Es ist diese eine Zahl, die für Zainabou Cissé von großer Bedeutung ist: neun Tonnen. So viel Reis pro Hektar hat der 63-Jährigen die letzte Ernte gebracht. Es ist ein Ergebnis, auf das sie stolz ist. Die Mutter von sechs Kindern und Großmutter von drei Enkelkindern wohnt in Alafia, einer Gemeinde im Norden Malis, die rund 4.000 Menschen zählt. Die Stadt Timbuktu mit ihren Lehmmoscheen und Mausoleen, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören, ist eine gute Stunde entfernt. Alafia selbst hat eine Schule, Moscheen und eine Krankenstation, bietet aber kaum Verdienstmöglichkeiten.
Während die Männer in der Region meist Viehzucht und Landwirtschaft betreiben, leben die Frauen vom sogenannten „petit commerce“: Auf kleinen Holzständen verkaufen sie Waren des täglichen Bedarfs wie Tomaten und Zwiebeln, Seife, Waschpulver, Salz und Zucker. Und sie bauen im kleinen Rahmen Gemüse und Reis an. Landwirtschaft im Sahel zu betreiben, klingt zunächst nach einem Widerspruch. Viele haben trockene Landschaften vor Augen, doch es ist eine komplexe, fragile Zone mit höchst unterschiedlicher Vegetation. Karge Regionen mit ausgelaugten, harten Böden gibt es ebenso wie Flächen mit Bäumen und Sträuchern. Gute Bedingungen bieten die fruchtbaren Uferregionen des Nigers. Dort bewirtschaftet Zainabou Cissé mit 42 weiteren Frauen insgesamt 16 Hektar Land. „Coopérative agropastorale Nafagoumo“ heißt der Zusammenschluss der Kleinbäuerinnen.