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Drei Personen vor einem gelben Hintergrund mit Windrädern und südafrikanischen Flaggenfarben, zentral eine Frau mit Zebra-Muster-Kleidung. Privat/3st
Perspektiven

Frischer Wind für die Energiewende am Kap

Um eine gerechte Energiewende – eine Just Energy Transition (JET) – zu erreichen, müssen alle Menschen aktiv mitgenommen werden. Die GIZ unterstützt im Auftrag der Bundesregierung südafrikanische Partnerorganisationen auf diesem Weg. Vielfältige Stimmen zum Wandel am Kap:

Aufgezeichnet von: Helena Kreiensiek

„Wir müssen endlich aufwachen und Frauen in die Energiewende einbeziehen“

Elizabeth Marabwa

Wenn wir an die Energiewende denken, dann denken wir an alles Mögliche – nur nicht an Frauen. Dabei brauchen wir Technikerinnen, Ingenieurinnen, weibliche Führungskräfte und so weiter. Und zwar dringend!

Eine meiner Rollen beim südafrikanischen Ministerium für Bodenschätze und Energie ist es, die Auswirkungen des Energiesektors auf die Gemeinden zu untersuchen – mit einem besonderen Blick auf Frauen, Jugendliche und Menschen mit Behinderungen. Wir stellen dabei immer wieder fest, dass Frauen im Energiesektor in Südafrika unterrepräsentiert sind. Und wenn sie doch einmal dort arbeiten, dann nicht im technischen Bereich, sondern oft in kleinen Geschäften, die die Arbeiter versorgen. Das hat eine unserer letzten Studien ergeben, die wir gemeinsam mit der GIZ durchgeführt haben. Dabei braucht es Qualifizierung, um sicherzustellen, dass Jobs angenommen und ausgefüllt werden können. Also versuchen wir noch stärker, Umschulungen und Ausbildungen anzubieten, und fördern entsprechende Programme.

Neben der fehlenden Qualifizierung müssen Frauen in Südafrika außerdem oft mehr Hürden überwinden als Männer, etwa beim Zugang zu Finanzmitteln, Technologie und zu Informationen. Das ist eine Situation, die sich auf viele andere Länder übertragen lässt. Unsere Aufgabe ist es, bestehende Möglichkeiten bekanntzumachen sowie Institute und Unternehmen zu überzeugen, Frauen eine Chance zu geben. Wir müssen endlich aufwachen und integrativ vorgehen. Und wir müssen Frauen verstärkt einbeziehen. Alles andere wäre schlicht ein Verlust, sowohl wirtschaftlich als auch sozial. Wir arbeiten deshalb an einer Charta, mit der wir die Unternehmen dazu anhalten möchten, Frauen dabei zu unterstützen, Karriere zu machen.

Elizabeth Marabwa
ist Direktorin für Programm- und Projektverwaltung in Südafrikas Ministerium für Bodenschätze und Energie.

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Schwarz-weiß-Porträt einer Frau in einem karierten Blazer, mit gelbem grafischem Hintergrund.

„Stolz darauf, Teil der Veränderung von Südafrikas Energielandschaft zu sein“ 

Sinovuyo Noji

Meine Liebe zur Elektrotechnik begann in der sechsten Klasse, als wir uns im Unterricht mit Naturwissenschaften beschäftigten und ich das Kapitel über Elektrizität sehr gut verstand. Von da an wollte ich mehr über Elektrotechnik wissen. Deshalb war für mich völlig klar, dass ich das Fach studiere. Aber auch mit einem anerkannten Abschluss war es schwierig für mich, einen Job zu finden. Das ist das Frustrierende am Arbeitsmarkt in Südafrika.

Ich habe mich dazu entschieden, ein EPC-Qualifikationsprogramm zu besuchen, das von der GIZ unterstützt wurde. EPC steht für Energy Performance Certificates. Es wurden 25 Bewerber*innen vom Westkap ausgewählt, an dem dreimonatigen Programm teilzunehmen. Es war ein sehr, sehr intensives Training. Wir haben zum Beispiel gelernt, wie Energiedaten gesammelt werden und der Energieverbrauch von Gebäuden berechnet wird. Wir haben auch gelernt, Energieaudits an einem Gebäude durchzuführen. Ich bin froh, dass ich den Kurs absolviert habe, er hat mir sehr viele Türen geöffnet. Heute arbeite ich bei Südafrikas nationalem Energieentwicklungsinstitut SANEDI. Das Institut arbeitet im Bereich Energieforschung und unterstützt die Förderung der Energieeffizienz in der Wirtschaft.

