Deutschlands Verantwortung

Wie die Welt Deutschland sieht

Zum dritten Mal hat die GIZ Menschen in aller Welt zu ihrem Deutschlandbild befragt. Mit dabei: Unternehmer, Wissen­schaftler, Politiker, Künstler, Journalisten und Vertreter vieler anderer Berufsgruppen aus allen Kontinenten. Die fünf wichtigsten Erkenntnisse.

 HUMANITÄRES GESICHT 

Die Aufnahme hoher Zahlen von Flüchtlingen 2015 und 2016 hat das Image Deutschlands verändert. Sie hat das Bild vom tüchtigen und effizienten Deutschen weichgezeichnet und um die Facette des humanitären Weltbürgers ergänzt. Im Land selbst mag die Öffnung immer wieder zu Kontroversen führen, in der Welt hat sie Deutschlands Ruf nicht geschadet, sondern im Gegenteil seine Glaubwürdigkeit erhöht. Allerdings herrscht Unklarheit über die genaue Motivation hinter dieser Politik. —

 AKTIVERE ROLLE GEWÜNSCHT 

Die Welt wünscht sich ein aktiveres Deutschland, das mehr Verantwortung trägt. Es soll eine Führungsrolle in der internationalen Politik übernehmen, nicht allein und nicht aggressiv handeln, aber in hervorgehobener Position: als souveräne „Soft Power“ mit Gestaltungswillen, als eine Nation, die nach vorn blickt und für die Herausforderungen der Zukunft Lösungen im Sinne einer größeren Gemeinschaft entwickelt. Der Ruf danach ertönt angesichts einer Welt in Aufruhr und voller Krisen deutlich lauter als früher. —

 ETWAS ZU TRADITIONELL 

In den Augen der Welt bleibt sich Deutschland treu: Es hält Gerechtigkeit, Rechtsstaatlichkeit, Menschlichkeit und Eigenverantwortung hoch, hat starke Institutionen, einen intakten Wohlfahrtsstaat und gilt insgesamt als eine „reife Demokratie“. In gesellschaftlichen Fragen halten die meisten Beobachter das Land allerdings für nicht besonders fortschrittlich: Ob bei der Arbeitsteilung in der Familie oder der Gleichstellung von Homosexuellen – hier erscheint Deutschland den Befragten als etwas zu traditionell. —

 STÄRKEN DEUTLICHER ZEIGEN 

Das Ausland wundert sich, warum Deutschland international so wenig aus sich macht. Warum „klappert“ es nicht mehr? Bekannt sind die Klassiker, die Porsches und Mercedes, die Goethes und Schillers, aber den Rest kennt man nicht oder nicht genug. Man möchte mehr sehen von der modernen und pulsierenden Seite Deutschlands, wie sie etwa das heutige Berlin zeigt. Und man wundert sich, warum Deutschland seine Stärken nicht deutlicher als strategisches Instrument nutzt. —

 FIT FÜR DIE DIGITALE ZUKUNFT? 

Deutschlands Wirtschaft gilt als leistungsorientiert – mit starken Marken, die man bewundert und schätzt. Den Wirtschaftsstandort beschreiben die Befragten als hervorragend, auch wegen des dualen Ausbildungssystems und der anwendungsorientierten Forschung. Doch fragt man sich, ob Deutschland nicht zu sehr von den Früchten seiner Vergangenheit zehrt. Ob es in Zeiten der Digitalisierung nicht zu risikoscheu ist und Gefahr läuft, den Anschluss zu verlieren. —

DIE STUDIE

Für die qualitative Studie „Deutschland in den Augen der Welt“ hat die GIZ mehr als 150 Gesprächspartner aus 24 Ländern persönlich befragt. Die Interviews geben tiefe Einblicke, die zum Nach- und Weiterdenken anregen. Damit ergänzt die GIZ-Studie andere, meist standardisierte Studien zur Außenwahrnehmung Deutschlands. Durch die Auswahl der Befragten aus allen Weltregionen und Bevölkerungsgruppen hat die Erhebung zudem eine einzigartige Vielfalt. Eine weitere Besonderheit der Studie liegt darin, dass die Schwerpunkte der Gespräche nicht vorab festgelegt wurden. Umso erstaunlicher sind die übereinstimmenden Bilder, die an vielen Stellen hervortreten. Die Studie ist auf Deutsch und Englisch erschienen. Befragungen nach gleichem Muster wurden bereits 2011 und 2014 durchgeführt.

 

www.giz.de/deutschlandbild

 

Mal Reh, mal Elefant, mal Löwe – die Welt assoziiert ganz unterschiedliche Charaktereigenschaften von Tieren mit Deutschland.
Mehr dazu unter:  www.giz.de/de/weltweit

 

aus akzente 2/18

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