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Globale Verantwortung, afrikanische Impulse GIZ
Feature

Globale Verantwortung, afrikanische Impulse

„Solidarität, Gleichheit, Nachhaltigkeit“ – dieses Motto hat sich Südafrika für seine G20-Präsidentschaft gegeben. Die GIZ unterstützt das wichtige Partnerland Deutschlands mit einem umfassenden Portfolio.

Text: Ronja Schneider und Brigitte Spitz
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Josephilda Nhlapo-Hlope

„Was auch immer wir tun, es muss nachhaltig sein. Für unseren Planeten. Und für jedes einzelne Kind, damit es die Chance hat, das Beste aus seinem Leben zu machen.“ 

Josephilda Nhlapo-Hlope
Vorsitzende der G20-Arbeitsgruppe für Entwicklung

Wenn Josephilda Nhlapo-Hlope, Vorsitzende der G20-Arbeitsgruppe für Entwicklung, über Gerechtigkeit spricht, hat sie eine klare Vision: Ohne Solidarität gibt es für die Regierungsmitarbeiterin aus Pretoria keine Gleichheit und ohne Gleichheit keine Nachhaltigkeit.

Südafrika führt erstmals die G20 an

Zum ersten Mal hat mit Südafrika ein afrikanisches Land die Präsidentschaft der G20 übernommen – ein historischer Moment für den Kontinent. Südafrika wählte Solidarität, Gleichheit und Nachhaltigkeit als Leitwerte für seine G20-Präsidentschaft – Werte, die tief in der eigenen Geschichte, insbesondere im Kampf gegen die Apartheid, verwurzelt sind. Der G20-Gipfel stellt eine doppelte Premiere dar: Er wird erstmals in Afrika ausgerichtet und die Afrikanische Union ist als offizielles Mitglied am Tisch vertreten. Damit erhält Afrika eine stärkere Stimme im Kreis der wichtigsten Volkswirtschaften der Welt und kann zentrale Themen, die den Kontinent bewegen, aktiv in die globale Agenda einbringen. 

Angesichts der globalen Herausforderungen setzt sich Südafrika im Rahmen seiner G20-Präsidentschaft für konkrete Fortschritte in zentralen Bereichen ein. Im Fokus stehen der Schutz vulnerabler Länder vor klimabedingten Katastrophen, faire Lösungen für die Schuldenlast des Globalen Südens und die Finanzierung einer sozial gerechten Energiewende. Südafrika bringt damit nicht nur afrikanische Perspektiven in den G20-Prozess ein, sondern setzt Impulse für eine internationale Zusammenarbeit, die Menschen in den Mittelpunkt stellt und globale Verantwortung neu denkt.

Gerechte Energiewende im Blick

Beim Thema der Just Energy Transition (JET) steht die Frage im Mittelpunkt, wie eine globale Energiewende gelingen kann, die ökologisch und wirtschaftlich tragfähig ist und den Menschen auch Einkommens- und Beschäftigungsperspektiven bietet. 

Südafrika verfügt über großes Potenzial bei Wind- und Solarenergie und hat auch zuletzt bei der Nutzung erneuerbarer Energien erhebliche Fortschritte erzielt. Doch noch stammt der meiste Strom aus einheimischer Kohle, was zu einer hohen Luftverschmutzung führt. Darauf weist Dr. Titus Mathe hin, Geschäftsführer des Südafrikanischen Nationalen Energieentwicklungsinstituts (SANEDI) und Mitglied der G20-Arbeitsgruppe zur Energiewende. Kohleverstromung trägt erheblich zu den CO₂-Emissionen bei, die den Klimawandel anheizen. Dessen Folgen bekommen die Menschen in Südafrika – und auf dem gesamten Kontinent – bereits heute durch Dürren und Überschwemmungen zu spüren. 

Just Energy Transition

Was bedeutet eine gerechte Energiewende, die „Just Energy Transition“? Der Begriff Transition – Übergang – beschreibt die schrittweise Umstellung auf kohlenstoffarme Technologien. Gerecht bedeutet, dass dieser Übergang keine negativen Auswirkungen auf die Gesellschaft, die Arbeitsplätze und den Lebensunterhalt haben wird. Es geht also nicht nur darum, von Kohle und Öl auf erneuerbare Energien umzusteigen, sondern auch darum, dass der Wandel für alle fair und integrativ ist.

