Inonge Kaloustian ist Profifußballerin und Botschafterin für die von der GIZ umgesetzte #kickTheSTIGMA-Kampagne. Sie spielt für die sambische Nationalmannschaft und hat einen Master of Health Science (MHS) in Epidemiologie von der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health. Sie verknüpft ihre Erfahrungen im sportlichen und akademischen Bereich, um gesundheitliche Chancengleichheit zu fördern – vor allem auf dem afrikanischen Kontinent.
„Offen über Menstruationsgesundheit reden“
Die sambische Fußballnationalelf der Frauen setzt ein Zeichen für Mädchen- und Frauengesundheit. Vor der Teilnahme an den Olympischen Spielen in Paris haben Spielerinnen in Zusammenarbeit mit der GIZ die #kickTheSTIGMA-Kampagne gestartet. Es geht darum, Tabus rund um das Thema Menstruation aufzulösen.
Inonge Kaloustian ist zwar ohne Sportschuhe nach Frankfurt gekommen, aber den Fußball jonglieren kann sie trotzdem. Beim akzente-Interview bietet die sambische Nationalspielerin eine kleine Fußballeinlage. Sie verbindet Sport mit ihrem Einsatz für Geschlechtergerechtigkeit. Als Botschafterin der GIZ für die Kampagnen #LetsTalkPERIOD und #kickTheSTIGMA hat die 24-Jährige im Frühsommer 2024 Deutschland besucht. Dabei traf sie unter anderem Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze und Bundesaußenministerin Annalena Baerbock.
Frau Kaloustian, was hat Sie motiviert, bei der #kickTheSTIGMA-Kampagne mitzumachen?
Mich überzeugt, dass dadurch ein wichtiges Gesundheitsthema enttabuisiert wird. Viele Menschen, nicht nur in Sambia, haben noch Probleme, offen über Menstruation zu reden. In meinem Studium der Sozialepidemiologie habe ich mich auf den Zusammenhang von Gesundheit und sozialen Faktoren wie Geschlecht konzentriert und bin dafür sensibilisiert. Ich bin in den USA geboren und vor einem Jahr nach Sambia gezogen. Meine Mutter ist jedoch in Sambia geboren und aufgewachsen. Sie hat mir erzählt, wie schwierig die Lage besonders für Schülerinnen sein kann. In ländlichen Gebieten gibt es häufig nicht ausreichend sanitäre Einrichtungen. Bei meinen Besuchen an Schulen habe ich erfahren, dass viele Mädchen während ihrer Periode zu Hause bleiben müssen. Dadurch verpassen sie viel an Bildung im Vergleich zu denjenigen, die nicht menstruieren.
Wie sieht Ihr Engagement konkret aus?
Wir sprechen mit vielen Menschen in den Dörfern und Städten darüber, wie wir die Lage verbessern können. Wir reden beispielsweise mit Jugendlichen, Politiker*innen und Expert*innen für öffentliche Gesundheit und Menschenrechte. Es geht um Menstruationsgesundheit, Hygiene und bessere sanitäre Einrichtungen. Meiner Meinung nach besteht eine der wichtigsten Aufgaben darin, das Thema Menstruation überhaupt ins Gespräch zu bringen, um ein Bewusstsein dafür zu schaffen. Das versuche ich auch in meiner Rolle als Mitglied der sambischen Nationalelf. Mit unserem Team, den Copper Queens, haben wir ein #kickTheSTIGMA-Video gedreht. Wir wollen damit Vorbilder für junge Mädchen und Frauen sein, wenn es um die Herausforderungen im Zusammenhang mit der Menstruation geht. Wir haben uns auf das Thema Menstruation im Frauenfußball fokussiert, aber nicht darauf beschränkt. Wir schauen uns die Lage am Arbeitsplatz, in den Klassenzimmern und bei den Familien zu Hause an.
Ist in Sambia inzwischen etwas in Bewegung gekommen?
Auf jeden Fall, die neue Generation ist nicht mehr so zurückhaltend. Die sambischen Oberstufenschüler*innen, die ich getroffen habe, sind begeistert von der #kickTheSTIGMA-Kampagne. Sie haben Ideen entwickelt, wie die Hygienesituation an ihrer Schule verbessert werden kann. Grundsätzlich bieten die sozialen Medien eine wichtige Plattform, um über Menstruationsgesundheit zu sprechen. Wir bekommen positive Reaktionen von Menschen unterschiedlichen Alters und Geschlechts. Männer kommentieren auf meiner Facebook-Seite: „Tolle Arbeit, ihr schafft das!“ Sambia ist eine fußballverrückte Nation und über unsere Nationalmannschaft können wir wirklich viele mit dieser Kampagne erreichen.
Sie haben mehrere Staatsbürgerschaften. Wie haben Sie entschieden, für welches Land Sie als Fußballerin antreten möchten?
Ich fühle mich meinem sambischen Erbe am nächsten. Durch den Fußball kann ich mit Sambia verbunden bleiben. Und ich merke, dass ich mit dem Aktivismus dort etwas bewirken kann.
#LetsTalkPERIOD & #kickTheSTIGMA
In Zusammenarbeit mit lokalen Influencer*innen und bekannten Persönlichkeiten setzt sich die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH dafür ein, die Themen Menstruationsgesundheit und -hygiene positiv zu besetzen. Die #kickTheSTIGMA-Kampagne in Sambia baut auf der preisgekrönten Kampagne #Dance4WASH von Viva con Agua und den #LetsTalkPERIOD-Kampagnen in Albanien, Nepal und auf den Philippinen der GIZ auf, die seit 2021 bereits mehr als 10 Millionen Menschen erreicht haben.