Essay: Arbeit
Mehr als nur Beschäftigung
Die indische Stadt Arni zählt zu den vielleicht meiststudierten Arbeitsmärkten der Welt. Seit mehr als vier Jahrzehnten ist der Ort im Bundesstaat Tamil Nadu Gegenstand internationaler Studien. Die Bevölkerung ist in dieser Zeit von 30.000 auf mehr als 100.000 Einwohner gewachsen. Für indische Verhältnisse immer noch eine Kleinstadt, über die man durch die Arbeit der Forscher aber einiges weiß: zum Beispiel, dass dort mehr als 700 selbstständige Elektriker arbeiten. Nur 320 sind offiziell registriert, von denen wiederum hat ein Großteil die entsprechende Zulassung von Verwandten „geerbt“. Eine formelle Ausbildung besitzen nur 20 Elektriker.
Diese kleine Statistik illustriert, was in der Ökonomie als informelle Beschäftigung bezeichnet wird. Eine Arbeit außerhalb der gesetzlich geregelten Norm, die von volkswirtschaftlichen Berechnungen kaum erfasst ist und bei der Unternehmen und Privathaushalt fließend ineinander übergehen. Eine Arbeit ohne Rentenversicherung, ohne Krankenversicherung, ohne Arbeitsschutzbestimmungen – ohne jede Sicherheit. Noch immer sind weltweit die meisten Menschen in diesem Grau-, ja Schwarzbereich beschäftigt. In einigen Staaten Asiens und der Subsahara-Region trifft das sogar auf mehr als zwei Drittel der Beschäftigten zu, in Lateinamerika und Nordafrika auf mehr als die Hälfte. Auch in den OECD-Staaten wird der Anteil auf erstaunliche 15 Prozent geschätzt. Was wir Arbeit nennen, geschieht also größtenteils jenseits jeder staatlichen Ordnung.
Ausbeutung meist bei informellen Jobs
In Indien betrifft das geschätzte 80 Prozent aller Beschäftigten, so dass auf den informellen Sektor ein großer Teil des indischen Bruttosozialproduktes entfällt. Entsprechend mahnt die britische Wissenschaftlerin Barbara Harris-White – sie forscht ebenfalls in Arni –, dass nationale wie internationale Beschäftigungspolitik die meisten Menschen gar nicht erreicht, wenn sie nicht auch auf den informellen Sektor zielt. Diesen mit dem Radar der staatlichen Ordnung zu erfassen und ihn damit in geregelte Bahnen zu bringen, ist umso wichtiger, als auch kriminelle Handlungen wie Kinderarbeit, moderne Sklaverei oder die Ausbeutung von Frauen zumeist in informellen Beschäftigungsverhältnissen auftreten und deshalb häufig unentdeckt bleiben.
Von daher ist es ein wichtiges Ziel internationaler Zusammenarbeit – und sollte auch Teil nationaler Bildungs- und Beschäftigungspolitik sein –, dass mehr formelle Arbeitsverhältnisse entstehen. Wo das nicht oder nicht sofort möglich ist, müssen die Bemühungen darauf gerichtet sein, zumindest die Umstände informeller Arbeit zu verbessern. Die Internationale Arbeitsorganisation spricht von „anständiger“ Arbeit, auf die man den Fokus richten sollte. Beschäftigung allein genügt nicht, es kommt mindestens so sehr auf die Bedingungen an, unter denen sie geschieht. Das nützt den Menschen selbst, weil sie dadurch besser abgesichert sind, aber auch den jeweiligen Staaten: Mit Hilfe formeller Jobs können sie höhere Steuereinnahmen generieren. Und nur ein gesunder Staatshaushalt hat Geld für Aufgaben wie Bildung, Gesundheit oder Infrastruktur zur Verfügung. Diese wiederum sind wichtige Wirtschaftsfaktoren, um Jobs zu schaffen – so schließt sich der Kreis.
