„Privatsphäre hat Priorität“

Paul Rückert (GIZ) über die Digitalisierung des Gesundheitssystems in Nepal.

Paul Rückert

Herr Rückert, Sie begleiten Nepal bei der Umstellung auf elektronische Patienten­akten. Die Klinik in Nuwakot, in der Sie begonnen haben, war 2015 bei einem Erdbeben komplett zerstört worden. Wie ist der Start dort dennoch gelungen?
Wir haben mit lokalen Baufirmen zunächst ein provisorisches Gebäude errichtet, damit das Krankenhaus weiter Patienten versorgen konnte. Das nepalesische Gesundheitsministerium digitalisiert hier alle Abläufe. Im Auftrag des Bundesentwicklungsministeriums unterstützen wir es dabei. Die südkoreanische Entwicklungsorganisation KOICA und der Globale Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria beteiligen sich an den Kosten. Die Anmelde- und Abrechnungssysteme wurden schon umgestellt. Mitte 2018 wird Nuwakot das erste komplett digitalisierte öffentliche Krankenhaus in Nepal sein. An weiteren 100 öffentlichen Kliniken installiert das nepalesische Gesundheitsministerium dieses Managementsystem. Wir beraten es dabei.

"Oft fehlt sogar der Strom"

Schon in Indonesien, Pakistan und Bangladesch waren Sie für Digitalisierungsprojekte verantwortlich. Was ist in Nepal anders? 
Die Internetanbindung in vielen Gebieten ist schlecht. Manchmal müssen erst Computer besorgt werden. Oft fehlt auch der Strom. Unsere Erfahrungen aus den anderen Ländern helfen uns aber. Bis Mitte 2018 werden 1.500 von 4.000 staatlichen Gesundheitsstationen vernetzt sein. Das ist ein Teil der umfassenden Verbesserungen im nepalesischen Gesundheitswesen, die die Regierung anstrebt. IT-Spezialisten und Krankenhauspersonal werden geschult, damit die Systeme auch in Zukunft oft genutzt werden.

Sie haben Nepal 2016 auch bei der Einführung der nationalen Krankenversicherung beraten.
Wir haben geholfen, das IT-System aufzubauen. Bei der Suche nach geeigneter Software sind wir auf ein System gestoßen, das die Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit in Tansania und Kamerun nutzt. Wir haben die Software weiterentwickelt. Als erste Open-Source-Software für Krankenversicherungsmanagement stellen wir sie nun anderen Ländern kostenfrei zur Verfügung. 

"Wir beraten zum Datenschutz"

Welche Rolle spielt der Schutz der Patientendaten in Nepal?
Noch gibt es kein Datenschutzgesetz, deshalb beraten wir mehrere Ministerien dazu. Bei den IT-Systemen, die wir einführen, können Nutzer personenbezogene Daten nur einsehen, wenn sie einen berechtigten Grund haben. Unsere Lösungen werden also künftigen gesetzlichen Standards entsprechen. Der Schutz der Privatsphäre hat Priorität.

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