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Interview

„SAP und GIZ – ein Dream-Team“

Interview mit Klaus Schimmer, Manager für Innovation in der Nachhaltigkeit bei SAP. Er berichtet über eine gelungene Kooperation in Armenien. 

Interview: Friederike Bauer

Herr Schimmer, wie ist es zu dem Projekt SAP Startup Factory und der Zusammenarbeit mit der GIZ und Armenien gekommen?

Ich bin 2020 nach Armenien gereist. Zusammen mit dem KfW-Innovationschef Michael Strauß wollte ich das TUMO-Zentrum in der Hauptstadt Eriwan kennenlernen, das auch in Berlin und Mannheim Jugendlichen kostenlose mediale Bildung nach der Schule anbietet. Bei der Gelegenheit habe ich die Innovationsszene in Eriwan erkundet: Start-ups, Investoren, Förderprogramme – das war ein straffes Programm an drei Tagen. Ich war tief beeindruckt von den enormen Talenten und großartigen Geschäftsideen. In Armenien leben sehr begabte Menschen. In den Straßen wird Schach gespielt, es gibt viele Ingenieure und Mathematiker und schon 9-jährige Kinder sind in der Lage, einen Roboter zu programmieren.

Was hat SAP bewogen, hier einzusteigen, und was ist der Mehrwert für Sie?

SAP führt schon seit vielen Jahren Start-up-Programme durch, vorrangig – aber nicht nur – in den Hotspots der Szene: Berlin, Tel Aviv, Silicon Valley und so weiter. Verständlich, dass sich gute Start-ups dort ansammeln. Unser Gedanke war es, diese Programme durch Angebote für die großartigen Talente in Armenien zu ergänzen – und damit gleichzeitig diese Region zu unterstützen und zu entwickeln. Es ist wie immer im Leben: ein Geben und Nehmen. Stärkt man die Innovationskraft eines Landes, entwickelt sich eine robuste Wirtschaft und es entstehen neue, größere Märkte. Es ist eine Win-win-win-Situation, wenn Sie so wollen.

Welchen Nutzen hat eine Start-up-Factory und wie genau funktioniert sie?

Ein anderes oft verwendetes Wort für Start-up-Factory ist Start-up-Accelerator. Das Wort „Beschleuniger“ trifft es vielleicht am besten. Im Accelerator-Programm geben Mentoren Hilfestellungen zu verschiedenen Themen: Geschäftsideen und Marketingstrategien zu entwickeln, personalwirtschaftliche Themen zu berücksichtigen und das Wichtigste – Kunden zu finden und mit diesen die Produktidee zu erproben. Und das alles in nur drei bis sechs Monaten. Das ist sehr intensiv und dort trennt sich dann auch schnell die Spreu vom Weizen. SAP ist für Start-ups eine ideale Begleiterin. Denn SAP kann im besten Fall einem Start-up die Türen zu den meisten großen Kunden und jeder Industrie weltweit öffnen. Entscheidend für SAP und das Start-up ist, dass wir eine Form der Kooperation erreichen, die am besten durch die Formel „1 + 1 = 3“ ausgedrückt werden kann.

Was genau ist damit gemeint?

Wenn das Start-up die SAP-Software attraktiver macht, öffnet SAP im Gegenzug den Vertriebskanal zum Kunden. Und somit haben SAP und das Start-up beide in Summe einen höheren Wert erzeugt. Die Start-ups können sich dann im sogenannten SAP-Store, vergleichbar mit dem Apple-Appstore, der Welt präsentieren. Und im Idealfall kann unser Vertrieb SAP und Start-up als Paket gemeinsam verkaufen. So entsteht ein Mehrwert für das Start-up, für SAP und die Endkunden. Dabei ist es wichtig zu betonen, dass SAP keine Anteile vom Start-up übernimmt oder Ansprüche an das intellektuelle Eigentum erhebt. Es ist vielmehr eine Kooperation zum gegenseitigen Nutzen.

Was wurde mit der Startup Factory bisher bewirkt?