Ein Mangel an Arbeit ist nicht das Problem
Neben der gesellschaftlichen hat Arbeit auch eine große individuelle Bedeutung. Sie bestimmt unsere soziale Stellung und strukturiert unsere Zeit. Entsprechend häufig ist sie Thema. Ein Bekannter bereichert diese Diskussion gern mit dem Ausspruch, er habe keine Zeit für Arbeit, er müsse Geld verdienen. Ein Schmunzeln der Umstehenden ist ihm stets gewiss, und doch schwingt in diesem Scherz viel Bedeutung mit. Das Beschäftigungsproblem ist nicht ein Mangel an Arbeit. Etwas zu tun gibt es überall – was oft fehlt, ist die existenzsichernde Entlohnung.
„Wähle einen Beruf, den du liebst, und du musst keinen einzigen Tag arbeiten in deinem Leben.“
Konfuzius, chinesischer Philosoph und Lehrmeister
Andere handeln umgekehrt: Sie nehmen sich keine Zeit fürs Geldverdienen, weil sie etwas tun wollen, was ihnen sinnvoller erscheint. Menschen wie Peter Abualzolof, Amerikaner mit palästinensischen Wurzeln, der 2013 einen Job im Silicon Valley aufgab, um ins Land seiner Kindheit zurückzukehren. Als Projektmanager heuerte er beim ersten Start-up-Inkubator im Westjordanland an, baute den palästinensischen Ableger der Gründerplattform „Startup Grind“ mit auf und ging schließlich mit seiner eigenen Firma Mashvisor an den Markt. Das Unternehmen bietet Analysen und Investment-Beratung für den US-Immobilienmarkt an. Finanziell sind diese Aktivitäten im Vergleich zu seinem früheren Job ein Rückschritt, aber Abualzolof ist zufrieden wie nie zuvor.
Schon dieses Beispiel zeigt: Die Bedeutung von Arbeit reicht über den reinen Gelderwerb hinaus. Sie gilt als sinnstiftend und als wesentliches Element der Daseinserfüllung. Arbeit ist wichtig für das persönliche Wohl, in materieller und mentaler Hinsicht, und eine Art Generalschlüssel zur Lösung gesamtgesellschaftlicher Probleme. Die vielfältigen Herausforderungen, denen die Menschheit derzeit gegenübersteht, lassen sich auch auf Beschäftigungsprobleme herunterbrechen.
Gerechtigkeit und eine Perspektive
Was also meinen wir, wenn wir von Arbeit reden? Wir meinen eine „zielgerichtete, planvolle und soziale Tätigkeit, die Ergebnisse bewirkt oder Produkte schafft“, wie es in einschlägigen Publikationen heißt. Arbeit ist die Basis der Herstellung, aber auch der Verteilung von Gütern und Dienstleistungen. Arbeit schafft Gerechtigkeit und eine Perspektive. Arbeit zu haben, gilt als erstrebenswert, das zeigen etwa die Daten des „Integrationsbarometers“ für Deutschland: Demnach spielt Arbeit für die Befragten eine wichtigere Rolle in der Integration als die Ausübung der Religion. „Hauptsache Arbeit“, dieses geflügelte Wort hat immer Bestand.
Nur fehlt es an dieser Hauptsache eben vielerorts. Im Westjordanland beispielsweise ist jeder Vierte arbeitslos, im isolierten Gazastreifen sogar jeder Zweite. Vor allem für junge Palästinenser mit Universitätsabschluss ist es schwer, einen Job zu finden. Die Folgen sind Frustration und Flucht. Die Menschen verlassen ihr Land – nicht zuerst, weil sie anderswo eine Arbeit zu finden hoffen, sondern weil keine Hoffnung besteht, dass es zu Hause für sie jemals eine geben wird.
Junge Menschen und Frauen sind weltweit besonders häufig von formeller Beschäftigung ausgeschlossen; damit einher gehen miserable Arbeitsbedingungen und prekäre oder gar fehlende Bezahlung. Die Masse der Demonstranten während des „Arabischen Frühlings“ speiste sich nicht ohne Grund vor allem aus der gut ausgebildeten, aber arbeits- und damit perspektivlosen Jugend. Beschäftigungslosigkeit ist ein gefährlicher Zunder für staatliche Krisen. Sie treibt die Menschen auf die Straße und über die Meere.
