„Ich glaube nicht an angeborene Unterschiede.“

GIZ-Projektmanagerin Oldoz Moradiafkan über die Stärkung von Frauen in der Politik.

Oldoz Moradiafkan, GIZ-Projektmanagerin in Jordanien

Oldoz Moradiafkan, GIZ-Projektmanagerin in Jordanien, über das Programm „LEAD“ – auf Deutsch „führen“. Es stärkt Frauen in wichtigen Positionen von Verwaltung und Zivilgesellschaft im Nahen Osten.

LEAD arbeitet im Libanon, in Jordanien und den Palästinensischen Gebieten. Wie kann man Männer im Nahen Osten dazu bringen, sich für Frauen in der Politik stark zu machen?

Es ist ganz wichtig, Männer in allen Schritten einzubeziehen. Wenn zum Beispiel eine Stadträtin eine Idee umsetzen möchte, ist es von Bedeutung, dass sie die Unterstützung des Bürgermeisters hat. Der politische Wille sollte am besten mit einer Unterschrift besiegelt werden. Am besten ist es, Männer durch gemeinsame Arbeit als Partner zu überzeugen. Etwa, indem sie als Ratgeber eingebunden werden.

Wie sieht es bei jungen Männern aus?

Wir müssen Jugendliche mitnehmen, gerade in der Zeit, wenn sie sich von ihren Eltern emanzipieren. In Jordanien haben wir mit unseren Partner*innen ein Netzwerk aufgebaut, das zur Hälfte aus jungen Männern und Frauen besteht. Soviel ich weiß, ist es das einzige Jugendnetzwerk in der Region, in dem männliche Jugendliche für Frauenrechte einstehen: über soziale Medien und Initiativen in den Gemeinden. Sie stoßen im Netz Debatten etwa über gendersensible Sprache an und organisieren öffentliche Veranstaltungen zum Thema sichere Städte für Frauen. Wenn politische Entscheidungsträger*innen das ernst nehmen, werden auch junge Männer in ihrem Engagement wahrgenommen. Diese Wertschätzung ist ein Mehrwert, der sie motiviert, weiter für gesellschaftliche Verbesserungen einzustehen. Radikale Strömungen haben dann weniger Chancen.

Gehen Frauen anders mit Macht um als Männer?

Ich glaube nicht an angeborene Unterschiede, allerdings an soziale. Und hier würde ich sagen: Ja, es bestehen Unterschiede. Weibliches Führen ist eher inklusiv und partizipatorisch, fördert die positive Zusammenarbeit. Das ist progressives Führen und Management und gerade in der heutigen Zeit wirklich notwendig. Aber ganz gleich ob dieser Unterschied besteht oder nicht: Frauen sollten gleichberechtigt repräsentiert und mit Macht ausgestattet sein, egal ob auf politischer, wirtschaftlicher oder akademischer Ebene. Nur das ermöglicht eine wirkliche Vertretung der Bevölkerung und damit eine demokratische Gesellschaft.

Interview: Brigitte Spitz

Februar 2019