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GIZ seit 30 Jahren am Kap Slebz Collen/GIZ

GIZ seit 30 Jahren am Kap

Um einen nachhaltigen Weg für die Energiewende einzuschlagen, will Südafrika Energie, Klimaschutz sowie berufliche und wirtschaftliche Perspektiven für die nächste Generation verbinden. Unterstützt wird das Land am Kap dabei von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Seit 1995 bringt die GIZ in Südafrika im Auftrag der Bundesregierung ihr Know-how ein und fördert unter anderem Vorhaben, die Energie, Klima, Beschäftigung und Berufsbildung zusammenführen. 

Bundesentwicklungsministerin Reem Alabali Radovan sagte jüngst in einem Interview, es sei klug, die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Südafrika zu stärken. Als ressourcenreiches Schwellenland ist Südafrika der am weitesten entwickelte Industriestandort auf dem Kontinent und Tor zum afrikanischen Binnenmarkt. Ende Juli 2025 reist Alabali Radovan zum Treffen der G20-Entwicklungsminister*innen nach Südafrika.

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Edward Lee Jesse David Preyser

Lernen für Südafrikas Energiewende

Südafrika und seine Energiewende: Eine Reise ans Westkap zeigt, wie junge Menschen beim Umbau des Energiesektors mitgenommen werden.

Zur Reportage

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Viaksha Mohabir

„Wir arbeiten strikt nachfrageorientiert. Wir folgen den Prioritäten unserer Partner und schaffen durch Beratung, Dialog und gemeinsame Planung Lösungen.“

Viaksha Mohabir
Beraterin der GIZ in der G20-Arbeitsgruppe zur Energiewende

„Unsere Arbeit wirkt direkt auf die Menschen vor Ort“, sagt Viaksha Mohabir, Beraterin der GIZ in der G20-Arbeitsgruppe zur Energiewende. „Ob eine Gemeinde, die ihren Energieverbrauch besser steuert, oder eine junge Frau, die im Energiesektor Arbeit findet: Ich habe erlebt, wie wir Seite an Seite mit unseren südafrikanischen Partnern Ergebnisse schaffen.“ Die GIZ baut auf vertrauensvolle Partnerschaften mit der Regierung, der Industrie und lokalen Institutionen. „Wir arbeiten strikt nachfrageorientiert. Wir folgen den Prioritäten unserer Partner und schaffen durch Beratung, Dialog und gemeinsame Planung Lösungen“, sagt Viaksha Mohabir. 

Erfahrungen mit der G20 teilen

Wie wichtig vorausschauende Planung ist, zeigte sich 2022, als das Kohlekraftwerk Komati symbolträchtig vom Netz ging. Dr. Titus Mathe hatte die Abschaltung der Anlage begleitet. Dabei zeigten sich erhebliche Defizite, berichtet er. Fehlende Jobs für die früheren Kohle-Arbeiter*innen und technische Probleme wie instabile Netze machten deutlich: Eine faire Energiewende braucht mehr als nur den Ausstieg aus der Kohle. 

Die GIZ setzt bei ihren Vorhaben darauf, nicht nur technisch und organisatorisch zu beraten. Sie unterstützt dabei, die Transformation sozial zu gestalten. Mit ihren Partnern bietet sie beispielsweise Weiterbildungs- und Umschulungsprogramme an und fördert lokale Unternehmen, um die Bevölkerung in den Umbau der Energiewirtschaft einzubinden. Zusätzlich unterstützt sie universitäre Programme, die Wissen über die Integration erneuerbarer Energien ins Stromnetz und über Reformen des Strommarktes vermitteln – beides ist entscheidend für den Erfolg der Energiewende in Südafrika. 