In Tunesien beispielsweise ist die Jugendarbeitslosigkeit seit der Revolution im Jahr 2011 gestiegen, laut einer Studie der Weltbank waren 2014 mehr als 23 Prozent der 15- bis 29-Jährigen in den Städten und fast jeder zweite Jugendliche oder junge Erwachsene auf dem Land arbeitslos. Besonders hoch ist der Anteil bei Hochschulabgängern und Frauen. In Ägypten ist das Bild ähnlich: Die Jugendarbeitslosigkeit stieg seit 2011 deutlich, 2014 lag sie bei mehr als 40 Prozent. Sogar Industriestaaten wie Spanien, Griechenland oder Portugal verzeichnen mittlerweile eine horrende Jugendarbeitslosigkeit – der gesellschaftliche Frieden fußt auf instabilem Fundament.
Schlechte Bildung als Hauptursache für Jugendarbeitslosigkeit
Mangelnde Bildung zählt zu den Hauptursachen für Jugendarbeitslosigkeit. Diese Aussage widerspricht nur scheinbar der Tatsache, dass etwa in Nordafrika Arbeitslosigkeit vor allem junge Akademiker trifft. Eine Erklärung für diesen Widerspruch liefert eine Umfrage unter ägyptischen Unternehmern: Die gaben an, dass weniger als ein Drittel der Absolventen von Universitäten und nur 16 Prozent der Abgänger von Berufsschulen über angemessene Qualifikationen verfügen. Wie soll dann erst die viel größere Gruppe der Jugendlichen den Ansprüchen genügen, die weder Universität noch Berufsschule besucht haben?
Nadine Fawzy, Projektkoordinatorin der UN-Organisation für industrielle Entwicklung (UNIDO), nennt als Mittel gegen die Jugendarbeitslosigkeit und das hohe Maß informeller Beschäftigung vor allem die berufliche Aus- und Weiterbildung. Auch die GIZ sieht bei ihren weltweiten Aktivitäten den großen Bedarf an beruflicher Bildung, also der intelligenten Koppelung von theoretischem Fachwissen mit praktischer Erfahrung, und fördert genau dieses Modell in vielen Ländern, nicht zuletzt in der Krisenregion Nordafrika. Durch die Beratung der GIZ konnten seit 2006 jedes Jahr rund 100.000 Jugendliche eine Berufsausbildung absolvieren.
Neue, qualifizierte Arbeitsplätze
Und noch zwei weitere Aspekte spielen Nadine Fawzy zufolge eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, Menschen dauerhaft aus der Arbeitslosigkeit und dem informellen Sektor zu holen: technisches Know-how und Anschubfinanzierungen. UNIDO unterstützt deshalb unter anderem kleine Landwirtschaftsbetriebe in Ägypten, die Arbeitsplätze verschiedener Qualifikationsstufen schaffen und in ihrem gesamten Produktionsablauf ungelernte Kräfte, aber auch Hochschulabsolventen beschäftigen. Es zeigte sich, dass beispielsweise Investitionshilfen für Treibhäuser nicht nur die landwirtschaftliche Produktion erhöhen, sondern pro 0,42 Hektar Treibhausfläche auch zwei bis drei neue qualifizierte Arbeitsplätze entstehen und an mehr als 350 Tagen im Jahr zusätzliche Hilfskräfte gebucht werden.
Die Datensätze der vielen Studien im indischen Arni geben ebenfalls Hinweise darauf, welche Aktivitäten helfen, Arbeitsbedingungen nachhaltig zu verbessern. Erfolgreich war dort zum Beispiel der Aufbau eines formellen Bankwesens. Auch informell Beschäftigte können seither eine Ausbildung ihrer Kinder über Kredite finanzieren oder mit geliehenem Geld Werkzeuge kaufen. Die Zahl der Privatschulen hat sich seit 2005 von 25 auf heute mehr als 100 erhöht. Durch einen besseren öffentlichen Nahverkehr – ein weiterer wichtiger Faktor für Beschäftigung – erreichen selbst einfache Arbeiter inzwischen die mehrere Stunden Fahrtzeit entfernten Industriegebiete von Bangalore und Chennai.
