Damit alle von KI profitieren
Faire künstliche Intelligenz mit Partnerländern zu entwickeln und einzusetzen – daran arbeitet die GIZ. Wie das aussieht und wie es Hunderten Millionen Menschen in Afrika und Asien weiterhilft, erklären Petra Zimmermann-Steinhart und Bernd Lakemeier.
Offen, transparent, fair und gerecht: Das sind für uns in der GIZ wichtige Punkte, wenn wir an Programmen zu künstlicher Intelligenz (KI) arbeiten. Wir sehen darin einerseits große Chancen für die internationale Zusammenarbeit und das Erreichen der Nachhaltigkeitsziele. KI kann indes auch Ungleichheiten antreiben oder Erfolge nach Projektende verpuffen lassen, wenn ein falscher Ansatz verfolgt wurde. Genau dem wollen wir mit offenen KI-Bausteinen und Open-Source-Software für die digitale Transformation entgegenwirken.
Weil Digitalisierung wichtig für die Entwicklung unserer Partnerländer ist, arbeiten wir im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung bereits seit 2019 an nachhaltigen Lösungen. Dabei gibt es eine tragende Säule: die Initiative FAIR Forward. Sie ist Ideengeberin für KI-Projekte und arbeitet unter dem Motto „Künstliche Intelligenz für alle“. Zusätzlich haben wir ein Team aus Spezialist*innen in der Zentrale, das Vorhaben berät und unterstützt, so dass Ideen erprobt und später erweitert werden können.
KI muss viele Sprachen lernen
Wie erreichen wir das? Damit möglichst viele von KI profitieren können, muss die Technologie zunächst viele Sprachen „sprechen“ und „verstehen“. Sprachbasierte KI bietet ein großes Potenzial, um Wissen zu vermitteln. Häufig ist sie aber nur auf Englisch verfügbar – dabei sprechen lediglich 1,5 der insgesamt rund acht Milliarden Menschen auf der Welt Englisch. Vor allem bei afrikanischen und asiatischen Sprachen herrscht bei KI noch ein Mangel. FAIR Forward hat deshalb in den vergangenen Jahren mit Partnern etwa in Uganda, Kenia, Ruanda, Indien und Indonesien Millionen von Sprachdatensätzen in Sprachen wie Kiswahili, Kinyarwanda und Luganda aufgebaut und sie frei für alle verfügbar gemacht, mit der „Lizenz zum Weiterverbreiten“. Die GIZ ist damit im Bereich der afrikanischen und asiatischen Sprach-KI zum Vorreiter in der internationalen Zusammenarbeit geworden – gemeinsam mit grandiosen Umsetzungspartnern wie der Tech-Stiftung Mozilla, dem Lacuna Fund, Translators without Borders, dem Indian Institute of Science (IISc) und vielen mehr.
Mit unseren Entwicklungen haben wir die Teilhabe von mehr als 600 Millionen Menschen in Asien und Afrika an KI-Dienstleistungen vorbereitet. Sie können sich zum Beispiel mit Chatbots unterhalten, um Dienstleistungen vom Staat abzurufen oder auch landwirtschaftliches Know-how. Wir haben etwa in Kenia ein System mitentwickelt, mit dem Bäuerinnen und Bauern ihre Ernteerträge besser einschätzen können. In Peru unterstützen wir mittels künstlicher Intelligenz die staatlichen Ermittler bei der Bekämpfung von Geldwäsche.

Petra Zimmermann-Steinhart leitet die Abteilung Methoden, Digitale Transformation, Innovation in der GIZ.
Bernd Lakemeier leitet die Abteilung Wirtschaft, Soziales, Digitalisierung in der GIZ.
Verbindung mit der GIZ-Lernplattform atingi
Die Zusammenarbeit von FAIR Forward mit der Online-Lernplattform atingi zeigt, wie wir KI mit weiteren weltweit wirkenden Digitalangeboten verknüpfen. Atingi, entwickelt von der GIZ im Jahr 2019, stellt ein vielfältiges Weiterbildungsangebot bereit. Besonders erfolgreich sind die Kurse zu künstlicher Intelligenz, die bereits 120.000 Menschen digital absolviert haben. Dazu kommen KI-Kurse direkt vor Ort, etwa für Frauen. Ein Beispiel: In Südafrika können Programmiererinnen ihr Wissen in Datenwissenschaften und KI erweitern. Absolventinnen tragen ihr Wissen weiter, um damit etwa bei der nationalen Wetterbehörde bessere Vorhersagen zu ermöglichen. Auch Mitarbeitende in Ministerien können sich zu KI weiterbilden. Denn nur wenn klar ist, was hinter dieser neuen Technologie steckt, können Regierungen damit umgehen.
Künstliche Intelligenz für Klimaschutz
Ein Aspekt, der uns künftig noch mehr beschäftigen wird, ist KI für Klimaschutz. In Indonesien haben wir bereits ein Projekt für einen besseren Schutz der Wälder realisiert. Mit Hilfe von KI kann man nun besser erkennen, wo besonders kohlenstoffreicher und bedrohter Regenwald liegt, der erhalten werden muss. Solche Wälder können später auch als Kohlenstoffspeicher in den nationalen Klimaschutzplänen angerechnet werden. Ein Ansatz, der bereits auf Indien und Westafrika ausgeweitet wurde.
An all diesen Beispielen sieht man: GIZ wirkt, denn unsere KI-Tools sind wichtige Bausteine, die global für unterschiedliche Themen genutzt werden können. Sicher gibt es Technologie-Giganten mit mehr Geld und Know-how, mit denen wir uns nicht ganz messen können. Doch die GIZ setzt sich gezielt für kleine, spezialisierte und ressourcenschonende, offene KI-Modelle ein. Der Vorteil hierbei ist, dass wir die KI teilen, damit Märkte und Innovation vor Ort entstehen können. Davon profitieren insbesondere lokale Unternehmen und NGOs, die spannende, innovative Ideen haben und auf unsere Daten zugreifen können.
Spielregeln für KI
Künstliche Intelligenz ist jedoch nicht per se gut, sie braucht Spielregeln. Wir haben mehrere Länder in Afrika und Asien dabei unterstützt, nationale KI-Strategien zu erarbeiten, und geben Empfehlungen zur Regulierung, damit KI fair bleibt und keine neuen Abhängigkeiten schafft. Die EU hat ein Zeichen gesetzt und 2024 das weltweit erste umfassende KI-Gesetz verabschiedet.
KI-Zusammenarbeit zum Nutzen aller
Wir haben mit KI in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit in den vergangenen Jahren viel erreicht. Doch das Tempo, in dem Fortschritt und Wandel geschehen, ist in diesem Bereich extrem hoch. Gleichzeitig wird künstliche Intelligenz zum geopolitischen Spielball, globale Normen der Zusammenarbeit bröckeln. Wie können wir in diesem Umfeld als Dienstleister der Bundesregierung faire KI-Kooperationen weiter voranbringen? Erstens durch klare Prinzipien, zweitens kluge Umsetzung und drittens Investitionen in globale öffentliche KI-Güter als Basisbausteine für KI-Innovation. Denn der Bedarf an internationaler KI-Zusammenarbeit zum Nutzen aller steigt stark an, in den Partnerländern – und in Europa.