Bildungsarbeit und Frauenförderung in der Stammesgesellschaft

Peer Gatter, Leiter des FATA-Entwicklungsprogramms, über Leben und Arbeit in Pakistan.

 

 

Salam aus Islamabad,

als Leiter des FATA-Entwicklungsprogramms in Pakistan bin ich für eine Region zuständig, die ich zuletzt vor 25 Jahren als Journalist bereist habe, die einst Federally Administered Tribal Areas (FATA) genannten Stammesgebiete an der Grenze zu Afghanistan. Erst 2018 wurde dieser Landstrich als „Merged Areas“ in die benachbarte Provinz Khyber Pakhtunkhwa integriert und in regionale Entwicklungspläne einbezogen. Diesen Prozess unterstützen wir.

Da die Provinz sicherheitsbedingt kein Wohnstandort ist, pendle ich mit sondergeschützten Fahrzeugen zwischen Islamabad und Peschawar. Hier trifft unser Team Vertreter von Gesundheits- und Bildungsbehörden, denn ein Schwerpunkt unseres Programms liegt auf der Verbesserung der Dienstleistungen von Gesundheitsstationen und Schulen.

Im Rahmen von Dialogforen zwischen Staat und Zivilgesellschaft begegne ich Stammesältesten und Mitarbeiterinnen der von uns eingerichteten „Gender Desks“. Dies leider aus Sicherheitsgründen in Peschawar und nicht in den Stammesgebieten. Gezielt gefördert wird die Mitbestimmung von Frauen, die in der paschtunischen Stammesgesellschaft traditionell wenig gehört werden.

Für die Offenheit und Herzlichkeit meiner pakistanischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bin ich sehr dankbar. Ihr hohes Engagement und ihre Kompetenz machen unsere Zusammenarbeit sehr fruchtbar. Als studierten Islamwissenschaftler und Politologen fasziniert mich die Kultur der Indus-Region. Neben den Zeugnissen aus der Zeit des Buddhismus und der Mogul-Ära sind hier auch moderne Funktionsbauten aus der Gründungszeit Pakistans zu bestaunen.

Am Wochenende führen mich Wanderungen in den nahen Islamabad National Forest. Gleich hinter meinem Haus ragen die bewaldeten Margalla-Hügel empor, die eine fantastische Aussicht über die Stadt bieten. Hier lässt sich auch eine vielfältige Tierwelt bewundern. Als begeisterten Ornithologen locken mich Himalajabülbül und Lachtaube, aber auch die Affenhorden und Wildschweinrudel. Selbst Leoparden soll es hier geben.

Herzliche Grüße

Peer Gatter

aus akzente 1/2021