Close-up
Frauenpower auf dem Surfboard
Als Khadjou Sambe ein junges Mädchen war, sah sie Surfer in den Wellen vor ihrer senegalesischen Heimatstadt Dakar. Und sie hat sich gefragt, wo die Frauen auf dem Wasser sind: „Warum gehe ich nicht surfen, warum vertrete nicht ich als schwarzes Mädchen mein Land, meinen Kontinent?“ Inzwischen ist die Mittzwanzigerin Senegals erste professionelle Surferin. Entdeckt und unterstützt wurde sie von der US-Sportlerin Rhonda Harper und deren NGO „Black Girls Surf“, die sich dafür einsetzt, dass schwarze Frauen im Wettkampfsurfen besser vertreten sind. Gemeinsam gründeten sie 2019 die erste Mädchensurfschule Senegals.
Seitdem zieht Sambes Beispiel Kreise. Sie ermutigt junge Senegalesinnen, traditionelle Geschlechtergrenzen zu überwinden und an die eigene Kraft zu glauben. Zusammen mit der marokkanischen Surferin Soukaina Aghouali unterrichtete Sambe im Sommer 2021 Mädchen bei einem Training des „Sport for Development“-Programms (S4D) der GIZ. Am Strand von Yoff, einem Stadtteil von Senegals Hauptstadt Dakar, übten sich Jugendliche des Viertels im Umgang mit dem Surfboard. Neben dem sportlichen Training sammelten alle gemeinsam Müll vom Strand. Und die Mädchen wollten von ihren Vorbildern wissen, wie sie es geschafft haben, ihre Ziele zu erreichen.
Sambe und Aghouali haben mit ihrem Einsatz dazu beigetragen, dass Mädchen unmittelbar erlebten, dass sie nicht Zuschauerinnen, sondern Macherinnen sind. Sport hat diese unmittelbare Qualität, Menschen und Gemeinschaften zu stärken. Er schafft – am Strand oder auf dem Spielfeld – einen sicheren Raum, um sich auszuprobieren und Selbstbewusstsein aufzubauen. Sport ist keine abstrakte Idee, sondern vermittelt ganz konkret positive Werte wie Fairplay und Toleranz, stärkt die Gesundheit und überwindet Trennendes.
Die GIZ setzt bereits seit fast zehn Jahren auf Sport als wertvollen entwicklungspolitischen Beitrag, um Gemeinschaftssinn und Geschlechtergleichheit zu stärken und Menschen über ethnische und soziale Grenzen hinweg anzusprechen. Das „Sport for Development“- Programm hat bereits 1,3 Millionen Kinder und Jugendliche in 40 Ländern erreicht.
Wer mitmacht, steht nicht am Rand. Mit Menschen, die sich als beachteten Teil eines Ganzen verstehen, sind Gesellschaften widerstandfähiger und können mehr erreichen. Das macht gesellschaftlichen Zusammenhalt so wertvoll, gerade angesichts der Herausforderungen unserer Zeit. Und manchmal fängt diese Teilhabe auf einem Surfbrett im Atlantik an.
April 2022