Mein Wissen hilft mir nicht nur im Job, sondern auch im Alltag. Beim Kauf meiner neuen Heizung konnte ich vergleichen und durch den Kurs berechnen, wie viele Kilowattstunden ich verbrauchen würde. Außerdem bin ich generell mit einem größeren Bewusstsein für meinen eigenen Energieverbrauch aus dem Training herausgegangen. Seither versuche ich, auch meine Familie und Freunde dafür zu sensibilisieren, kleine energieeffiziente Maßnahmen umzusetzen, zum Beispiel das Licht beim Verlassen des Raumes auszuschalten oder den Durchlauferhitzer abzustellen, wenn er nicht gebraucht wird.

Wenn es um Veränderungen geht, stößt man oft auf Widerstand. Aber ich bin sehr stolz darauf, Teil der Veränderung von Südafrikas Energielandschaft zu sein und eine Rolle darin zu spielen.

Sinovuyo Noji
war Teilnehmerin eines durch die GIZ unterstützten Ausbildungsprogramms im Bereich Energieeffizienz. 
 

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Schwarz-weiß-Porträt einer Frau mit Zopffrisur und Ohrringen, in einem Oberteil mit Zebra-Muster, vor gelbem grafischem Hintergrund.

„Die Energielandschaft in Südafrika wird dezentraler – das macht Mut“

Silas Mulaudzi

Südafrikas Energiesektor wird immer noch von fossilen Brennstoffen dominiert. Hauptsächlich Kohle – und die größten Vorkommen befinden sich in Mpumalanga. Deshalb ist die Provinz ein wichtiger Akteur in der Energiewende. Wir haben viele Workshops mit der GIZ zu erneuerbaren Energien in Mpumalanga gehalten. Unsere Aufgabe ist es, Kommunen dabei zu unterstützen, Kapazitäten in diesem Bereich aufzubauen. Wir informieren die Angestellten der verschiedenen Kommunalverwaltungen und die Lokalpolitiker*innen darüber, was die Energiewende ist und wie sie betroffen sind. Im nächsten Schritt geht es darum, die Mitarbeiter*innen zu qualifizieren und sie in die Lage zu versetzen, Energiewendeprojekte in den verschiedenen Gemeinden zu planen, beispielsweise den Fuhrpark der Verwaltungen schrittweise auf Elektrofahrzeuge umzustellen. Doch dafür bedarf es Planung, Budgetierung und finanzieller Mittel. Wir bieten dann die fachliche Beratung und Unterstützung bei all diesen Schritten.

Wir sehen, dass die Energielandschaft in Südafrika im Wandel begriffen ist und sich immer weiter dezentralisiert. Das macht Mut und ist der richtige Schritt. Wir können es uns nicht leisten, zurückzubleiben. Nun ist es wichtig, dass das Land den Übergang in einem gesunden Umfang und Tempo vollzieht. Nicht überstürzt und nicht zu langsam. Die Regierung hat einen Investitionsplan für die Energiewende aufgestellt, der viele Punkte abdeckt. Aber nun müssen wir auch dafür sorgen, dass wir wirklich über die erforderlichen Fähigkeiten, Ressourcen, finanziellen Mittel, Kapazitäten und die Infrastruktur verfügen.

Silas Mulaudzi
ist Experte für nachhaltige Energie vom südafrikanischen Verband der Kommunalverwaltungen.

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Schwarz-weiß-Porträt eines Mannes in einem dunklen Blazer, mit gelbem grafischem Hintergrund.

„Das afrikanische Energiesystem als neues Investitionsziel begreifen“

Peter Twesigye

Der afrikanische Energiesektor steht an der Schwelle zur Energiewende: weg von fossilen Brennstoffen und hin zu billigeren, erneuerbaren Energiequellen. Das erfordert jedoch ein Umdenken und eine konsequente Unterstützung von staatlichen und privatwirtschaftlichen Partnern bei der Neugestaltung des Strommarktes. Bislang gab es oft nur ein einziges Unternehmen, das Strom erzeugte, übertrug und verteilte – mit all den Interessenkonflikten und dem Potenzial für Korruption, die Investitionen ausbremsen. Auch die finanzielle Rentabilität wurde untergraben. Wir arbeiten daran, ein dynamischeres, diverseres Stromsystem zu schaffen. Durch Wettbewerb sollen die Marktteilnahme liberalisiert, die Effizienz des Sektors verbessert und die Wahlmöglichkeiten der Kunden erhöht werden. Das traditionelle Modell mit einem staatlichen Monopol ist nicht mehr zweckmäßig. Es wurde auf den Kopf gestellt – durch rasante technologische Innovation bei dezentralen Energieressourcen und billigeren erneuerbaren Energiequellen, Veränderungen bei den IKT-Technologien sowie das Wachstum neuer Finanzmärkte und neuer Finanzierungsquellen. Um diesen Übergang zu erleichtern, brauchen wir gezielte Programme. Sie müssen beim Aufbau von Fähigkeiten, Instrumenten und Rahmenbedingungen unterstützen, die Versorgungsunternehmen aus finanziellen Notlagen herausführen können. Meine Botschaft ist, dass internationale Partner das afrikanische Energiesystem als neues Investitionsziel begreifen müssen. Denn es birgt so viel Potenzial.

