Hallo aus Dohuk!

Bau-Experte Frank-Uwe Abresch berichtet über seinen Alltag im Nordirak.

Hallo aus Dohuk!

Seit Mitte 2016 lebe und arbeite ich im Nordirak. Hier benötigen aktuell mehr als sechs Millionen Menschen humanitäre Hilfe. Sie sind auf der Flucht oder davon betroffen. Trinkwasser ist vor allem in den heißen, trockenen Sommern ein knappes Gut. Im Auftrag des Bundesentwicklungsministeriums leite ich den Aufbau eines großen Wassernetzwerks, das Gemeinden und Flüchtlingscamps mit ausreichend Wasser versorgen soll. Das Bauen an sich übernehmen lokale Bauunternehmen.

Arbeit in einer Krisenregion

Von Haus aus bin ich Ingenieur für Versorgungs- und Energietechnik. Mit einer kurzen Unterbrechung arbeite ich seit 2005 für die GIZ; ich war vorher in Äthiopien, Afghanistan und im Südsudan. Die Arbeit in einer Krisenregion wie dem Irak empfinde ich nicht als grundsätzlich anders. Es gibt eine Planung, man fängt an zu bauen und stößt sofort auf die ersten Herausforderungen – so ist das überall. Zum Beispiel bauen wir eine Wasser­aufbereitungsanlage und verlegen eine 18 Kilometer lange Pipeline. Dabei haben wir überraschend ein Gebiet mit archäologischen Funden gekreuzt: ein Wassernetzwerk, unter anderem mit Zeichnungen des syrischen Königs Sennacherib von etwa 700 v. Chr. So etwas kann hier ebenso wenig ignoriert werden wie in Deutschland. Aber genau diese Unvorhersehbarkeit gefällt mir an meinem Job.

Natürlich ist manches in einer Krisenregion anders. Zum Beispiel müssen wir vor jedem Baubeginn prüfen lassen, ob an der Stelle Sprengkörper liegen. Ansonsten bewege ich mich hier frei. Ich fahre in normalen Fahrzeugen und kann jeden Weg innerhalb Dohuks nehmen, der zur Verfügung steht. Das Risikomanagement-Office der GIZ hat immer ein Auge auf die aktuelle Sicherheitslage.

Flexibilität ist gefragt

Ein familienfreundlicher Einsatzort ist der Irak sicherlich nicht. Ich führe mit meiner Frau eine Fernbeziehung, reise mindestens alle zwei Monate nach Hause nach Berlin. In Dohuk wohne ich in einer WG. In meiner Freizeit höre ich viel Musik und lese. Es gibt eine Menge Restaurants, so dass ich selten koche. Ich denke, für einen Job wie meinen an einem Ort wie diesem braucht es eine große Portion Geduld und Flexibilität. Man muss vorsichtiger planen und gleichzeitig flexibel genug sein, auch mal von heute auf morgen eine andere Lösung zu suchen.

Viele Grüße

Ihr Frank-Uwe Abresch

aus akzente 1/19