AKZENTUIERT akzente 1/15 19 » dass sie trotz ihres Abschlusses keine Beschäftigung fanden. In Ägypten war es nicht nur die Wut auf den Sicherheits- apparat, auf fehlende Meinungsfreiheit und allgegenwärti- ge Korruption, die zu Massenprotesten führte. Hinzu kam Ärger über Engpässe bei der Versorgung mit Mehl und Brot sowie über die schlechte Qualität der öffentlichen Bil- dung. Steigende Preise und geringe berufliche Chancen sorgten für eine explosive Stimmung. Junge Erwachsene ohne wirtschaftliche Perspektive und deswegen häufig oh- ne Aussicht, eines Tages auf eigenen Beinen stehen und ei- ne Familie gründen zu können, waren die Triebkräfte der „Arabellion“ in Ägypten. Auslöser der Proteste in der arabischen Welt war eben- falls ein junger Mann: der tunesische Gemüsehändler Mo- hamed Bouazizi, 26 Jahre alt. Nach dem Tod seines Vaters ernährte er die Familie durch einen fahrenden Gemüse- stand. Mehrmals vertrieb ihn die Polizei, weil er keine Ge- nehmigung hatte, dann nahm sie ihm seine Ware und seine Waage weg. Er beschwerte sich bei der Stadtverwaltung – erfolglos. Im Polizeiarrest wurde er geschlagen. Aus Protest über diese Demütigungen steckte er sich in Brand. Seine Selbstverbrennung im Dezember 2010 wurde ein Fanal. Die engsten Freunde um sich und jede Menge Zeit: Gänzlich unbeschwert ist die Jugend allenfalls in manchen westlichen Industrieländern. „Das Gefühl, dass mein Leben ewig währen könnte, dauerhafter als das Meer, die Erde und alle Menschen.“ joseph conrad in seiner Erzählung „Jugend“ (1902) 90%der Menschen im Alter von 10 bis 24 Jahren leben in Entwicklungs- ländern. 183,456 akzente 1/1519