„Sanitation for Millions“ ist ein globales Programm, das den Zugang zu sicheren sanitären Einrichtungen und Hygiene verbessert. Es wurde vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) initiiert. Zu der Finanzierung haben außerdem die Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung, der britische Solidaritätsfonds Water Unite, das ungarische Ministerium für Äußere Angelegenheiten und Außenhandel und die Inter-Amerikanische Entwicklungsbank beigetragen. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH führt „Sanitation for Millions“ mit lokalen Partnern in Uganda, Jordanien, Kolumbien und Pakistan durch.
„Sichere Menstruationshygiene hat mit Bildungschancen zu tun“
Im akzente-Interview sprechen Cleophas Mugenyi (Beauftragter für Grundbildung) und Angella Nansubuga (Gender-Referentin) vom ugandischen Ministerium für Bildung und Sport über Hygieneaufklärung, Stigmata und die Rolle des Programms „Sanitation for Millions“.
Was hat sich in Ugandas Schulen durch das Programm „Sanitation for Millions“ geändert?
Cleophas Mugenyi: Das Ministerium für Bildung und Sport hat enorme Veränderungen im Bewusstsein und Verhalten der Leute festgestellt, denn es wurde und wird viel für die Hygiene-Aufklärung und Sensibilisierung getan. Wir arbeiten mit Lehrenden, Leuten in Schulverwaltungsausschüssen, Elternbeiräten und Kindern. Wir haben auch die religiösen und kulturellen Führer mit ins Boot geholt, um sie über die besondere Bedeutung der Menstruationshygiene aufzuklären.
Wieso ist gerade das entscheidend?
Mugenyi: Mädchen gehen häufig nicht zur Schule, während sie ihre Menstruation haben. Sie verpassen dann viel Unterrichtsstoff. Wir machen allen klar, dass gebildete Mädchen eine Bereicherung für ihre Familien und die Nation sind. Deshalb müssen sie so unterstützt werden, dass sie auch während ihrer Periode gut lernen können. Und es hat sich einiges getan: In den meisten Schulen in diesem Land gibt es jetzt mehr Mädchen als Jungen, und sie brechen seltener ab.
Wie hoch war die Quote der Schulabbrecherinnen bisher?
Mugenyi: In den vergangenen Jahren haben zwischen 30 und 60 Prozent der Schülerinnen die Schule abgebrochen. Mädchen fehlen im Durchschnitt zwei bis drei Tage pro Monat, während sie ihre Periode haben. Das liegt an schlechtem oder nicht vorhandenem Management von Menstruationshygiene in den Schulen, Stigmatisierung und ähnlichen Schwierigkeiten. Diese Zahlen sind allerdings nicht einheitlich, sie unterscheiden sich von Region zu Region und von Bezirk zu Bezirk. Aber klar ist: Sichere Menstruationshygiene hat mit gleichen Bildungschancen zu tun.
Ist es in ländlichen Regionen für Mädchen besonders schwierig?
Angella Nansubuga: Ja, dort spielen häufig negative soziale und kulturelle Normen eine große Rolle. Und der Zugang zu sauberem Wasser ist begrenzt. Das macht es Mädchen und Frauen schwerer, die persönliche Hygiene während der Menstruation aufrechtzuerhalten. Im schlimmsten Fall kann das zu Infektionen führen.
Was meinen Sie mit negativen kulturellen Normen?
Nansubuga: In einigen Teilen von Zentraluganda müssen Mädchen beispielsweise während ihrer Menstruation den ganzen Tag auf einem Stein sitzen. Bis ihre Periode vorüber ist, dürfen sie höchstens in der Nacht zum Schlafen ins Haus kommen. Sie können in dieser Zeit nicht in die Schule gehen. Es kann sein, dass sie die Schule abbrechen, weil sie wegen der ständigen Fehlzeiten nicht mehr mitkommen.
Mugenyi: Und noch vor kurzem wurden Binden – wenn überhaupt – nur unter dem Ladentisch verkauft. Jetzt können Mädchen darauf zeigen. Wir wollen erreichen, dass der Kauf von Binden nicht schambesetzt ist, sondern so normal, wie nach Kaugummis zu verlangen.
Was hat sich an den Schulen noch getan?
Mugenyi: Durch die Unterstützung von „Sanitation for Millions“ konnten in Teilen Nordugandas und in der Hauptstadt Kampala mehr und bessere Waschräume gebaut werden. Und es gibt inzwischen mehr Verbrennungsanlagen für benutzte Binden. Wenn sie in Toiletten geworfen werden, verstopfen diese sehr schnell. Deshalb sind spezielle Öfen wichtig. Außerdem ist die Verbrennung hygienischer.
Was sind die nächsten Ziele?
Mugenyi: Idealerweise sollte es überall für Jungen und Mädchen getrennte Toiletten geben. Die Latrinen oder Toiletten für Mädchen sollten über einen Umkleideraum verfügen, in dem sie grundlegende Dinge wie Seife, Damenbinden und Handtücher vorfinden. Aber davon sind wir noch weit entfernt. Und für die Entsorgung der benutzten Binden brauchen wir noch weitere Verbrennungsanlagen.
Nansubuga: Eine weitere Herausforderung ist, dass wir in einigen Schulen keine weiblichen Lehrkräfte haben. Den Mädchen fehlt dann ein Beratungsangebot von Frauen. Und wir haben nicht genug Informationsmaterialien zu dem Thema, also Poster, Schautafeln oder Bücher in Englisch und lokalen Sprachen. Es ist also noch viel zu tun.