Wie ist es zu Ihrem persönlichen Engagement für Gefangene gekommen?
Bereits als Medizinstudent mit Anfang 20 fragte ich mich, wie es wohl um die seelische und körperliche Gesundheit von Menschen im Gefängnis steht. Ich fing an, mir fremde Insassen zu besuchen, besorgte ihnen Brot oder Zucker. Seither vergeht kein Tag, an dem ich nicht an sie denke. Ich trat einer Gruppe bei, die sich für Inhaftierte engagierte. Gemeinsam gründeten wir 2018 die Nichtregierungsorganisation Health for Prisoners, um uns für bessere Gesundheitsdienste, gute Haftbedingungen und Menschenrechte in Strafanstalten einzusetzen. Ich verbringe so viel Zeit mit den Insassen, dass ich mich oft wie einer von ihnen fühle.
Warum müssen die Gefängnisse in Ihrem Land besser auf den Kampf gegen Tuberkulose ausgerichtet werden?
Trotz der Bemühungen der Regierung und ihrer Partner gehen infizierte Gefängnisinsassen den doppelten Leidensweg – die Haft und die Krankheit. Die meisten Haftanstalten hierzulande stehen vor großen Herausforderungen bei der Bekämpfung von Infektionskrankheiten wie Tuberkulose, HIV/Aids oder Krätze, aber auch nicht übertragbaren Krankheiten. Hinzu kommen Haftbedingungen, die eine Verbreitung und den schweren Verlauf dieser Krankheiten begünstigen: Mangelernährung, überfüllte Zellen, zu wenig Platz, Licht, Betten und Bekleidung, schlechte Belüftung und unhygienische Zustände. Oft werden an Tuberkulose erkrankte Häftlinge unter besorgniserregenden Haftbedingungen isoliert, was auch ihren Anspruch auf Besuch und rechtlichen Beistand einschränkt. Somit gehören sie zu den vulnerabelsten Personen, für die dringend etwas getan werden muss.