Wir hatten in den letzten vier Jahren mit schwierigen Umständen zu tun. Corona und der Krieg in der Ukraine hatten einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Programme. Aber das hat uns nicht davon abgehalten, trotzdem erfolgreich miteinander zu arbeiten. Mittlerweile konnten zwei Start-up-Kohorten durchgeführt werden; das sind Gruppen von ausgewählten Start-ups, die für eine bestimmte Zeit betreut werden. Zwei schöne Erfolgsgeschichten sind die Start-ups RedRays und Prelaunch. RedRays hat sich auf SAP-Sicherheit spezialisiert und Prelaunch hilft Kunden, ihre Produkte zu testen, bevor man auf den Markt geht. Das hat schon einige Fehlinvestitionen vermieden.

Haben Sie hierfür Geld vom deutschen Steuerzahler erhalten?

Nein. Uns war es wichtiger, dass die Förderung im Land bleibt und nicht an SAP geht. Mit BANA haben wir einen Start-up-Accelerator vor Ort gefunden, den die GIZ unterstützt hat, um die Programme durchzuführen. Was SAP in den eigenen Start-up-Programmen vollständig selbst anbietet, wurde hier von BANA in Kooperation mit SAP übernommen. Die allgemeinen Themen wie Geschäftsplanung und Marketing wurden von BANA abgedeckt. SAP hat den Softwareteil übernommen.

Wo stehen wir jetzt bei dem Projekt und wie geht es weiter?

Zurzeit finden Gespräche statt, wie die Programme weitergeführt werden können. Als mögliche Themen könnte ich mir Nachhaltigkeit und künstliche Intelligenz vorstellen. Das sind für mich zurzeit die beiden wichtigsten Themen überhaupt.

Ist Armenien ein Beispiel, das Schule machen könnte?

Ja, das war auch ein wichtiger Punkt in den ersten Diskussionen mit der GIZ. Für uns alle war Teil der Idee, eine Art Blaupause zu erzeugen, die in anderen Ländern der Region, aber auch in Asien oder Afrika umgesetzt und skaliert werden kann. Das ist uns gut gelungen.

Ist das die erste Zusammenarbeit von SAP mit der GIZ oder gab es schon andere?

SAP und GIZ verbindet eine langjährige, erfolgreiche Zusammenarbeit. Für SAP als eines der wenigen global erfolgreichen Softwareunternehmen mit Hauptsitz in Deutschland ist es enorm wichtig, nicht nur in den großen, etablierten Märkten zu agieren, sondern auch solche zu erreichen, die sich in der Entwicklung befinden. Und da werden SAP und GIZ zum Dream-Team.

Was erhoffen Sie sich von einer Entwicklungsorganisation wie der GIZ für Ihre Arbeit und für die Digitalisierung?

Die GIZ kennt die Lage vor Ort am besten und ist an den richtigen Stellen aktiv. Wenn dann das Thema Digitalisierung aufkommt, ist SAP genau die richtige Partnerin, um gemeinsam mit der GIZ erfolgreiche Konzepte aufzusetzen. So machen wir das zum Beispiel aktuell mit der GIZ und H2Uppp in Brasilien zum Thema grüner Wasserstoff. 
 

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Klaus Schimmer privat

Klaus Schimmer, Chief Innovation Architect Sustainability bei SAP

Ein Gewinn für drei Seiten

In Armenien hat die GIZ zusammen mit SAP und dem Business Angel Network Armenien (BANA) eine Start-up-Factory gegründet. Sie hilft Start-ups „ins Geschäftsleben“ und führt sie in den größeren internationalen Markt ein. Davon profitieren nicht nur die Firmen selbst, sondern auch SAP, weil das Unternehmen neue Software-Lösungen und Innovationen erhält. Der lokale Markt wird ebenfalls beflügelt; Armenien kann dadurch zu einem regionalen digitalen Hub werden. Es ist ein Gewinn für alle Seiten. Die GIZ hat den örtlichen Partner, in diesem Fall BANA, unterstützt und regt dadurch wirtschaftliche Entwicklung an.

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