Hintergrund

Rückblick: Die wichtigsten Klimakonferenzen seit 1992

Ein Rückblick auf die wichtigsten Klimagipfel seit 1992 und ihre Beschlüsse: von der Klimarahmenkonvention über das Kyoto-Protokoll bis hin zum Übereinkommen von Paris.

Text
Friederike Bauer
Fotos
stock.adobe.com (3); UN Climate Change (3)

Die jährlichen Klimatreffen sind zu einem festen Bestandteil des internationalen Konferenzkalenders geworden. Sie finden jeweils im Herbst in einem anderen Land statt. Dort kommen die Vertragsstaaten der Klimarahmenkonvention zusammen, um die Fortschritte bei Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel zu bewerten und durch neue Beschlüsse voranzutreiben. Dieses Jahr findet die sogenannte COP („Conference of the Parties“) im ägyptischen Sharm El-Sheikh statt. Sie tagt zum 27. Mal – deshalb auch der Name COP27. Begonnen hat alles im Jahr 1992.

Rio de Janeiro1992, Rio de Janeiro: Die Klimarahmenkonvention liegt vor

Bereits in den 1970er Jahren diskutierten Wissenschaftler*innen intensiv über den Trend steigender Lufttemperaturen an verschiedenen Orten der Welt. Aber es sollte noch einmal rund zwanzig Jahre dauern, bis die Weltgemeinschaft Beschlüsse dazu traf: Anfang der 1990er Jahre erarbeiteten Vertreter*innen von 150 Ländern im Auftrag der Vereinten Nationen die Klimarahmenkonvention (UNFCCC), die beim Weltgipfel der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio de Janeiro zur Unterschrift aufgelegt wurde. Sie trägt diesen Titel, weil sie lediglich einen Rahmen bildete, aber noch keine konkreten Verpflichtungen für die Einzelstaaten enthielt. Der Klimawandel wurde darin allgemein als „gemeinsames Problem der Menschheit“ benannt und das Ziel ausgerufen, eine gefährliche, menschengemachte Störung des Klimasystems zu verhindern. Dafür sollte der Ausstoß an Treibhausgasen bis zum Jahrtausendwechsel auf den Stand von 1990 zurückgeführt werden.

1994: Die Konvention tritt in Kraft

Nachdem die nötige Zahl von mindestens 50 Vertragsparteien sie ratifiziert hatte, trat die Konvention 1994 in Kraft. Seither treffen sich ihre Parteien, mittlerweile 198, jährlich zu den inzwischen sehr bekannten Weltklimakonferenzen.

1995, COP1, Berlin: Die erste COP

In Berlin fand der erste Klimagipfel nach Inkrafttreten der Konvention statt, um sie weiter zu konkretisieren. Zu diesem Zweck wurde das sogenannte „Berliner Mandat“ erteilt. Damit wurden formell Verhandlungen für verbindliche Klimaschutzvereinbarungen eröffnet, die zwei Jahre später in ein Zusatzprotokoll (das sogenannte Kyoto-Protokoll) mündeten.

Kyoto1997, COP3, Kyoto: Das Kyoto-Protokoll wird angenommen

Im japanischen Kyoto fand die dritte Weltklimakonferenz statt. Dort wurde das gleichnamige Zusatzprotokoll beschlossen, das die Klimarahmenkonvention mit Leben füllte und sie weiter ausgestaltete. Es legte erstmals völkerrechtlich verbindliche Zielwerte für den Treibhausgasausstoß in den Industrieländern fest. In einer ersten Phase bis 2012 sollten sie den Ausstoß an Treibhausgasen um durchschnittlich 5,2 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 senken. Es dauerte allerdings sieben Jahre, bis das Protokoll in Kraft trat, weil es sehr umstritten war: Unter anderem die USA lehnten es vehement ab.

2000, COP6, Den Haag: Die Verhandlungen stocken

Die Klimakonferenz in Den Haag wurde zur ersten großen Niederlage für den globalen Klimaschutz. Sie endete ohne ein Abschlussdokument. Streitpunkt war unter anderem, ob und in welcher Form CO2-Senken, das sind natürliche Kohlenstoffspeicher, anzurechnen seien. Wegen des Kollapses der Verhandlungen gab es im Sommer des Folgejahres in Bonn einen zweiten Teil der COP6 – genannt „COP6-2“. Dort konnte man dann ohne die USA, die unter George W. Bush aus dem Protokoll ausgetreten waren, wieder zahlreiche Fortschritte erzielen. Unter anderem einigte man sich darauf, beim Anrechnen von Senken bestimmte Obergrenzen einzuhalten.

