Verstehen, wie die Deutschen ticken

Rania Oraby leitet das deutsch-ägyptische Alumninetzwerk. Die Ingenieurin hat 2013 am Managerprogramm des BMWi teilgenommen.

Rania Oraby leitet das deutsch-ägyptische Alumninetzwerk. Die Ingenieurin hat 2013 am Managerprogramm des Bundeswirtschaftsministeriums teilgenommen.

Was war für Sie die wichtigste Erfahrung aus dem Managerprogramm des Bundeswirtschaftsministeriums?
Das interkulturelle Wissen, denn dadurch habe ich verstanden, wie die Deutschen ticken. Mein Vater und andere Angestellte unseres Familienunternehmens hatten in den vergangenen Jahren immer wieder versucht, deutsche Geschäftspartner zu finden – vergeblich, bis ich an dem Programm teilgenommen habe. Wir wussten einfach nicht, wie wir es angehen müssen. Es ist alles eine Frage der Perspektive: Wir müssen lernen, den Blickwinkel der anderen Seite einzunehmen, die Kultur und die Hintergründe verstehen. Wenn das gelingt und man dadurch das Vertrauen seines Gegenübers gewinnt, kann man auch sehr stabile Geschäftsverbindungen aufbauen.

Welchen Einfluss hatte das auf Ihre praktische Arbeit? 
Aus Ägypten heraus konnten wir früher keine soliden Geschäftsbeziehungen mit deutschen Firmen aufbauen, nicht mal auf Fachmessen in Deutschland. Nach dem Programm haben wir mit zwei großen deutschen Firmen, darunter Spieth Gymnastics, Geschäfte gemacht. Spieth ist die größte europäische Firma in diesem Bereich. Sie waren der Hauptausstatter im Turnwettbewerb bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro. Wir sind heute ihr offizieller Vertreter in Ägypten. Darüber hinaus haben wir eine ganze Reihe an weiteren Kontakten zu deutschen Firmen bekommen.

Sie sind neben Ihrer Arbeit im Unternehmen auch Koordinatorin des Alumni-Vereins. Hat sich durch das Managerprogramm ein stabiles deutsch-ägyptisches Netzwerk entwickelt?
Das Programm hat nicht nur den ägyptischen Managern geholfen, sich genauer über Deutschland zu informieren, sondern auch interkulturelles Wissen vermittelt und zu starken, stabilen Geschäftsbeziehungen geführt. Ziel des Netzwerks ist es, die Kommunikation zu stärken. Das können wir auf zwei Wegen erreichen: Erstens wollen wir die Verbindungen zwischen EGA und GIZ intensivieren, zweitens sind wir das Bindeglied zwischen den Alumni und deutschen Firmen in Ägypten. Unsere Vision ist, ein wichtiger Ansprechpartner zu sein und unser Wissen an die ägyptische Geschäftswelt weiterzugeben.

Wie ist die Nachfrage nach dem Programm in Ägypten?
Sie ist nach wie vor hoch, aber wir sollten uns bemühen, die ägyptische Seite noch genauer über das Programm zu informieren. Als ich gehört hatte, dass es 30 Tage dauert, war ich zunächst abgeschreckt. Wir sind ja fast alle Mittelständler, da sollten die Geschäftsführer in der Regel vor Ort sein. Wir müssen den Interessenten erklären, dass es sich auszahlt für die Firma, wenn der Chef mal einen Monat weg ist. Ich hatte selbst am Anfang des Programms gesagt, dass ich kaum einen Monat lang teilnehmen könne. Am Ende wäre ich gerne noch länger geblieben.