Wir stehen dabei allerdings vor großen Herausforderungen, unter anderem weil es nur ein begrenztes Bewusstsein dafür gibt, wie wettbewerbsfähige Strommärkte funktionieren. An der Universität von Kapstadt bieten wir deshalb Kurse für Akteure des öffentlichen und privaten Sektors an. Wir vermitteln Fähigkeiten und Kenntnisse in Bezug auf international bewährte Praktiken in den Bereichen Regulierung, Investitionen, Verständnis für neue Strommarktreformen und Finanzierbarkeit von Versorgungsunternehmen. Darüber hinaus vermitteln wir praktische Fähigkeiten zu Finanzmodellen für Stromtarife, Projektfinanzierung und private Strombeschaffung. Mit der GIZ haben wir außerdem ein spezielles Programm entwickelt: das African Electricity Regulator’s Peer Review and Learning Network, das Netzwerk der afrikanischen Stromregulierungsbehörden für gegenseitiges Begutachten und Lernen. Es richtet sich an Leiter*innen von Regulierungsbehörden und soll deren Führungs- und Managementfähigkeiten stärken und so die Glaubwürdigkeit, Transparenz und Verlässlichkeit von Entscheidungen in Regulierungsfragen verbessern. Wir haben Verantwortliche aus Leitungsebenen von Regulierungsbehörden aus verschiedenen Ländern Afrikas zusammengebracht, aus Ghana, Kenia, Namibia, Südafrika, Tansania und Uganda. Sie haben jeweils eine Woche lang Regulierungssysteme der Länder ihrer Kolleg*innen analysiert: Wie werden Genehmigungen für neue Energieprojekte erteilt? Wie werden Tarife gestaltet? Wie beeinflusst die Regulierung neue Investitionen in erneuerbare Energien? Uns ging es um den Austausch und darum, die Schwachstellen zu ermitteln und Empfehlungen auszuarbeiten. Am Ende sind nämlich auch die Entscheidungen von Führungspersönlichkeiten ausschlaggebend für Erfolg oder Misserfolg der Energiewende.

Peter Twesigye
ist leitender Dozent am „Power Futures Lab“ der Universität von Kapstadt und leitet die Forschung zu Strommarktreformen, Regulierung und erneuerbaren Energien.

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Schwarz-weiß-Porträt eines Mannes in einem Anzug und einer Brille, vor einem gelben grafischen Hintergrund.

Energiewende unterstützen

Die GIZ fördert in Südafrika die sozial gerechte Energiewende mit einem breiten Portfolio:

Unterstützung der Transformation des südafrikanischen Energiesektors im Auftrag des BMZ und kofinanziert vom Schweizer Staatssekretariat für Wirtschaft SECO
Kontakt: Nicole Taeumel

Verbesserung der Netz- und Systemintegration variabler erneuerbarer Energie im Auftrag des BMZ
Kontakt: Anna-Maria Heisig

Grünen Wasserstoff fördern im Auftrag des BMZ
Kontakt: Rebekka Hilz-D’bichi

Industrie, Luft- und Schifffahrt in Argentinien, Marokko und Südafrika klimaneutral gestalten im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) durch die Internationale Klimaschutzinitiative (IKI)
Kontakt: Alexander Mahler

Just Transition to a Decarbonised Economy for South Africa (JUST SA) im Auftrag des BMWK
Kontakt: Christina von Heyden

Berufliche Perspektiven für Beschäftigung im Auftrag des BMZ und kofinanziert vom Schweizer Staatssekretariat für Wirtschaft SECO
Kontakt: Kirsten Freimann

Beschäftigungsperspektiven in der digitalen Welt im Auftrag des BMZ
Kontakt: Suraya Adam

Unterstützung der Initiative für Jugendbeschäftigung im Auftrag des BMZ
Kontakt: Tobias Muehler

Energy-Cluster-Koordinator: Jan-Christoph Kuntze
Zu folgenden Nachhaltigen Entwicklungszielen (SDGs) der Vereinten Nationen trägt das Vorhaben bei:
SDG 4: Hochwertige Bildung SDG 5: Geschlechtergleichheit SDG 7: Bezahlbare und saubere Energie SDG 8: Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum SDG 9: Industrie, Innovation und Infrastruktur SDG 13: Maßnahmen zum Klimaschutz SDG 17: Partnerschaften zur Erreichung der Ziele
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