Hintergrund

CO2-Ausstoß weltweit: Die wärmsten sieben Jahre

Der wachsende Ausstoß von Treibhausgasen wie Kohlenstoffdioxid bringt unseren Planeten in Bedrängnis. Doch wie steht es genau um die klimaschädlichen CO2-Emissionen?

Text
Friederike Bauer
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Noch keine Trendumkehr beim CO2-Ausstoß

Meteorolog*innen geben immer neue Höchststände an: Zuletzt identifizierten sie die sieben Jahre von 2015 bis 2021 als die wärmsten seit Beginn der Temperaturmessungen. Der Anstieg betrug zwischen 1,1 und 1,2 Grad gegenüber der Zeit vor der Industrialisierung, die sich zwischen 1850 und 1900 zügig ausbreitete. Entsprechend schlägt die World Meteorological Organization (WMO) der Vereinten Nationen Alarm. „Wir bewegen uns in die falsche Richtung“, heißt es aus Genf.

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Der Grund dafür liegt im fortlaufenden Ausstoß an klimaschädlichen Treibhausgasen, von denen CO2 den Hauptanteil ausmacht. Die größten Emittenten von Kohlendioxid sind derzeit China, die Vereinigten Staaten, Indien, Russland und Japan. Danach folgen mit einigem Abstand Deutschland, Kanada, Iran und Südkorea. Allerdings liegt der Pro-Kopf-Verbrauch mit rund 7,4 Tonnen pro Jahr in China nur halb so hoch wie in den Vereinigten Staaten mit 15,5 Tonnen, in Indien beträgt er sogar nur 1,9 Tonnen. Tendenziell sind es nach wie vor die Industriestaaten des Nordens, die pro Person am meisten CO2  ausstoßen.  

Treibhausgase: CO2-Emissionen steigen wieder

Nachdem die Emissionen wegen Corona im Jahr 2020 weltweit um rund 5 Prozent gefallen waren, sind sie nun wieder knapp über dem Niveau vor der Pandemie und haben nach UN-Angaben 2021 ein neues Rekordniveau erreicht. Und dieser Trend setzte sich in der ersten Hälfte 2022 fort. Statt zu sinken, steigen die Emissionen also weiter – mit allen Konsequenzen, die in größeren Wetterextremen bereits rund um den Globus sichtbar sind.  

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Die gravierendsten Folgen des CO2-Ausstoßes sind jedoch wahrscheinlich die unmerklichsten, nämlich Veränderungen in den Ozeanen. Sie speichern 90 Prozent der angestauten Wärme des Erdsystems und haben in den vergangenen fünf Jahren mehr Wärme aufgenommen als in jeder anderen Fünf-Jahres-Periode davor. Das hat vor allem Folgen für die Korallen, von denen Wissenschaftler*innen sagen, sie seien so gut wie verloren. Wärmere Ozeane tragen, neben dem Abschmelzen von Gletschern und Eisschilden, zudem dazu bei, dass der Meeresspiegel steigt, weil sich Wasser mit zunehmender Temperatur ausdehnt. Auch gibt es dann aufgrund einer höheren Verdunstung mehr Regen und stärkere Stürme.  

CO2-Emissionen: weiterhin alarmierende Aussichten

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Die Entwicklung wird noch einige Zeit so weitergehen. In den kommenden fünf Jahren könnte nach Angaben der WMO sogar – zumindest zeitweise – die 1,5-Grad-Marke überschritten werden. Dann befände sich die Welt, nach allgemein anerkannten wissenschaftlichen Erkenntnissen, schon am Beginn jenes Korridors der Erderwärmung, mit dem wir gerade noch so umgehen könnten. Die aktuell in Aussicht gestellten nationalen Klimaschutzbeiträge der Einzelstaaten (Nationally Determined Contributions, NDCs) reichen bei weitem nicht aus, um den CO2-Ausstoß auf die für das 1,5-Grad-Ziel notwendige Menge zu reduzieren. Angenommen, diese nationalen Beiträge würden tatsächlich alle umgesetzt, dann landeten wir nach jüngsten Berechnungen des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) in seinem Synthesebericht vom Oktober 2022 zum Sechsten IPCC-Sachstandsbericht bei zwischen 2,1 und 2,9 Grad Erderwärmung – und damit deutlich über dem 1,5-Grad-Ziel. Damit steuert die Welt auf eine Klimakrise mit drastischen Folgen für Wirtschaft, Gesellschaft und internationale Sicherheit zu.  

Energiekrise befördert Anteil fossiler Energien

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Zwar haben die Vertragsstaaten der Klimarahmenkonvention ihre Anstrengungen zuletzt verstärkt und ihre zukünftigen Beiträge insgesamt ehrgeiziger gestaltet. Für eine globale Trendwende des CO2-Ausstoßes reicht es jedoch noch nicht. Auch bleibt unklar, ob die Länder ihre Zusagen wirklich erfüllen werden, besonders angesichts der aktuellen, durch den Krieg in der Ukraine ausgelösten Energiekrise. Der Anteil an fossilen Energieträgern – Kohle, Gas und Öl – nimmt derzeit wieder zu.  

Dessen ungeachtet wären trotz der aktuellen Klimaschutzzusagen rein rechnerisch bereits 86 Prozent des noch verfügbaren CO2-Budgets bis zum Jahr 2030 aufgebraucht. Der Weltklimarat IPCC empfiehlt deshalb dringend, die nationalen Ziele hochzuschrauben und noch schneller als bisher geplant klimafreundlicher zu leben und zu wirtschaften.  

November 2022

Quellen: 
United in Science: We are Heading in the Wrong Direction (unfccc.int)
CO2-Emissionen weltweit in den Jahren 1960 bis 2020 (de.statista.com)
CO2 Emissions by Country (worldometers.info)
Ocean Warming | Global Climate Change: Vital Signs of the Planet (nasa.gov)
UNEP Emissions Gap Report 2022  
IEA World Energy Outlook 2022
UNFCCC NDC Synthesis Report
UNFCCC LT-LEDS Synthesis Reports