Brian ist inzwischen mit zwei Tellern zurückgekommen und setzt sich zu Elvis in den Schatten des Schulgebäudes. Es gibt Schwarzaugenbohnen und den Maisbrei Ugali.
Während die beiden Jungen sich stärken, beschreibt Brian seinen Freund: „Elvis ist warmherzig und bescheiden.“ Durch ihn habe er gelernt, geduldiger zu sein. Mit anderen, aber auch mit sich selbst. Große Worte macht der Teenager nicht, aber die Verbundenheit ist spürbar.
Elvis wiederum ist froh über Brians Hilfsbereitschaft. „Manchmal schmerzen meine Augen so sehr, dass ich nicht zum Unterricht kommen kann.“ Sein Freund mache dann jedes Mal Notizen für ihn und erkläre im Nachhinein den Unterrichtsstoff. Er übernehme das gern, erwidert Brian: „Ob mit oder ohne Behinderung, letztlich sind wir alle gleich – jeder hat doch etwas, wobei er Unterstützung braucht.“
Für die beiden Jungen ist Solidarität selbstverständlich, sie erleben und leben sie in ihrer Schule. Doch das war und ist nicht überall so. In den Dörfern der Gegend seien sie anfangs auf große Vorbehalte gestoßen, berichtet Schulleiterin Ajwang. Menschen mit Behinderungen wurden oft zu Hause abgeschottet, Unterricht für sie galt als rausgeworfenes Geld. In diesem Umfeld hätten sich Eltern für ihre Töchter und Söhne geschämt: „Ich habe oft beobachtet, dass sie nach den Ferien nicht bis zum Schultor mitkamen, sondern etwas entfernt zurückblieben, um nicht zusammen mit ihren Kindern gesehen zu werden.“
Doch das gemeinsame Lernen von Mädchen und Jungen mit und ohne Behinderung habe inzwischen in die Region um die Schule ausgestrahlt. Die Akzeptanz werde größer. Das beginne in den Familien und ziehe Kreise. Inzwischen zeigten sich Eltern häufiger mit ihren Kindern in der Öffentlichkeit. Aber die Schulleiterin bleibt realistisch: Immer noch würden Menschen mit Behinderungen ausgegrenzt und versteckt.