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Dr. Mathe

„Wir müssen uns auf die Dekarbonisierung einigen. Und wir müssen anerkennen, dass dieser Wandel Geld kostet. Es braucht internationale Finanzierungszusagen für echte Emissionsminderungen.“ 

Dr. Titus Mathe
Geschäftsführer des Südafrikanischen Nationalen Energieentwicklungsinstituts (SANEDI)

Signale vom G20-Gipfel erwartet

Für den G20-Gipfel Ende 2025 in Johannesburg hofft Dr. Titus Mathe auf klare Signale: „Wir müssen uns auf die Dekarbonisierung einigen. Und wir müssen anerkennen, dass dieser Wandel Geld kostet. Es braucht internationale Finanzierungszusagen für echte Emissionsminderungen.“ Südafrika will bis 2050 klimaneutral sein. Der Weg dahin müsse technologieoffen, aber konsequent sein, betont Dr. Mathe: „Und wir sollten uns darin einig sein, dass jedes Land seine Energiewende im eigenen Tempo, Umfang und Zeitrahmen gestalten darf.“ Energiesicherheit habe dabei oberste Priorität.

Josephilda Nhlapo-Hlope sieht es ähnlich. Im Büro der Entwicklungsexpertin laufen die Vorbereitungen für das Treffen der Entwicklungsminister*innen Ende Juli und den Gipfel auf Hochtouren. Das G20-Treffen der Staats- und Regierungschef*innen in Johannesburg sei nicht nur eine Plattform zur Mobilisierung von Ressourcen, sondern auch ein Ort für neue Ideen, betont sie: „Wir wollen auch den Kontinent repräsentieren – besonders Südafrika. Wir möchten, dass die Menschen uns sehen, wie wir sind: ein Land für Tourismus, für Partnerschaften und für Investitionen.“ Südafrika hat Potenzial – wie der ganze Kontinent.

Energiewende unterstützen

Die GIZ fördert in Südafrika die sozial gerechte Energiewende mit einem breiten Portfolio:

Unterstützung der Transformation des südafrikanischen Energiesektors im Auftrag des BMZ und kofinanziert vom Schweizer Staatssekretariat für Wirtschaft SECO
Kontakt: Nicole Taeumel

Verbesserung der Netz- und Systemintegration variabler erneuerbarer Energien im Auftrag des BMZ
Kontakt: Anna-Maria Heisig

Grünen Wasserstoff fördern im Auftrag des BMZ
Kontakt: Rebekka Hilz-D’bichi

Industrie, Luft- und Schifffahrt in Argentinien, Marokko und Südafrika klimaneutral gestalten im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMUKN) durch die Internationale Klimaschutzinitiative (IKI)
Kontakt: Alexander Mahler

Just Transition to a Decarbonised Economy for South Africa (JUST SA) im Auftrag des BMUKN
Kontakt: Christina von Heyden

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Gerechte Energiewende im Blick Slebz Collen/GIZ

Neue Jobperspektiven

Einkommens- und Beschäftigungsperspektiven für Südafrikaner*innen sind ein wichtiger Teil der sozial gerechten Energiewende: 

Berufliche Perspektiven für Beschäftigung im Auftrag des BMZ und kofinanziert vom Schweizer Staatssekretariat für Wirtschaft SECO und der EU
Kontakt: Kirsten Freimann

Beschäftigungsperspektiven in der digitalen Welt im Auftrag des BMZ
Kontakt: Suraya Adam

Unterstützung der Initiative für Jugendbeschäftigung im Auftrag des BMZ
Kontakt: Tobias Muehler

Transformation der Kohleregionen für eine gerechte Energiewende im Auftrag des BMUKN
Kontakt: Philipp Schattenmann

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Südafrika führt erstmals die G20 an Slebz Collen/GIZ
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Zu folgenden Nachhaltigen Entwicklungszielen (SDGs) der Vereinten Nationen trägt das Vorhaben bei:
SDG 4: Hochwertige Bildung SDG 5: Geschlechtergleichheit SDG 7: Bezahlbare und saubere Energie SDG 8: Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum SDG 9: Industrie, Innovation und Infrastruktur SDG 13: Maßnahmen zum Klimaschutz SDG 17: Partnerschaften zur Erreichung der Ziele