitor beauftragt. Daraus haben wir gelernt. Worin lag Ihre größte Herausforderung bisher? Der Belegschaft wieder Sicherheit beim Thema Compliance zu geben, ihr zu erklären, was wir darunter genau verstehen. Wir ver- wenden übrigens lieber den Begriff Integrität. Compliance heißt eigentlich nur Regeleinhal- tung. Uns geht es aber mehr um Werte, an denen sich unser Handeln ausrichten soll, etwa um faire und korrekte Zusammenarbeit. Um einen Kompass, an dem sich die Be- schäftigten auch in schwieriger Lage orien- tieren können. Dafür haben wir viel unter- nommen: Wir haben eine neue, transparente Verhaltensrichtlinie erarbeitet und unser ge- samtes Regelwerk deutlich verschlankt. Haben Compliance-Beauftragte nicht haupt- sächlich eine Feigenblattfunktion? Das wäre etwas, mit dem man sich nach außen entlasten möchte. Bei uns trifft das aber nicht zu, denn das Kind war ja, wenn Sie so wollen, bereits in den Brunnen gefallen. Insofern hat Compliance bei Daimler keine Feigenblattfunktion, sondern ist ein wichtiger Teil der Geschäftstätigkeit. Unsere Parole lautet seither: Wer, wenn nicht wir? Werden diese Werte im Unternehmen gelebt? Wir sind ein großes Stück vorangekom- men, aber man kann sich immer verbessern. Weil wir die Belegschaft bei vielen der Neu- erungen einbezogen haben, identifiziert sie sich durchaus mit unseren Integritätsvor- schriften und richtet sich auch weitgehend danach. Wie groß ist das Problem der Korruption bei Daimler? Korruption macht nur noch einen sehr kleinen Teil der Verdachtsmomente aus. Meis­tens erweisen sie sich dann auch noch als nicht gerechtfertigt. Deshalb sind wir aber nicht für alle Zeiten vor Korruption ge- feit. Dagegen anzugehen, ist eine permanente Aufgabe. Gerade in Ländern, in denen Korrup- tion weiter verbreitet ist als bei uns, müssen wir den Mitarbeitern Anleitungen mit auf den Weg geben, damit sie handeln können, ohne sich selbst unkorrekt zu verhalten. Anderer- seits wollen wir auch kein umfassendes Überwachungssystem, wir sind ja kein Poli- zeistaat. Wo sehen Sie Grenzen der Transparenz? Beim Persönlichkeits- und Datenschutz. Das heißt, dass wir zwar Statistiken über Re- gelverstöße führen, aber niemanden an den Pranger stellen. Die Daten sind anonymisiert. Wir ermitteln auch nicht einfach gegen je- manden, sondern gehen nach festen, grund- rechtskonformen Verfahrensregeln vor. Das gewährleistet eine effektive und transparente Aufklärung von Verstößen. So untersuchen wir zum Beispiel den Mailverkehr eines Mitarbei- ters nur, wenn es einen eindeutigen Verdacht auf Missbrauch gibt. Persönlichkeitsrechte sind ein heikles Thema, das nicht mit falsch verstandener Transparenz zu verwechseln ist. Interview: Friederike Bauer „Anständig verdienen und handeln“ Christine Hohmann-Dennhardt ist seit 2011 im Vorstand der Daimler AG und dort zuständig für Integrität und Recht. Damit nimmt die promovierte Juristin, Politikerin und frühere Rich- terin am Bundesverfassungsgericht eine Ausnahmestellung in der deutschen Wirtschaft ein. Christine Hohmann-Dennhardt, Vorstand bei Daimler foto:DaimlerAG-GlobalCommunicationsMercedes-Benz(S.25) akzente 2/1525

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