Die per Definition eigentlich unorganisierte informelle Beschäftigung hat sich dabei erstaunlich gut organisiert. Die Elektriker gründeten eine Art Berufsverband, der an die Mitglieder Zertifizierungen vergibt, die sich weniger an vorzeigbaren Ausbildungsdiplomen, sondern an ganz praktischen Kriterien wie der Berufserfahrung orientieren. Darüber hinaus zeigt der Sektor eine bemerkenswerte Innovationskultur: Die Elektriker sind Meister im Vereinfachen. Häufig sind moderne Geräte für die arme Bevölkerung schlicht unerschwinglich. Deshalb verwenden viele Bewohner bis heute veraltete Elektrogeräte, die noch mit Zweiphasenwechselstrom funktionieren, während die Stromnetze oder Generatoren längst Dreiphasenstrom verteilen. Ein Elektriker in Arni bastelte einen einfachen Adapter, der Alt und Neu zusammenführt und den ein Industrieunternehmen in Bangalore mittlerweile als Massenware produziert. Ebenso schwört man in Arni auf eine Paste aus Kuhdung, die, auf die Kontakte alter Elektromotoren geschmiert, das Starten erleichtern soll.
Millionen moderner Sklaven rund um den Globus
Diese positiven Entwicklungen im informellen Sektor helfen, Beschäftigung Schritt für Schritt in formelle Strukturen zu überführen. Das ist zugleich ein erfolgversprechender Weg, um die vielen versteckten Verbrechen in diesem Sektor zu bekämpfen: So zählte die Nichtregierungsorganisation Walk Free Foundation 2013 etwa 30 Millionen moderner Sklaven rund um den Globus. Das sind Arbeitskräfte ohne jegliche Rechte, die zum Beispiel in Haiti für 50 Dollar pro Person gehandelt werden, damit sie irgendwo auf der Welt auf dem Bau, in der Landwirtschaft, in der Pflege oder auf dem Straßenstrich Zwangsarbeit leisten.
„Was mir den Schlaf raubt, sind Armut und Arbeitslosigkeit.“
Abdullah II., König von Jordanien
Auch rund 120 Millionen Kinder unter 15 Jahren sind weltweit gezwungen zu arbeiten, etwa in den Goldminen Burkina Fasos, in denen zwei von drei Kindern ohne Lohn schuften. Oder die mehr als 200 Millionen Wanderarbeiter in China, die als Tagelöhner ohne Arbeitsvertrag fern von ihren Familien zum Teil üble Tätigkeiten übernehmen, für kaum 400 Euro im Monat. Ihnen allen wäre geholfen, wenn die Regierungen ihrer jeweiligen Länder Kinderarbeit, Zwangsarbeit und informelle Beschäftigung deutlich zurückdrängten und ihren Bürgern damit ein Erwerbsleben unter menschenwürdigen Bedingungen ermöglichten.
Neue Arbeit braucht die Welt. Woher aber soll sie kommen? Chancen bieten zum Beispiel umweltfreundliche Technologien: In Indien entstanden allein zwischen 2011 und 2014 durch Solarenergieprojekte 24.000 neue Jobs. Investitionen in eine ressourcenschonende Wirtschaft wirken positiv auf den Arbeitsmarkt. Zusammen mit dem Ausbau intelligenter Stromnetze und der Windenergie stieg die Zahl der neuen Stellen auf 70.000. Erreicht das Land sein Ziel, bis 2022 mindestens 100 Gigawatt durch Sonnenenergie zu produzieren, entstünden schätzungsweise eine Million neuer Arbeitsplätze.
Große Hoffnungen setzen manche Politiker und Ökonomen auch in die Digitalisierung. Wie diese genau auf den Arbeitsmarkt wirken wird, ist allerdings noch nicht abzusehen. Während einige Experten den Wegfall von Millionen Arbeitsplätzen befürchten, prophezeien andere einen Zuwachs. Klar ist nur: Die Digitalisierung wird unsere Arbeitswelt noch einmal gründlich auf den Kopf stellen und wahrscheinlich ähnlich stark verändern wie seinerzeit die Industrialisierung.
