Außergewöhnliche Reise in einer außergewöhnlichen Zeit

Janina Marie Laurent berichtet über ihre aufregende Reise zur neuen Arbeitsstätte.

Janina Marie Laurent
Janina Marie Laurent

Iakwe von den Marshallinseln,

so grüßt man hier, 13.000 Kilometer von Deutschland entfernt. Meinen Arbeitsplatz zu erreichen, war ein echtes Abenteuer. Einen Teil der Strecke – von Hawaii zur hiesigen Hauptstadt Majuro – habe ich auf einem Segelfrachter zurückgelegt. Während der Pandemie war dies der einzige Weg, der Flugverkehr zum Inselstaat war komplett eingestellt. Der Segelfrachter wurde 1952 in Bremen gebaut, diente zwischen Hawaii und Kiribati als Fährschiff und wird nun auf den Marshallinseln eingesetzt. Ein echter Zweimaster, wie man sie aus Piratenfilmen kennt.
 
Der Vorteil des traditionellen Fortbewegungsmittels: Es werden nur minimal Treibhausgase ausgestoßen. Für die Marshallinseln, einen Staat, der sich auf über 1.000 Inseln verteilt, ein ideales Transportmittel – für Waren und eben auch für Menschen. Meine Aufgabe ist es, die Regierung zu unterstützen, Lösungen für emissionsarmen Schiffsverkehr zu entwickeln. Sie betreibt das drittgrößte Schiffsregister der Welt. Ein Segelfrachter kann hier, wie auch in anderen Regionen der Welt, eine gute Alternative zu Schiffen mit Verbrennungsmotor sein.
 
Die Regierung hat großes Interesse an klimafreundlichen Lösungen, denn das Land liegt nicht höher als zwei Meter über dem Meeresspiegel. Es musste bereits eine Uferbefestigung gebaut werden, um Schäden durch Starkregen, den steigenden Meeresspiegel und die immer häufigeren Fluten zu vermeiden. Die GIZ unterstützt die Marshallinseln auch bei ihrem Auftritt in der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation. Sie haben dort bereits eine Reputation als starker Klimaadvokat. Zudem bilden wir Kanubauer aus, ihr Wissen als Trainer weiterzugeben. Sie führen die alte Tradition des Kanubaus fort und schaffen gleichzeitig eine gute Alternative zu motorisierten Booten für Fischfang und Transport zwischen den Inseln.

Der einzige Nachteil des Standorts, der mir einfällt, ist der Mangel an frischen Früchten. Auf dem Atoll wachsen diese nicht, sie müssen importiert werden. Hauptnahrungsmittel ist Fisch, der sehr schmackhaft zubereitet wird. Ich genieße das Leben und meine Arbeit auf den Marshallinseln sehr.

Herzliche Grüße

Janina Marie Laurent

aus akzente 2/21