Hallo

aus

Niamey,

ich bin Natalie Naeser, Projektleiterin bei der GIZ in Niger im Vorhaben „Sahelregion widerstandsfähiger machen“. Gemeinsam mit dem Weltkinderhilfswerk (UNICEF) und dem Welternährungsprogramm (WFP) der Vereinten Nationen arbeiten wir länderübergreifend daran, Gemeinden in besonders fragilen Kontexten widerstandsfähiger gegenüber Krisen zu machen – sei es mit Blick auf den Klimawandel, soziale Spannungen oder den Zusammenhalt in der Gesellschaft.

Ich habe mich ganz bewusst für die Arbeit in fragilen Kontexten entschieden, weil mich schwierige Situationen schon immer gereizt haben. Direkt nach meinem Studium „International Humanitarian Action“ habe ich meinen ersten Einsatz in einem Krisengebiet – nach dem schweren Erdbeben in Haiti – übernommen. Da habe ich gemerkt: Diese Arbeit ist sinnstiftend und wichtig. In Niger arbeite ich seit 2021 – zunächst als Beraterin, inzwischen als Projektleiterin. Ich schätze die enge Zusammenarbeit mit UNICEF und WFP sehr, weil sie mir einen breiteren Blick ermöglicht: Wir lernen voneinander über Ländergrenzen hinweg, vergleichen Ansätze, passen an. In einem Kontext wie dem Sahel ist das unglaublich wertvoll. 

Wir kooperieren auch eng mit bäuerlichen Gemeinschaften, fördern klimaangepasste Landwirtschaft, verbessern den Zugang zu Wasser und Einkommen und setzen ganz gezielt auf den Aufbau lokaler Kapazitäten. Besonders am Herzen liegt mir die Förderung von Frauen. Deshalb setze ich bewusst darauf, weibliche Feldberaterinnen zu gewinnen. Sie sind wichtige Vorbilder für die Mädchen in den Dörfern. Ich bin überzeugt: Entwicklung braucht feministische Perspektiven, es reicht nicht, Frauen „mitzudenken“ – wir müssen strukturelle Hürden abbauen, wenn echte Teilhabe möglich werden soll.

Meine Familie wohnt in Berlin, weil die Sicherheitslage in Niger derzeit zu instabil ist, um mit Kindern hier zu leben. Vier Jahre haben wir zusammen in Afrika verbracht, zunächst zwei Jahre in Ruanda, danach zwei Jahre in Niger, bis das Auswärtige Amt im Juli 2023 die Sicherheitslage neu bewertet hat. Seitdem dürfen Kinder aus Sicherheitsgründen offiziell nicht mehr vor Ort sein. Die zwei Jahre in Niamey waren eine sehr schöne und intensive Zeit für uns als Familie. Ich kann aus meiner Erfahrung jedem empfehlen, sich auch mit Kindern für „schwierige“ Standorte zu erwärmen. Gerade in Niger fanden wir eine tolle internationale Gemeinschaft und sammelten Erinnerungen, die wir nicht missen möchten.

Heute arbeite ich sieben Monate vor Ort in Niamey, fünf Monate aus Deutschland. Das funktioniert sehr gut: Mein Mann managt den Familienalltag und in Niger habe ich ein engagiertes Team, auf das ich mich verlassen kann. Mit meinen Kindern halte ich per Videochat jederzeit engen Kontakt. So kann ich beispielsweise meiner Tochter bei den Hausaufgaben helfen und mit ihr für ihre Französischarbeiten lernen.

Viele Grüße,

Natalie Naeser

Juni 2025