Nach Jahrzehnten als Militärbasis hat das ehemalige Feldlager Prizren der Kosovo-Truppe KFOR (Kosovo Force) eine bemerkenswerte Transformation durchlaufen. Im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und mit einer Kofinanzierung der Regierung Kosovos hat die GIZ mit ihren lokalen Partnern diesen ehemaligen Bundeswehrstandort zum Innovations- und Ausbildungspark (ITP) umgestaltet. Seit seinem Start 2019 hat sich der ITP Prizren zu einem bedeutenden Zentrum für Innovation, Wirtschaftswachstum und Kompetenz entwickelt.
Mission Zukunft
Wie aus einer Kaserne in Kosovo ein attraktives Zentrum für Wirtschaft und Ausbildung wurde: ein Besuch im Innovations- und Ausbildungspark Prizren. Mit GIZ-Unterstützung wurde er zu einer der wichtigsten Innovationsadressen in dem Westbalkanstaat.
Was haben ein Hightech-Unternehmen, eine Kulturinitiative, eine Hochschule und gemeinnützige Digitalenthusiasten gemeinsam? Sie brauchen ein kreatives Netzwerk, schnelles Internet, passende Räume und gute Infrastruktur. Dass sie dies alles ausgerechnet in einer ehemaligen Kaserne finden, ist nicht alltäglich. akzente hat Mieter*innen im Innovations- und Ausbildungspark Prizren (ITP) besucht. Das ehemalige Militärareal hat sich seit 2019 zu einem beeindruckenden Ort für Start-ups, Ausbildung und Bürgerbeteiligung entwickelt.
Die Adresse für Innovation in Kosovo
Klicken Sie auf die Kreuze, um mehr über Mieter*innen im Innovations- und Ausbildungspark Prizren zu erfahren.

Mustafa Balje
„Die Eröffnung des Regionalstudios in Prizren ist ein großer Erfolg für unseren Sender, die Stadt und die Mission des Innovations- und Ausbildungsparks.“
Enis Qafëleshi
„Wir haben die Nachfrage gesehen und bringen digitale Berufe in unser Land. Damit passen wir perfekt zum ITP und umgekehrt.“
Valmir Hoxha
von der Firma Aria Tech schätzt die Netzwerke und Kontakte, die das ITP bietet.
Vatra Abrashi
von der Kulturinitiative Autostrada Biennale ist begeistert, im ITP Raum für Kultur und Bildung zu finden.
Edmond Hajrizi
Rektor der Universität für Business und Technologie (UBT), reizt am ITP die Verbindung zu Deutschland.
Einen erstaunlichen Wandel hat das weitläufige Gelände am Stadtrand von Prizren erfahren. Das findet auch Mustafa Balje. Der langjährige Reporter des öffentlich-rechtlichen Senders Radio Television of Kosovo (RTK) kennt es noch aus einer Zeit, als Einwohner*innen von Prizren das Gelände nicht betreten durften und selbst Journalist*innen nur selten dort waren. „Es umgab etwas Geheimes“, erinnert er sich.
Der abgeschottete Militärstützpunkt war vom Osmanischen Heer gegründet worden und diente später der Jugoslawischen Volksarmee als Standort. Zuletzt waren dort deutsche Soldatinnen und Soldaten im Rahmen der multinationalen Kosovo Force (KFOR) stationiert. Tausende deutsche Bundeswehrangehörige sicherten zwischen 1999 und 2018 den Frieden in und um Prizren.
Im Herbst 2018 übergab die Bundeswehr ihr Feldlager den kosovarischen Zivilbehörden. Gemeinsam entschieden die deutsche und die kosovarische Regierung, das ausgebaute Areal mit Dutzenden Gebäuden als Wirtschaftsstandort zu nutzen. Ziel war und ist es, die kosovarische Wirtschaft zu stärken und etwas gegen die Arbeitslosigkeit besonders unter jungen Leuten zu tun.
Im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung hatte die GIZ dazu Machbarkeitsstudien erstellen lassen und legte die Basis für den Innovations- und Ausbildungspark Prizren. Bis Ende 2024 verantwortete die GIZ das Management des ITP. Inzwischen ist es in die Hände einer kosovarischen Leitung übergegangen, die weiter eng mit dem GIZ-Team um Projektleiter Hans-Jürgen Cassens zusammenarbeitet. „Wir sind überzeugt, dass der Aufbau des ITP Prizren zu einem der führenden Technologie- und Innovationsparks auf dem Balkan auch multinationale IT-Firmen und Dienstleistungsunternehmen anzieht“, betont Cassens.

