Frauen sind Stütze der Landwirtschaft in Afrika
Gemeinsam mit einem Zusammenschluss von Bäuerinnen baut Ndella N’Diaye Gemüse an. Die Kooperative hat sich den Namen „Gie Book Liggey“ gegeben, was übersetzt „zusammen anpacken“ bedeutet. Kleinbäuerinnen sind der Motor Afrikas bei der Produktion von Tier- und Agrarprodukten. Auf dem gesamten Kontinent produzieren Frauen rund 80 Prozent der Lebensmittel und stellen die Hälfte der Arbeitskräfte in der Landwirtschaft.
Die Senegalesin ist zurück auf dem kleinen Hof, auf dem auch ihre Schwiegereltern leben. Dort hatte sie eine Zeit lang eine eigene Fläche bewirtschaftet. Der Verkauf der dort angebauten Tomaten hatte geholfen, genügend Geld für den Schulbesuch zu erwirtschaften. „Dort hinten war meine Parzelle“, sagt sie und deutet auf ein Grundstück ganz in der Nähe des Zauns. Doch ohne Vorankündigung war plötzlich Schluss. Die Kommune beanspruchte auf einmal die Fläche für sich, mit der Begründung, dort möglicherweise zukünftig Häuser bauen zu lassen.
Bis vor kurzem war so etwas in Senegal keine Seltenheit, individueller Landbesitz und gesicherte Eigentumsrechte hingegen waren die Ausnahme. Selbst Familien, die Parzellen seit Jahrzehnten bewirtschaften, besaßen häufig keine schriftlichen Dokumente, um die langjährige Nutzung schriftlich zu belegen. Kam es zu Anfragen – etwa vonseiten der Kommune –, wurden ohnehin nur die männlichen Familienmitglieder angesprochen. Die Frauen wurden nicht gehört.
Wird Land in Senegal vererbt, sind es ebenfalls die Söhne, die es erhalten, nicht jedoch die Töchter. Diese Erbfolge spiegelte sich bisher auch auf rechtlicher Ebene wider. Es konnte immer nur ein Familienmitglied als „Nutzungsberechtigter“ eingetragen werden, in der Regel war es das männliche Oberhaupt. Ein neues Gesetz ändert dies nun und ermöglicht allen Familienmitgliedern, ihre Rechte am Land eintragen zu lassen. Ein Meilenstein gerade für Frauen.
„Immer waren es Männer, die entschieden haben, welche Flächen Frauen erhalten“, sagt Ndella N’Diaye. Und ohne Rechtssicherheit liefen Frauen ständig Gefahr, diese wieder zu verlieren. Die enorme Abhängigkeit bedeute viel Stress. N’Diaye erzählt, während sie auf einem offenen Feuer Wasser für den Reis aufgesetzt und mit dem Kochen begonnen hat. „Der Verlust meiner Parzelle war eine schlimme Erfahrung für mich. Aber ich konnte damals nichts machen“, erinnert sie sich.