13akzente 2/15 > AUF EINEN BLICK Die Mongolei ist eines von vielen Ländern, aus denen die GIZ Gäste empfängt: Jedes Jahr reisen mehr als 300 Delegationen aus aller Welt nach Deutschland. Die Besucher, oft hochrangige Vertreter der jeweiligen Regierungen, tauschen sich in Expertengesprächen über Politik-, Reform- und Veränderungsprozesse in Deutsch- land und Europa aus, um Reformimpulse in ihre Länder zu tragen. Zudem ermögli- chen die Reisen ihnen, ihre eigenen Anliegen und Erfahrungen in Deutschland zu vermitteln. Die Themen der Reisen reichen vom dualen Ausbildungssystem über erneuerbare Energien bis hin zur Rechts- und Justizreform. Internationale Delegationen > AnsprechpartneRin Sigrid Vesper > delegationen@giz.de arbeitsminister auf der Großbaustelle im Herzen Berlins, wo das historische Stadt schloss wiedererrichtet wird, noch einmal ganz handfest von den Sicherheitsstandards, die sie auch für ihr Land erreichen wollen: Helm, Warnweste und Sicherheitsschuhe für alle, ein unabhängiger Sicherheitskoordina tor auf dem Gelände mit Autorität gegenüber der Baufirma, gut sichtbare Rettungspläne, sichere Gerüste, ein eigener Container für Erste Hilfe. Zurück in der Mongolei wird Buyanne mekh von der beeindruckenden Berliner Baustelle erzählen, kündigt er an – und übri gens auch von den vielen jungen norwegi schen Männern, die er unterwegs mit Kin derwagen beobachtet hat. Dann will er sich noch tiefer in die deutschen und norwegi schen Regeln zur Arbeitssicherheit einarbei ten und sein neues Wissen zu Hause vermit teln. Die Ingenieurin Urgamal hofft, dass die Delegierten nach der Reise an der Umset zung höherer Sicherheitsstandards mitarbei ten können. Delegationsleiter Batkhuyag gibt seitens des Arbeitsministeriums dafür schon grünes Licht: „Dieses Team hat jetzt viele Informationen aus erster Hand gesam melt und wichtige Kompetenzen erworben. Die Mitglieder bleiben in Kontakt.“ Sichtbarkeit: Boris Buyan- nemekh gefällt, dass er ohne Helm und Warnweste keine deutsche Baustelle be- treten darf. den Sektoren gezählt“, sagt er. „Fast täglich sitzen Frau en weinend in meinem Büro, weil zum Beispiel der Famili envater vom Baugerüst gefallen ist“, berichtet er betroffen. Zu oft könne er nicht helfen, weil nicht gesetz lich geregelt ist, wer nach tödlichen Unfällen Versorgungsleistungen für die Hinterbliebe nen zahlen muss. Die Schicksale belasten den engagierten Arbeitsschutzexperten. „Der ökonomische Aufschwung soll der Gesell schaft dienen, deswegen müssen wir es schaf fen, dass Unfälle gar nicht erst passieren.“ Die Reise nach Norwegen und Deutschland unterstützt dieses Ziel. Spä testens im Herbst 2015 soll die mongo lische Arbeitsschutzgesetzgebung novel liert werden – im Vorfeld wollen die abgesandten Politiker, Inspektoren, Ge werkschafter und Arbeitgebervertreter Einsicht in hohe Standards bekommen, um zu Hause die Debatte mit neuen In formationen und Argumenten zu berei chern. „Norwegens System interessiert die Teilnehmer deshalb, weil das Land eine Ent wicklung hinter sich hat, wie sie die Mongo lei vielleicht vor sich hat“, sagt Batbold Ot gonbayar von der GIZ in der Mongolei, der die Gruppe begleitet. „Die erfolgreiche Wirt schaft der Norweger gründet auf dem Roh stoffabbau und in diesem Sektor hat das Land maßgebliche Erfahrung mit Arbeitssi cherheit und Gesundheit gesammelt.“ Die Delegationsreise wurde von der GIZ im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie organisiert, denn Deutschland ist mit der seit 2011 bestehen den deutsch-mongolischen Rohstoffpartner schaft für die Mongolei auch der wichtigste Ansprechpartner bei Arbeitssicherheit und Gesundheit. Positive Beispiele vorzustellen, ist ein wichtiger Teil der deutschen Beratung. Berliner Stadtschloss: Ortstermin auf der Baustelle Von Oslo fliegt die Gruppe deshalb weiter in die deutsche Hauptstadt. Auch für Urgamal ist es der erste Besuch in Europa und die Me tropole an der Spree erobert gleich ihr Herz. „Berlin hat eine Aufbruchsstimmung, die mir aus Ulan-Bator vertraut ist“, schwärmt sie. Die Ingenieurin ist in einer ländlichen Pro vinz aufgewachsen, aber geschäftige Groß städte gefallen ihr. Im Bundesministerium für Arbeit und Soziales lässt sich die Gruppe von der Vertre terin der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin die Besonderheit des deutschen Systems erklären: Neben dem Staat ist die Unfallversicherung per Gesetz an der Sicherheit am Arbeitsplatz beteiligt. Das gefällt Buyannemekh. „Damit ist das ge meinsame öffentliche und private Interesse am Schutz der arbeitenden Bevölkerung poli tisch klar definiert.“ Zum Abschluss der Reise überzeugt er sich gemeinsam mit dem mongolischen Vize