Der Schotte James Macbeth Forbes arbeitet seit 2002 bei der GIZ. Seine erste Station war Uganda, später folgten u. a. Kosovo und Armenien. In Uganda hatte er erlebt, wie die Terrororganisation LRA im Norden des Landes Verwüstungen anrichtete und Kinder nachts zum Schutz in die Stadt Gulu gebracht wurden. Das hat seinen Blick auf die Arbeit geprägt. Und seine Entschlossenheit, alle Ressourcen bestmöglich einzusetzen, um die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern. Seit 2022 ist er Landesdirektor in Uganda.
„Für Mädchen und Frauen, nicht gegen Männer“
Warum feministische Entwicklungspolitik für alle wichtig ist, erklärt James Macbeth Forbes, GIZ-Landesdirektor in Uganda.
Herr Macbeth, warum, glauben Sie, ist eine feministische Entwicklungspolitik wichtig?
Wir müssen uns nur in der Welt und hier in Uganda umschauen. Es gibt immer noch einen großen Unterschied zwischen den Chancen, die Frauen oder Mädchen im Leben haben, und den Möglichkeiten von Männern. Die feministische Entwicklungspolitik kommt also genau zum richtigen Zeitpunkt, um ein bestehendes Problem zu beheben. Hier in Uganda tun wir gut daran, Nägel mit Köpfen zu machen und diese Agenda voranzutreiben. Damit es nicht nur dem Land besser geht, sondern auch allen Bürgerinnen und Bürgern, die hier leben.
Was bedeutet die neue Agenda für die Arbeit der GIZ in Uganda?
Der Gender-Aspekt ist viel stärker in den Vordergrund gerückt als früher. So sind alle unsere neuen Projekte und Programme auf dieses spezielle Thema der Gleichstellung der Geschlechter ausgerichtet und stellen Mädchen und Frauen in den Vordergrund.
Etwa bei „Sanitation for Millions“?
Genau. Das Programm ist in den letzten Jahren außerordentlich gut gelaufen. Wir haben eine Menge Erfahrung und Wissen gesammelt und sehr gute Partnerschaften mit unseren lokalen Partnern sowie der Zivilgesellschaft und der Regierung aufgebaut. Auf der Grundlage der von der Bundesregierung forcierten feministischen Entwicklungspolitik richten wir auch dieses Programm stark auf Mädchen und Frauen aus. Wir versuchen, diese Gruppe viel effizienter und besser anzusprechen als zuvor. Und wir reagieren auf die große Kluft zwischen städtischer und ländlicher Entwicklung. Deshalb freut es mich, dass wir mit „Sanitation for Millions“ nun auch im Norden Ugandas tätig sein können. Hier gibt es viel zu tun, zum Beispiel in Bezug auf Menstruationshygiene und sanitäre Einrichtungen. Dass wir genau mit dieser Aufgabe betraut worden sind, zeigt, wie vertrauensvoll unsere Zusammenarbeit ist.
Wie reagieren Ihre ugandischen Partner auf den feministischen Ansatz?
Sie begrüßen ihn! Uganda ist ein sehr modernes Land, was die Gesetzgebung für die Rechte von Frauen angeht. Das Parlament hat eine Quote für weibliche Abgeordnete, um sicherzustellen, dass Frauen im Parlament und in der Politik vertreten sind. Jeder Distrikt muss mindestens eine Abgeordnete ins Parlament schicken. Aber Politik und Umsetzung sind zweierlei. So klafft auch in Uganda oft eine große Lücke zwischen dem, was vor Ort im wirklichen Leben passiert, und der Theorie. Ich hoffe, dass wir gemeinsam mit unseren Partnern etwas gegen dieses Ungleichgewicht tun können. Denn Mädchen und Frauen sind der äußerst produktive Teil der Gesellschaft. Und es muss noch viel mehr getan werden, um diese Kraft zu fördern.
Sehen das alle so?
Nun, von Mitarbeitern und anderen Leuten, denen wir begegnen, wird immer wieder die Frage gestellt: Okay, ja, wir fördern die Rechte von Mädchen und Frauen und deren Vertretung, aber was ist mit uns Männern? Und die Antwort lautet natürlich: Es ist nicht gegen sie oder mich gerichtet, sondern für Mädchen und Frauen.