„Ein Symbol für die Transformation Kosovos“
Im Interview spricht Lulëzon Jagxhiu, Digital-Berater von Kosovos Premierminister Albin Kurti, über die deutsch-kosovarische Zusammenarbeit beim Innovations- und Ausbildungspark Prizren.
Zum Interview

Der ITP gilt inzwischen als Beispiel für eine gelungene Konversion ehemaliger Liegenschaften der Bundeswehr im Ausland. 53 Unternehmen, Bildungsinstitutionen, Bürger- und Kreativinitiativen sind inzwischen dort eingezogen – auch das Regionalstudio des öffentlich-rechtlichen Senders RTK. So können Mustafa Balje und sein Team ihren Informationsauftrag besser erfüllen: „Die Arbeitsbedingungen hier sind außergewöhnlich. Das ermöglicht es, in Kosovo eine Medienqualität wie in westeuropäischen Ländern zu erreichen.“ Die Journalist*innen, die verschiedenen Bevölkerungsgruppen Kosovos angehören, schulen auch junge Leute in Medienkompetenz und nutzen das innovative Netzwerk im ITP.
Kreatives Umfeld und gute Infrastruktur
Das schätzt auch Valmir Hoxha. Er ist Mitgründer und -eigentümer des Unternehmens Aria Tech, das unter anderem Industrieroboter entwickelt. Hoxha stammt aus Prizren und verfolgte den Aufbau des ITP aus der Nähe. Als sein Unternehmen expandierte und nach geeigneten Räumen suchte, fiel die Wahl auf den Innovations- und Ausbildungspark. Ausschlaggebendes Argument: „Die Infrastruktur ist auf einem sehr hohen Niveau.“ Seit Ende 2023 hat Aria Tech seinen Sitz im ITP und „wir haben seither ein exponentielles Wachstum erlebt“, betont der junge Unternehmer. Wichtig seien das dynamische Umfeld mit vielen Veranstaltungen, Kontakten und die Lage – auch für internationale Aufträge.

Der ITP bietet Valmir Hoxha von der Firma Aria Tech den perfekten Ort, um nach der Planung von Hightech-Projekten auch die mechanischen und elektrischen Teilen zu fertigen.
Gute Anbindung des ITP
Prizren, Kosovos zweitgrößte Stadt, ist mit einer Autobahn an die Hauptstadt Pristina sowie Skopje in Nordmazedonien angebunden. Der internationale Flughafen Pristina ist knapp 40 Minuten vom ITP entfernt. Die Adriahäfen Durrës in Albanien und Bar in Montenegro sowie das griechische Thessaloniki sind in zweieinhalb beziehungsweise fünf Stunden schnell erreicht.
Die Lage ist ein Standortvorteil, qualifizierte junge Leute sind der andere. Hier setzt der ITP auf berufliche und akademische Bildung, etwa mit der Universität für Business und Technologie (UBT), die bereits 2020 ihren Campus in Prizren auf den ITP verlegt hat. 2.000 Studierende sind dort aktuell eingeschrieben. „Wir haben es geschafft, ausländische Investoren nach Kosovo zu ziehen, weil wir qualifizierte Fachkräfte im Land aufgebaut haben“, sagt UBT-Gründer Edmond Hajrizi.
Die Hochschule war einer der ersten Mieter im ITP und Hajrizi war schon früh an der Weiterentwicklung des ITP beteiligt. „Die kompetente Verwaltung durch die GIZ und deren Expert*innen haben mir das Gefühl gegeben, dass ich einen echten Dialogpartner habe, um gemeinsam genau das aufzubauen, woran ich seit zwanzig Jahren arbeite: eine nachhaltige Entwicklung für Kosovo“, betont Professor Hajrizi. Er ist – wie viele andere im ITP – davon überzeugt, am richtigen Ort zur richtigen Zeit zu sein.