„Das Land ist unsere Mutter“
Jhon Jairo Ulcué lebt in einer Gemeinschaft von 65 Männern, Frauen und Kindern im Norden der Provinz Caquetá. 2010 floh die Gruppe in die Provinzhauptstadt Florencia und lebte dort drei Jahre lang in Notunterkünften. Die GIZ half bei ihrer Umsiedlung in ein Gebiet in den Bergen vor Florencia.
Warum musste Ihre Gemeinschaft flüchten?
2010 näherte sich ein Bataillon der kolumbianischen Armee unserem Territorium. Die Guerilla beobachtete das. Sie warf uns vor, wir seien Informanten und hätten die Armee hierher gebracht. Dann ermordete sie den Führer unseres Ältestenrates. Außerdem begannen sie, Anti-Personenminen zu legen. Deshalb beschlossen wir in einer Versammlung, unser Land zu verlassen.
Was waren die schwierigsten Momente während der Vertreibung?
Wir sind Indigenas – die ursprüngliche Bevölkerung Kolumbiens –, das Land ist unsere Mutter. Wir sind nicht darauf vorbereitet, in der Stadt zu leben. Wir brauchen Boden, um anzubauen. Das Schwierigste war deswegen, unsere Familien zu ernähren. Manchmal gab es nur eine Mahlzeit am Tag.
Wie kamen Sie zu den neuen Häusern auf dem Land?
Die Stadtverwaltung kontaktierte die GIZ. Deren Berater besuchten uns und sagten uns, dass sie uns beim Bau von 14 Häusern unterstützen könnten. Gemeinsam schauten wir über Entwürfe, bis wir einen fanden, der uns gefiel. Dann übergaben sie uns Baumaterial – Holz, Zinkdächer und Zement für das Fundament.
Was bedeutet Frieden für Sie?
Wir brauchen zum Leben ein Haus, Boden und Landwirtschaft. Frieden bedeutet für mich, dass all diese Bedürfnisse befriedigt sind.
Interview: Thomas Wagner