Das vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanzierte Projekt Circular City Labs fördert den Aufbau wirtschaftlich sinnvoller Mehrwegsysteme als Teil der Kreislaufwirtschaft. So werden Abfallmengen reduziert und Treibhausgasemissionen verringert. In Accelerator-Programmen in Albanien, Georgien, Kolumbien und Südafrika kommen Unternehmen, Stadtverwaltungen und Universitäten zusammen, um das Potenzial von wiederverwendbaren Verpackungen und entsprechenden Geschäftsmodellen zu erforschen. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Beteiligung von Frauen und Unternehmerinnen an lokalen Kreislaufwirtschaften.
„Damit der Müllberg verschwindet“
Drei Fragen an Ana Maria Villegas, Start-up-Unternehmerin in Kolumbien. Die Designerin hat mit Unterstützung der GIZ ein Mehrwegkonzept für die Gastronomie entwickelt und erfolgreich unter dem Namen Xiclo auf den Markt gebracht.
Frau Villegas, wie sind Sie auf die Idee gekommen, Mehrweggeschirr in Kolumbien zu etablieren?
Während der Covid-Pandemie habe ich sehr oft Essen nach Hause bestellt und mich über den Plastikmüll geärgert, den ich so mitverursachte. Ich dachte, da muss es einen anderen Weg geben! Gemeinsam mit meinem Bruder, der Softwareentwickler ist, habe ich ein Mehrwegkonzept erarbeitet. Jeder einzelne Behälter für Essenslieferungen ist mit einem Code versehen und kann von uns getrackt werden. Wir lassen das benutzte Geschirr von E-Bike-Kurieren direkt von den Kund*innen abholen und kümmern uns um die Reinigung. Die Restaurants haben damit nichts zu tun. Sie bekommen von uns regelmäßig sauberes Geschirr geliefert.
Wie hat die GIZ Sie auf Ihrem Weg unterstützt?
Die GIZ fördert uns als Pilotvorhaben des Projekts Circular City Labs. Ich habe zunächst ein viermonatiges Accelerator-Programm für Start-ups mit Ideen zur Kreislaufwirtschaft durchlaufen und wurde dann für eine weitere Förderung ausgewählt, weil unser Konzept finanziell durchdacht und praktikabel ist. Durch die Unterstützung konnten wir unsere Software verbessern und unser Geschäft ausweiten. Nach Bogotá sind wir nun auch in Medellín präsent. Mit der GIZ als Partner konnten wir dort die Gastronomie einer Universität mit 75.000 Studierenden als Kunden gewinnen.
Wie geht es weiter?
Langfristig planen wir, auch international tätig zu werden. 2025 wollen wir zunächst beginnen, Lizenzen für unsere Software zu vergeben. Wer darüber verfügt, kann unser Konzept sehr einfach übernehmen. Denn Mehrweggeschirr ist leicht zu beschaffen und Reinigung und Logistik lassen sich ebenfalls leicht organisieren. In Bogotá werden wir ab 2026 zudem die öffentlichen Schulen mit Geschirr beliefern. Die Schulkantinen geben jeden Tag 70.000 Essen aus – bisher auf Wegwerfgeschirr. Es macht mich stolz, mit meiner Geschäftsidee einen Beitrag zu leisten, dass dieser Müllberg verschwindet.