Digitale Plattformen vermitteln Gelegenheitsjobs
Nach Meinung von Deepak Mishra, Chefökonom der Weltbank, lassen sich positive Auswirkungen der Digitalisierung vor allem bei den hoch qualifizierten und den niedrig qualifizierten Arbeitskräften feststellen. Tagelöhner profitieren etwa im Baugewerbe von den digitalen Plattformen zur Vermittlung temporärer Jobs. Der Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften zur Umsetzung der digitalen Transformation steigt weltweit ebenfalls – abgebaut werden hingegen vielfach die mittleren Führungsebenen in den Konzernen. Durch das Internet lässt sich ein Großteil des Wissens in den Organisationen zentralisieren und damit auf fast jeder Ebene nutzen. In der Folge verschwinden einige der bisherigen administrativen Aufgaben und Hierarchiestufen. Damit scheint ein Beschäftigungseffekt durch die Digitalisierung ausgerechnet in der aufstrebenden Mittelschicht der Entwicklungsländer bislang auszubleiben.
4 Stunden verbringen Frauen in den Industrieländern täglich mit unbezahlter Haus- und Betreuungsarbeit, Männer dagegen nur etwa zwei Stunden. Und damit ist der Unterschied schon kleiner geworden.
Quelle: ILO
Dennoch verbinden sich mit der virtuellen Wirtschaft viele Hoffnungen. Die deutsche Bundesregierung richtet die eigene Afrikastrategie bereits mit einem Schwerpunkt Digitalisierung aus. Nicht ohne Grund, denn bereits heute übersteigen zum Beispiel die Löhne in der afrikanischen IT-Branche die in der Landwirtschaft oder im Einzelhandel um das bis zu 200-Fache. Das Smartphone ist das Werkzeug, das den Beschäftigungssektor Afrikas am nachhaltigsten verändert. Weit verbreitet sind zum Beispiel Apps zur Arbeitsvermittlung, wie sie das südafrikanische Unternehmen „Giraffe“ anbietet: Arbeitgeber stellen ihren Bedarf an Arbeitskräften, den Ort und das Einsatzdatum sowie den Lohn ein, Arbeiter offerieren ihre Dienste. In Südafrika können Wanderarbeiter über die Plattform „moWoza“ per Smartphone Lebensmittel bestellen, bezahlen und dann in ihr Heimatdorf zu den Familien liefern lassen.
In Afrika werden bis zum Jahr 2050 mehr Menschen im arbeitsfähigen Alter leben als in Indien oder China. Gleichzeitig werden viele der heutigen Jobs durch die Transformation vom landwirtschaftlichen in den industriellen Sektor wegfallen. Noch dient die Landwirtschaft in Subsahara-Afrika für 62 Prozent der Bevölkerung als Lebensgrundlage, in Asien für die Hälfte der Menschen. Dieser Anteil wird nach allem, was sich heute bereits abzeichnet, durch Industrialisierung, Digitalisierung und Urbanisierung deutlich sinken.
Ein wichtiger Zukunftstrend bleibt die Globalisierung der Beschäftigung. Auch hier ist der stärkste Treiber die Digitalisierung. Internationale Softwarekonzerne beschäftigten schon heute zahlreiche Entwickler im indischen Bangalore. Deutsche Firmen unterhalten Callcenter in Manila. Die Philippinen gelten längst als eines der globalen Zentren für das sogenannte „Business Process Outsourcing“, das Auslagern ganzer Geschäftsbereiche. Die Nachfrage nach solchen Dienstleistungen wird zunehmen, da laut einer Studie des Beratungsunternehmens Roland Berger etwa in Europa bis 2030 branchenübergreifend mehr als 50 Millionen Fachkräfte fehlen werden, besonders im IT-Sektor.
Es gibt also viel zu tun. Damit daraus auch genügend Jobs zu vernünftigen Bedingungen entstehen, mit fairen Verträgen und existenzsichernder Bezahlung, ist noch reichlich Arbeit nötig, fast überall auf der Welt.
aus akzente 2/16
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„Jeder Job könnte betroffen sein“
Interview: Digitalisierung
Die Würde der Frauen
Gastbeitrag: Arbeit
Jobs, Jobs, Jobs
Infografik: Arbeit