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Viehherde wird getrieben stock.adobe.com/bob
Hintergrund

Methan, die unterschätzte Gefahr

In der Debatte um den Klimawandel rückt Methan stärker in den Fokus. Das Gas ist klimaschädlicher als CO2, bietet aber auch ein großes Einsparpotenzial. Deutschland möchte als „Methan-Champion“ mit gutem Beispiel vorangehen.

Text: Friederike Bauer

Methan ist ein klimawirksamer Luftschadstoff, der zu einem großen Teil durch menschliche Aktivitäten entsteht. Vor allem bei der Nutzung fossiler Energie, in der Landwirtschaft und in der Abfallwirtschaft wird Methan emittiert. Seine klimaschädliche Wirkung ist über einen Zeitraum von 20 Jahren 86 Mal höher als die von CO2; rechnerisch ist das Gas für etwa 30 Prozent der Klimaerwärmung seit Beginn der industriellen Revolution verantwortlich. Trotzdem wächst das Bewusstsein über dessen Auswirkungen erst langsam. Dabei lässt sich Methan einfacher und schneller reduzieren als CO2 und die Reduktion könnte den Temperaturanstieg um circa 0,3 Grad mindern.

Methan trägt auch zur bodennahen Bildung von Ozon bei, das die Atemwege reizt, Husten und Atemnot auslösen kann und auch mit vielen anderen Krankheiten wie Krebs in Verbindung gebracht wird. Zudem wirkt es sich auf das Wachstum von Pflanzen aus: Länger andauernde Belastungen mit Ozon können deshalb Ernteerträge mindern. Methan heizt also nicht nur das Klima an, sondern wirkt sich – über das Ozon – auch negativ auf Mensch und Natur aus, verursacht vorzeitige Todesfälle und beeinträchtigt die Ernährungssicherheit.

Ziel: dreißig Prozent weniger Methan bis 2030

Um das Einsparpotenzial von Methan für den Klimaschutz zu nutzen, haben die Vereinigten Staaten und die EU beim Weltklimagipfel 2021 den „Global Methane Pledge“ ins Leben gerufen. Seine Unterzeichnerstaaten sollen ihren Methanausstoß bis zum Jahr 2030 um mindestens 30 Prozent senken. Inzwischen unterstützen diese Initiative 150 Staaten, darunter Deutschland sowie viele Entwicklungs- und Schwellenländer. Dabei sind zum Beispiel Bangladesch, Brasilien, Äthiopien, Indonesien, Mexiko, Nigeria, Pakistan und Vietnam, die mit zu den größten Emittenten von Methan im Globalen Süden zählen und Partnerländer der GIZ sind. Deutschland versteht sich hier als Vorreiter und ist vor kurzem zum „Methan-Champion“ ernannt worden. Damit einher geht die Verpflichtung, andere Länder bei der Minderung von Methan zu unterstützen und auch im eigenen Land ambitioniert zu handeln.

Für die GIZ bedeutet das, neben intensiver Arbeit an Projekten und Programmen zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes auch zunehmend die Minderung von Methanemissionen bei der internationalen Zusammenarbeit in den Blick zu nehmen. Hier drei Beispiele:

Reisanbau in Thailand

Reis kommt in Thailand täglich auf den Tisch – und dominiert dort die Landwirtschaft. Doch nasser Reisanbau ist klimaschädlich, weil im Wasser unter Sauerstoffausschluss Mikroorganismen gedeihen, die Pflanzenreste zersetzen. Dadurch entsteht Methan.

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Reisbauern auf einem Feld durch GIZ

Deshalb sucht die Regierung zusammen mit Partnern wie der GIZ nach Wegen, den Reisanbau klimafreundlicher zu gestalten. Das geschieht derzeit in sechs Provinzen Thailands in einem Programm namens „Thai Rice NAMA“. Reisbäuerinnen und -bauern erlernen hier emissionsärmere Anbaumethoden, im Wesentlichen zwei Techniken: Die Felder werden wechselweise trockengelegt und geflutet. In Kombination mit lokal angepassten Düngesystemen lassen sich die Emissionen auf diese Weise um mindestens 70 Prozent vermindern.

Bis Ende 2023 sollen 100.000 thailändische Bäuerinnen und Bauern Treibhausgase in Höhe von gut 1,7 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten eingespart haben. Das entspricht dem jährlichen CO2-Ausstoß von etwa 260.000 Thailänderinnen und Thailändern. Angesichts der bisherigen Erfolge möchte Thailand das Programm nun auf insgesamt 15 Provinzen ausweiten.

Viehhaltung in Afrika

Tiere wie Kühe, Ziegen oder Schafe produzieren Methan bei der Verdauung. Sie rülpsen und pupsen es gewissermaßen in die Atmosphäre. Außerdem entweicht Methan beim Lagern und Ausbringen von Mist und Gülle. Das ist auch in Afrika ein Problem, weil die Landwirtschaft dort der wichtigste Wirtschaftszweig ist. Rund 70 Prozent der Treibhausgase in der Agrarwirtschaft gehen auf die Viehhaltung zurück.

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Misthaufen FireFXStudio/stock.adobe.com

Inzwischen weiß man, dass sich die Gase unter anderem durch angepasstes Futter sowie besseres Weide- und Dungmanagement mindern lassen. Um Bäuerinnen und Bauern solche Methoden näherzubringen, hat die GIZ zusammen mit dem International Livestock Research Institute und der Weltbank ein entsprechendes Programm „Climate-Smart Livestock Systems“ (PCSL) durchgeführt.

Es startete in Äthiopien, Kenia und Uganda und hatte das Ziel, die klimafreundlichsten Techniken für die Tierhaltung in den jeweiligen Gegenden zu erforschen. Daraus entstanden Empfehlungen für Haltung und Futter. Zudem erhielten 10.000 Viehhalter*innen Trainings zu klimafreundlichen Methoden.

Darauf aufbauend konzipiert die GIZ nun ein neues Globalvorhaben, das klima-intelligente Tierhaltungssysteme in Afrika weiter verbreiten soll.

Abfall- und Abwassermanagement

Methan entsteht auf Müllkippen, wenn dort organische Bestandteile verrotten, und im Abwasser mit hohen organischen Anteilen, wenn es gar nicht oder unter sauerstoffarmen Bedingungen behandelt wird. Deshalb ist ein angemessener Umgang mit Abfall und Abwasser auch für den Klimaschutz wichtig. Das geschieht in Entwicklungsländern allerdings häufig nicht: Dort fließen geschätzte 90 Prozent aller Abwässer nicht entsprechend gereinigt in Bäche, Flüsse, Seen und Meere.

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Vogelperspektive einer Mülldeponie GIZ

Ein Programm namens FELICITY förderte deshalb emissionsarme Projekte in Brasilien, Ecuador, Mexiko und Indonesien. In Ecuador entstanden so an vier Standorten moderne Kläranlagen, in Mexiko entstand eine Aufbereitungsanlage für Abfall.

Das Projekt FELICITY lief von 2018 bis 2022 in besagten vier Ländern und zehn Städten. Es sind Nachfolgeprojekte in Vorbereitung, auch weil die Methanemissionen aus dem Abfallsektor in vielen Regionen nach wie vor steigen.

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