2005, COP11, Montreal: Das Kyoto-Protokoll tritt in Kraft

Das Kyoto-Protokoll trat in Kraft, nachdem zwei Bedingungen erfüllt waren: Es musste von 55 Staaten ratifiziert sein. Und diese Staaten mussten zusammen für mindestens 55 Prozent der gesamten CO2-Emissionen der Industrieländer aus dem Jahr 1990 stehen. Diese Voraussetzungen waren erst Anfang 2005 erfüllt; dafür hatte es sieben Jahre gebraucht. Beim Klimagipfel in Montreal wurde beschlossen, das Protokoll über das Jahr 2012 hinaus gelten zu lassen und dafür mit Verhandlungen zu beginnen.

Kopenhagen2009, COP15, Kopenhagen: Der Tiefpunkt der Klimadiplomatie

Die Weltklimakonferenz in Kopenhagen gilt als Tiefpunkt der Klimadiplomatie. Sie endete mit einer nichtssagenden politischen Erklärung, die nicht verabschiedet, sondern nur zur Kenntnis genommen wurde. Darin erkannten die Vertragsstaaten zwar an, dass 2 Grad bei der Erderwärmung nicht überschritten werden sollten, aber es gab keine langfristige Regelung über das Jahr 2012 hinaus und keine bindenden Verpflichtungen zur Reduktion des CO2-Ausstoßes.

2011, COP17, Durban: Der Beginn einer neuen Ära

Weil eine Fortführung des Kyoto-Protokolls in immer weitere Ferne rückte, einigten sich die Vertragsparteien bei der Klimakonferenz in Durban darauf, einen neuen Verhandlungsprozess zu beginnen, der alle Länder – und nicht nur Industriestaaten – einschließen sollte.

Paris2015, COP21, Paris: Einigung der Mitgliedsstaaten

In der französischen Hauptstadt gelang bei der COP21 der Durchbruch: Die Mitgliedsstaaten einigten sich auf das völkerrechtlich bindende Übereinkommen von Paris, welches das Kyoto-Protokoll ablöste. Es sieht eine Begrenzung der Erderwärmung auf 2, wenn möglich auf 1,5 Grad vor und gilt nun zum ersten Mal ausnahmslos für alle Staaten, auch für Entwicklungs- und Schwellenländer. Im Unterschied zum Kyoto-Protokoll gibt es seither keine festgelegten und verabredeten Verpflichtungen zur Minderung von Treibhausgasen mehr, sondern stattdessen nationale Klimaschutzbeiträge (Nationally Determined Contributions, NDCs). Hierbei legen die Staaten selbst fest, welche Beiträge sie zum Klimaschutz leisten wollen, und reichen ihre Ziele beim Klimasekretariat der Vereinten Nationen ein. Die Summe aller eingereichten NDCs gibt Auskunft darüber, auf welchem Pfad sich die Welt hinsichtlich der globalen Erderwärmung befindet und wie groß die Lücke zum angestrebten 1,5-Grad-Ziel ist.

Glasgow2021, COP26, Glasgow: Erst Pause, dann ein Wiedersehen

Das geplante Treffen im Jahr 2020 fiel wegen der Corona-Pandemie aus; es wurde auf das Folgejahr verschoben und fand 2021 im schottischen Glasgow statt. Dort verabschiedeten die Vertragsstaaten den „Glasgow Climate Pact“, in dem sie unter anderem das 1,5-Grad-Ziel bekräftigten. Der Pakt enthält zudem die Aufforderung, Kohlekraftwerke auslaufen zu lassen und auf Subventionen von fossilen Energien zu verzichten. Obwohl beides nicht mit konkreten Daten versehen wurde, galt die Erwähnung als neu und wegweisend.

2022, COP27, Sharm El-Sheikh: Treffen inmitten einer Energie- und Ernährungskrise

Der diesjährige Klimagipfel steht im Zeichen einer globalen Energie- und Ernährungskrise, ausgelöst durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine und die damit verbundenen Lasten. Nichtsdestotrotz wird es um ehrgeizigere nationale Klimaschutzziele der Vertragsstaaten gehen, denn bislang genügen die Zusagen nicht, um die Erderwärmung unter 1,5 Grad zu halten. Derzeit steuert die Welt auf eine Erwärmung von rund 2,5 Grad zu. Auch legt Ägypten als Gastgeber, der sich als Vertreter Afrikas versteht, einen Schwerpunkt auf das Thema Anpassung an den Klimawandel, da gerade viele Länder Afrikas besonders mit den Folgen des Klimawandels zu kämpfen haben. Das Thema Klimafinanzierung wird ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. Im Übereinkommen von Paris hatten die Industrieländer zugesagt, ab 2020 pro Jahr 100 Milliarden US-Dollar für die Entwicklungsländer bereitzustellen. Dieses Versprechen ist bei weitem noch nicht erfüllt.