Nach Jahrzehnten als Militärbasis hat das ehemalige Feldlager Prizren der Kosovo-Truppe KFOR (Kosovo Force) eine bemerkenswerte Transformation durchlaufen. Im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und mit einer Kofinanzierung der Regierung Kosovos hat die GIZ mit ihren lokalen Partnern diesen ehemaligen Bundeswehrstandort zum Innovations- und Ausbildungspark (ITP) umgestaltet. Seit seinem Start 2019 hat sich der ITP Prizren zu einem bedeutenden Zentrum für Innovation, Wirtschaftswachstum und Kompetenz entwickelt.

„Ein Symbol für die Transformation Kosovos“
Kosovos Regierung setzt auf Innovation und Digitalisierung in Verwaltung und Wirtschaft. Im Interview spricht Lulëzon Jagxhiu, Berater von Kosovos Premierminister Albin Kurti, darüber, welche Rolle der Innovations- und Ausbildungspark Prizren dabei spielt. Die Transformation des ehemaligen Militärlagers der Bundeswehr zu einem zivilen Wirtschafts- und Bildungszentrum ist ein deutsch-kosovarisches Vorhaben.
Was haben Sie gedacht, als Sie das erste Mal die Verwandlung des Militärlagers in Prizren zum Innovations- und Ausbildungspark, kurz ITP, gesehen haben?
Der ITP symbolisiert die unglaubliche Transformation Kosovos. Vor 25 Jahren hat unser Land einen verheerenden Krieg mit vielen Verlusten und Zerstörungen durchgemacht. Heute steht Kosovo für eine Geschichte der Widerstandsfähigkeit und des Fortschritts. In den vergangenen vier Jahren ist unser Bruttoinlandsprodukt um 52 Prozent gestiegen, die ausländischen Direktinvestitionen seit 2022 sogar um 143 Prozent. Und wir sind das demokratischste Land im Westbalkan. Renommierte internationale Organisationen bestätigen diese Aussage. Der ITP spiegelt den eigenen Weg Kosovos wider.
Der Innovations- und Ausbildungspark Prizren ist ein besonderes Beispiel für die Zusammenarbeit zwischen Kosovo und Deutschland. Warum ist das so?
In den vergangenen Jahren haben wir in Kosovo daran gearbeitet, ein gutes Umfeld für Innovationen zu schaffen, und der ITP ist dafür einer der zentralen Orte. Wir haben gemeinsam 16 Millionen Euro in den ITP investiert, je zur Hälfte von der kosovarischen und der deutschen Regierung. Somit ist der ITP eine Brücke für die wirtschaftliche Zusammenarbeit und das gegenseitige Wachstum unserer beiden Nationen.
Inwiefern?
Kosovo verfügt über einen dynamischen Sektor der Informations- und Kommunikationstechnik, mehr als 2.000 Firmen sind hier tätig. Die große Mehrheit davon exportiert ihre Dienstleistungen, vor allem nach Westeuropa und in die USA. Das ist der Bereich unserer Wirtschaft, der am schnellsten wächst, allein in den vergangenen drei Jahren um fast 300 Prozent. Viele Unternehmen arbeiten bereits mit deutschen Firmen zusammen. Mit einer jungen Bevölkerung – mit einem Durchschnittsalter von 34 Jahren die jüngste in Europa – bietet Kosovo ein großes Wachstumspotenzial im IKT-Sektor. Das bietet Möglichkeiten, die deutsche Unternehmen nutzen können und wovon schließlich beide Volkswirtschaften profitieren.

Lulëzon Jagxhiu ist als Technischer Direktor in der Regierung Kosovos verantwortlich für die Koordination der digitalen Transformation sowie der Cybersicherheitsrichtlinien und -initiativen.

Wie bringt Kosovos Regierung die digitale Wirtschaft voran?
Wir investieren sehr stark in die digitale Infrastruktur im Land. Kosovo hat die beste Internetanbindung im Westbalkan und wir können uns hierbei mit einigen der am weitesten entwickelten Länder Europas vergleichen. Seit 2024 sind all unsere Dörfer mit Breitband-Internet verbunden. Außerdem sind 65 Prozent Kosovos durch 5G abgedeckt, damit sind wir im Westbalkan führend bei der 5G-Abdeckung. Über die Infrastruktur hinaus fördern wir ein „Innovations-Ökosystem“, das Unternehmen, Universitäten und die Regierung verknüpft. Und genau hier spielt der ITP eine entscheidende Rolle, hier werden digitaler Wandel und Wirtschaftswachstum vorangebracht.
Kann der ITP in Prizren auch einen langfristigen Beitrag zur Stabilität und Entwicklung in der Region leisten?
Auf jeden Fall. Der Innovations- und Ausbildungspark ist wirklich eine riesige Plattform mit mehr als 40 Hektar Land und über 50 Gebäuden. Die Nähe zu den Nachbarländern Nordmazedonien, Albanien und Montenegro macht ihn ideal für die regionale Zusammenarbeit. Der Park hat das Potenzial, Initiativen zu beherbergen, die über die Grenzen Kosovos hinausgehen und Unternehmen, Innovatoren und Investoren aus der ganzen Region zusammenbringen. Durch die Förderung von grenzüberschreitender Zusammenarbeit und Innovation kann der ITP zu einer regionalen Drehscheibe werden, die wirtschaftlichen Wohlstand, Stabilität und Entwicklung fördert – nicht nur für Kosovo, sondern den gesamten westlichen Balkan.