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„Unsere Arbeit ist wirtschaftlich profitabel und sozial wirksam“

Kaleab Getaneh Zewelde ist Mitgründer und Geschäftsführer von Mela for Her. Das äthiopische Unternehmen für ökologische und wiederverwendbare Menstruationsprodukte steht nicht nur für nachhaltige Ware mit sozialer Wirkung, sondern bietet auch attraktive Arbeitsplätze für Frauen.

Wie schaffen Sie mit Mela for Her zukunftsfähige Jobs und bessere Arbeitsbedingungen für Frauen in Äthiopien?

Wir schaffen Arbeitsplätze mit Sinn. Über 85 Prozent der Beschäftigten in der Produktion unserer wiederverwendbaren Menstruationsprodukte sind Frauen. Sie stellen nicht nur die Produkte her, sondern sind auch im Vertrieb aktiv, vor allem in ländlichen Regionen, wo Menstruation noch immer ein Tabuthema und der Zugang zu Menstruationsprodukten beschränkt ist. Die Frauen bekommen bei uns eine fundierte Ausbildung im Verkauf und Menstruationshygienemanagement, verdienen eigenes Geld, indem sie Mela-Produkte vertreiben, und helfen gleichzeitig anderen Frauen in ihrer Community mit Aufklärungsarbeit. Außerdem achten wir als soziales Unternehmen sehr bewusst auf faire Arbeitsbedingungen, wie etwa auf regulierte Arbeitszeiten und ein gutes Arbeitsklima.

Wie sah die Zusammenarbeit mit der GIZ aus?

Die GIZ war der entscheidende Partner für uns. Erstens haben wir gemeinsam umfangreiche Schulungsprogramme für junge Frauen und Männer entwickelt, die bei uns in der Produktion starten – viele kommen ohne Vorerfahrung. Dadurch konnten insgesamt 47 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Zweitens hat uns die GIZ geholfen, ein Qualitätsmanagementsystem nach internationalen Standards aufzubauen, mit dem wir unsere Produktionsprozesse deutlich professionalisieren konnten. Drittens erhielten wir technische Unterstützung, um unsere Produktion von 500 auf rund 2.000 Pads pro Tag zu steigern sowie auf über 5.000 Pads täglich durch Partnerbetriebe. Und viertens konnten wir mit Hilfe der GIZ 179 Frauen als Handelsvertreterinnen ausbilden und einsetzen. Damit können wir unsere Produkte wesentlich besser in ländlichen Gebieten verbreiten und gleichzeitig Einkommen vor Ort schaffen.

Zur Person

Kaleab Getaneh Zewelde ist Mitgründer und Geschäftsführer von Mela for Her, einem sozialen Unternehmen aus Äthiopien, das sich für den Zugang zu nachhaltigen Menstruationsprodukten und die wirtschaftliche Stärkung von Frauen einsetzt. Die Idee zu Mela for Her entstand gemeinsam mit seiner Frau. Mit über 20 Jahren Erfahrung in der Entwicklungszusammenarbeit im Bereich Wasser, Sanitär und Hygiene bringt Kaleab ein tiefes Verständnis für strukturelle Herausforderungen und gesellschaftlichen Wandel mit. Gemeinsam mit seinem Team verfolgt er das Ziel, nachhaltige Arbeitsplätze für Frauen zu schaffen, Tabus zu brechen und Millionen Mädchen und Frauen in Äthiopien und darüber hinaus ein würdevolles Leben während der Menstruation zu ermöglichen. 

Wie sehen die nächsten Schritte für Mela for Her aus – auch wirtschaftlich?

In Äthiopien gibt es schätzungsweise 25 Millionen Frauen und Mädchen, die auf Menstruationsprodukte angewiesen sind. Unser Ziel ist es, in den kommenden drei Jahren zunächst mindestens eine Million von ihnen zu erreichen – nicht nur mit Produkten, sondern auch mit Aufklärungsarbeit. Dafür wollen wir unsere Produktionskapazitäten weiter ausbauen, neue Produktlinien wie Menstruationsunterwäsche einführen und mehr Frauen in die gesamte Lieferkette einbinden. Gleichzeitig planen wir, etwa 20 bis 25 Prozent unserer Produkte zu exportieren – in Nachbarländer mit ähnlichen Herausforderungen. Das ist nicht nur wichtig für unsere wirtschaftliche Nachhaltigkeit, sondern auch ein Weg, um die Wirkung von Mela for Her über Äthiopien hinauszutragen. Denn Mela heißt im Amharischen „Lösung“ – und genau das wollen wir sein: eine Lösung für jedes Mädchen und jede Frau.

Die Zusammenarbeit mit der GIZ

Die GIZ hat Mela for Her im Rahmen der Initiative „Gute Beschäftigung für sozial gerechten Wandel“ des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung unterstützt. Im Mittelpunkt der Kooperation standen Schulungen für junge Frauen in Produktions- und Vertriebsberufen sowie der Aufbau eines nachhaltigen Geschäftsmodells. Die Zusammenarbeit endete im Jahr 2024 – das Unternehmen entwickelt sich erfolgreich weiter und pflegt nach wie vor engen Kontakt zur GIZ.