ENGAGIERT 33akzente 1/15 Madagaskar ist das wichtigste Herkunftsland für die „Königin der Gewürze“. Die Symrise AG unterstützt mit Hilfe der GIZ Kleinbauern und ihre Familien und erhält im Gegenzug Vanille von höchster Qualität. Beste Vanille FÜR ein Besseres leben TEXT Timot Szent-Ivanyi FOTOS GUY STUBBS D ie Frage kommt René Totoantsarika reichlich komisch vor. „Vanilleeis?“ Er zieht die Stirn kraus. Nein, so etwas habe er in seinem ganzen Leben noch nicht probiert. Aber irgendetwas mit Vanille müs- se er doch schon einmal gegessen haben, wundert sich der Besucher. Totoantsarika denkt eine Weile nach und stützt sich auf seine Machete. Ein Lächeln huscht über sein Gesicht: Ja klar, Kekse! Kekse mit Vanille habe er schon einmal gekostet. Lecker seien die gewesen, erinnert er sich. Leichtfüßig tritt der Mittvierziger durch das Unterholz auf einen kleinen Baum zu, der mit einer erbsengrünen Kletterpflanze bewachsen ist. Er prüft ihre Wurzel, streicht vorsichtig über die Blätter, kappt einige Ranken. Diese Pflanze und weitere, die in dem Waldstück wachsen, sind sein Schatz: René Totoantsa- rika ist Vanillebauer. Und er ist Teilnehmer eines Programms, mit dem die GIZ die Le- bensbedingungen von Kleinbauern auf Ma- dagaskar verbessert. Dabei kooperiert die GIZ mit den Firmen Unilever und Symrise. Vanille ist nicht nur eines der weltweit beliebtesten Gewürze, es ist auch eines der kostbarsten: Nur Safran ist noch teurer als die „Königin der Gewürze“. Heute stammen rund 80 Prozent der weltweit verkauften na- türlichen Vanille aus Madagaskar, das meiste davon aus der fruchtbaren Sava-Region im Nordosten. Hier lebt auch Totoantsarika, im Dorf Maroambihy. Geduldig erklärt Totoantsarika, wie auf- wendig der Anbau von Vanille ist. Die Kletter- pflanze gedeiht am besten im Dickicht des Dschungels und braucht bis zur ersten Blüte mindestens drei Jahre. Jede Blüte muss einzeln per Hand bestäubt werden, denn die auf die Vanille-Orchidee spezialisierten Bienen- und Kolibriarten gibt es ausschließlich in Mittel- amerika. Die gelbgrünen Blüten blühen nur nacheinander auf und verwelken ebenso, jede Blüte für sich, schon nach wenigen Stunden. „Allein mit dem Bestäuben bin ich wochen- lang beschäftigt“, berichtet Totoantsarika. Er macht vor, wie es geht: Mit einem Holzstäb- chen wird die Narbe vorsichtig angehoben, an- schließend der Pollen behutsam auf die Spitze der Narbe gedrückt. Die grünen Schoten, die schließlich geerntet werden, erhalten den cha- rakteristischen Geschmack und die schwarze Farbe erst später, durch Fermentierung. Geschäfte ohne Zwischenhandel Doch so aufwendig der Vanilleanbau auch ist – zum Leben reicht er kaum. Totoantsarika lädt zu sich nach Hause ein: eine Holzhütte, viel- leicht neun Quadratmeter groß, darin zwei Betten für sich und seine Frau sowie den fünf- jährigen Sohn und die zweijährige Tochter. Tisch und Regal, ein kleines Radio, eine Ta- schenlampe und zwei Koffer mit Bekleidung. Unweit des Hauses liegt ein kleines Reisfeld, das Totoantsarika von seinen Eltern geerbt hat. „Aber damit kann ich meine Familie nicht satt bekommen“, sagt er. Die geernteten Vanilleschoten verkauft Totoantsarika in der Regel an Zwischenhänd- ler. Da der Preis allerdings stark schwankt – 2004 erreichte er auf dem Weltmarkt mehr» GUTE Investition Mit develoPPP.de fördert das Bundesmi- nisterium für wirtschaftliche Zusammen- arbeit und Entwicklung das Engagement der Privatwirtschaft dort, wo unternehme- rische Chancen und entwicklungspoliti- scher Handlungsbedarf zusammentreffen. develoPPP.de richtet sich an Unterneh- men, die in Entwicklungs- und Schwel- lenländern investieren wollen, und bietet ihnen finanzielle und fachliche Unterstüt- zung. Seit 1999 hat die GIZ mehr als 700 solcher Partnerschaften begleitet. www.develoPPP.de » Frucht der Mühe: Vanille anzubauen ist aufwendig und dauert sehr lang – das macht sie zum zweit- teuersten Gewürz überhaupt.