Die Start-up-Initiative „WIN NRW.Afrika“ ist Teil der NRW-Afrika-Programme des Ministeriums für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen. Die Deutsche Gesellschaft für InternationaIe Zusammenarbeit (GIZ) GmbH führt sie gemeinsam mit der Delegation der Deutschen Wirtschaft in Nigeria (AHK) durch und hat auf deutscher und nigerianischer Seite zahlreiche Firmen, Start-up-Zentren und Organisationen wie den Senior Expert Service eingebunden. Die Hospitationen in den jeweiligen Ländern sind in ausführliche Vor- und Nachbereitungen eingebettet.
„Neue Perspektiven durch WIN NRW.Afrika“
Realitätscheck für junge deutsche Unternehmen: Das Kölner Start-up Detechgene gehörte zu den zehn deutschen Firmen, die am Austauschprogramm zwischen Nigeria und Nordrhein-Westfalen teilgenommen haben. Im Interview berichten Co-Gründer Robin Bayer und Mitarbeiter Kai Wageringel über die Erfahrungen.
Herr Bayer, was hat Ihr Start-up motiviert, am Programm „WIN NRW.Afrika“ teilzunehmen?
Wir waren auf der Suche nach Absatzmärkten, hatten erste Kontakte nach Kamerun geknüpft, als wir vom Start-up-Austausch mit Nigeria hörten. Entwicklungs- und Schwellenländer sind für uns interessant. Warum? Weil unser Produkt, ein Schnelltest für Krankheitserreger, preiswert, vielseitig einsetzbar und präzise ist. Das Programm „WIN NRW.Afrika“ bot eine wertvolle Chance, die realen Marktbedingungen in einem Land abzuklopfen. Das ist gerade in so einer frühen Phase eines Unternehmens wichtig, denn so kann man richtige Entscheidungen treffen.
Herr Wageringel, Sie waren für Detechgene einen Monat in Nigeria. Was hat Sie dort am meisten beeindruckt?
K. W.: Die Menschen in Nigeria sind sehr herzlich und haben uns mit offenen Armen empfangen. Bereits nach kurzer Zeit habe ich mich dort wohlgefühlt. Ein Gefühl, das sich auch direkt auf das professionelle Arbeiten übertragen hat. Alle, die wir getroffen haben, waren sehr engagiert und interessiert daran, Geschäfte mit deutschen Firmen zu machen. Unsere Gruppe war äußerst vielfältig und umfasste Unternehmen aus verschiedenen Bereichen, darunter Fintech, E-Learning oder Sofortdiagnostik – unserem Geschäftsbereich. Auch das Austauschprogramm war ähnlich breitgefächert und bot für jeden Teilnehmenden etwas Passendes.
Konnten Sie interessante Kontakte in Nigeria knüpfen?
K. W.: Auf jeden Fall. Ich konnte beispielsweise mit Fachleuten im nigerianischen Bundesministerium für Innovation, Wissenschaft und Technologie sprechen. Und es gab viele Kontakte mit hochrangigen Expert*innen aus der Medizinbranche. Solche Kontakte wären von Deutschland aus nie zustande gekommen.
Was waren die wichtigsten Erkenntnisse?
K. W.: Ich konnte mich bei Fachanwälten über die rechtliche und regulatorische Seite von Zulassungen im Biotech-Bereich informieren. Das ist ein guter Startpunkt auf dem Weg in einen neuen Markt, denn Nigeria ist für uns komplettes Neuland. Darüber hinaus habe ich einen Einblick bekommen, wie der Gesundheitsmarkt in Nigeria funktioniert und ob dort Bedarf für unser Produkt besteht.
R. B.: Auch aus Marketing-Perspektive hat es sich gelohnt. In sozialen Medien, aber auch klassischen Printmedien wurde über die teilnehmenden Unternehmen berichtet – in Nigeria und auch in Deutschland. Diese Berichterstattung vor Ort und zu Hause ist unglaublich wichtig, um ins Gespräch zu kommen. Das hat Sichtbarkeit verschafft. Jetzt ordnen wir die Erkenntnisse erst einmal ein und entscheiden dann die nächsten Schritte für unser Unternehmen.
Würden Sie anderen die Teilnahme bei „WIN NRW.Afrika“ empfehlen?
K. W.: Ich kann das jedem jungen Unternehmen ans Herz legen. Diese Erfahrung bietet einen unbeschreiblichen intellektuellen Wert. Man gewinnt neue geschäftliche Perspektiven und versteht, wie die nigerianische Umgebung funktioniert.
R. B.: Ja, es holt Start-ups in die Realität. Es ist leicht, in einem Businessplan von internationalen Märkten zu schreiben. In Köln kann man sich in der Theorie die schönsten Gedanken machen, wie man in Afrika Produkte vermarktet. Es ist dann allerdings etwas anderes, wenn man vor Ort ist und dort recherchiert. Man muss sich das wirklich direkt anschauen.
Detechgene
Das Biotechunternehmen Detechgene wurde Ende 2022 vom Entwicklungsingenieur Dr. Robin Bayer und dem Biologen Dr. Reza Esmaillie in Köln gestartet. Die Firma wurde aus dem Nephrologischen Forschungslabor der Universitätsklinik Köln heraus gegründet. Detechgene hat ein Schnelltestsystem für Krankheitserreger entwickelt, das von jeder Person angewendet werden kann und die Präzision eines Labors zusichert.