Wie viele Menschen in der Ukraine bräuchten aktuell psychologische Hilfe?
Ich denke, dass die gesamte Gesellschaft Hilfe bei der Aufarbeitung der schrecklichen Erlebnisse brauchen wird. Gegenwärtig ist psychologische Ersthilfe wichtig, Unterstützung bei der Bewältigung von Stresssituationen und zur Vermeidung des Burn-out-Syndroms. In Zukunft werden Rehabilitationsmaßnahmen erforderlich sein, damit sich die Menschen wieder an das zivile Leben anpassen können. Ganz besonders gilt das für Angehörige von Verstorbenen sowie für Militärangehörige und ihre Familien. Auch Suizidprävention wird ein wichtiges Thema sein.
Wie bewerten Sie die Klinikpartnerschaft Solomiya?
Dieses Programm ist das Beste, was uns in dieser schweren Zeit passieren konnte. Ich kann nicht in Worte fassen, wie dankbar die ukrainischen Ärztinnen und Ärzte vor Ort für die Unterstützung sind. Denn die Lage in der Ukraine wird von Tag zu Tag schlimmer.
Wie sieht Ihre Arbeit an der Charité derzeit aus?
Wir versuchen in erster Linie, den akuten Bedarf der Kliniken in der Ukraine zu decken. Als Projektmitarbeiterin kümmere ich mich darum, sie mit Medikamenten zu versorgen. Gleichzeitig bieten wir Onlineschulungen für medizinisches und nicht medizinisches Personal an, das psychologische Ersthilfe benötigt. Es geht darum, einzuschätzen, wer weiterhin darauf angewiesen sein wird. Außerdem entwickeln wir eine App mit psychologischen Bildungsinhalten.