Das Ziel: faire und gute Arbeit für alle
Warum Arbeit ein Thema für die GIZ ist, wie sie Ausbildung und Beschäftigung fördert und was das mit Fachkräften für Deutschland zu tun hat, erklärt Michael Holländer.
Arbeit schafft Einkommen, sichert Existenzen – und ist doch viel mehr als das. Sie bringt Menschen dazu, produktiv zu sein, Dinge zu erfinden, zu kreieren und zu erzeugen. Sie kann Sinn stiften und Wertschätzung vermitteln. Vor allem aber ist sie das beste Mittel gegen Armut. Wer anständig bezahlte Arbeit zu fairen Konditionen hat – „decent work“ heißt das englische Schlagwort –, kann sich selbst aus Elend und Armut befreien. Wer arbeitslos und unterbeschäftigt ist, bleibt in seinen oft widrigen Lebensumständen gefangen.
Allerdings befinden sich längst nicht alle Erwachsenen weltweit in Lohn und Brot. Nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation (International Labour Organization, ILO) ist fast eine halbe Milliarde Menschen auf der Suche nach Arbeit. Andere malochen unter unmenschlichen Bedingungen und erhalten dafür häufig nur einen kargen Lohn. Das gilt besonders für Entwicklungsländer, wo es viele Jobsuchende oder Arbeit im informellen Sektor gibt.
Und weil deren Bevölkerung extrem jung ist – in Subsahara-Afrika sind gut zwei Drittel aller Menschen unter 30 –, betrifft mangelnde oder ungenügende Arbeit Jugendliche noch deutlich härter und häufiger. Das hat Folgen, zuallererst für die Länder im Süden, letztlich aber auch für die Industrieländer: Wenn sich Existenzen auf Dauer in der angestammten Heimat nicht sichern lassen, suchen Menschen ihr Glück woanders.
Aus all diesen Gründen ist Beschäftigung auch ein Thema für die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH. Menschenwürdige Arbeit mit existenzsichernden Löhnen zu schaffen und zu erhalten, lautet der Anspruch. So sieht es auch das Nachhaltigkeitsziel 8 (SDG 8) vor, das „dauerhaftes, breitenwirksames und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle“ anstrebt. Um in diesem Sinne voranzukommen, verfolgt die GIZ einen „integrierten Ansatz der Beschäftigungsförderung“: Das heißt, wir verbinden viele Aspekte, darunter die Nachfrageseite, also die der Jobsuchenden, mit der Angebotsseite, (potenziellen) Arbeitgeber*innen.
Berufliche Bildung verbessern
Deshalb gehört zu unserem Portfolio ganz zentral die Verbesserung der beruflichen Bildung. Hier bringen wir Ausbildung und Wirtschaft zusammen, damit die einen die Voraussetzungen mitbringen, um die Bedürfnisse der anderen zu erfüllen. Und jene wiederum auf faire Bedingungen achten. Es gehört aber genauso die Förderung kleiner und mittlerer Betriebe dazu, denn die meisten Arbeitsplätze entstehen weltweit genau dort. Zudem beraten wir Einsatzländer dabei, Arbeitsagenturen aufzubauen, Standards zu entwickeln sowie (Aus-)Bildungswege zu verbessern und – international anschlussfähig – zu vereinheitlichen. Das geschieht häufig in zukunftsweisenden Branchen wie den erneuerbaren Energien oder der Digitalisierung.
Frauen qualifizieren
So bieten wir zum Beispiel jungen Frauen in verschiedenen Ländern Afrikas Qualifizierungsangebote im grünen Sektor wie erneuerbare Energien, um ihnen einen besseren Übergang in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen und um den wachsenden Bedarf an entsprechenden Fachkräften zu bedienen. Das geschieht in Zusammenarbeit mit dem Privatsektor. Oder: In Südafrika unterstützen wir innovative Ausbildungsmaßnahmen, um mehr digitale Kompetenzen zu vermitteln und den technologischen Wandel zu begleiten. Dazu gehören Trainings für App-Entwickler*innen, Cloud Practitioners oder für Drohnenpilot*innen. Das sind nur zwei Beispiele von insgesamt 144 Projekten und Programmen in 79 Ländern. Die meisten davon gibt es derzeit in Subsahara-Afrika.
Legale Migration gegen Fachkräftemangel
All das soll helfen, neue Perspektiven in unseren Einsatzländern zu schaffen. Suchen aber Menschen doch Beschäftigung außerhalb ihrer Heimat, aus welchen Gründen auch immer, dann arbeiten wir als GIZ darauf hin, dass die Migration einen Mehrwert für alle Beteiligten, einen sogenannten „Triple Win“, hat: Legale Migration kann lokale Arbeitsmärkte entlasten, den Fachkräftemangel in den Industriestaaten lindern und Individuen neue Chancen eröffnen. In diesem Themenfeld sind wir als GIZ schon seit über zehn Jahren sowohl für die Bundesregierung und internationale Geber als auch für die Privatwirtschaft tätig und bauen unsere Aktivitäten weiter aus.
Arbeit ist ein zentraler Entwicklungsfaktor – für Individuen, Gesellschaften als Ganzes und für das internationale Gefüge. Diesen potenziell dreifachen Nutzen haben wir stets im Blick.