Überblick

Gerecht, klug und zeitgemäß

Frauen sind überall auf der Welt benachteiligt. Feministische Entwicklungspolitik arbeitet an den Ursachen dieser Ungleichheit. 

Was ist feministische Entwicklungspolitik?

Gesellschaften sind besonders stabil, friedlich und wirtschaftlich erfolgreich, wenn alle Menschen gleichermaßen an ihnen teilhaben können. Allerdings herrscht in keinem Land der Welt absolute Gleichberechtigung. Feministische Entwicklungspolitik will geschlechterdiskriminierende Strukturen abbauen und einen systemischen Wandel bewirken. Dafür hat das Bundesentwicklungsministerium (BMZ) vor kurzem eine Strategie verabschiedet, die unter anderem vorsieht, den Anteil der neu zugesagten Projektmittel für Maßnahmen mit dem direkten oder indirekten Ziel der Gleichberechtigung der Geschlechter bis 2025 auf 93 Prozent zu erhöhen.

Was ist feministische Politik?

Frauen und Mädchen machen die Hälfte der Weltbevölkerung aus, haben aber bei weitem noch nicht die Hälfte der Macht und Ressourcen. Feministische Politik erkennt an, dass Frauen und Mädchen ein enormes Potenzial haben, das sie bisher nicht genügend einbringen können. Sie verfügen über „Stärke, Wissen, spezielle Fähigkeiten und innovative Ideen“, wie Entwicklungsministerin Svenja Schulze sagt. Das sind Kompetenzen, die nicht ungenutzt bleiben sollen. Feministische Politik hat das Ziel, ungleiche Machtverhältnisse zu überwinden und damit allen Menschen eine gleichberechtigte Teilhabe zu ermöglichen.

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Macht und Ressourcen

Was macht feministische Außen- und Entwicklungspolitik genau?  

Neben dem BMZ hat auch das Auswärtige Amt (AA) Leitlinien für feministische Außenpolitik formuliert. Die beiden Ansätze ergänzen sich und wollen damit einen gesellschaftlichen Modernisierungsschub bei den Partnerländern, aber auch in ihren eigenen Häusern bewirken. Das BMZ hat dafür vier Handlungsfelder definiert: Rechte, Ressourcen sowie Repräsentanz stärken; den feministischen Ansatz in Vorhaben verankern; internationale Allianzen ausbauen und die eigene Institution neu aufstellen. Das AA hat zehn Leitlinien verabschiedet, zu denen die Integration von Frauen in Friedensverhandlungen, gendersensible humanitäre Hilfe, die Arbeit gegen einen antifeministischen Pushback in der internationalen Politik und die Erhöhung des Frauenanteils unter den Botschafter*innen zählen. Etwas allgemeiner formuliert geht es darum, das Thema Gender immer im Blick zu haben und dafür einen „feministischen Reflex“ auszubilden, wie Außenministerin Annalena Baerbock sagt. 

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Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze

„Feministische Entwicklungspolitik ist für mich eine Frage von Gerechtigkeit. Frauen und Mädchen machen die Hälfte der Weltbevölkerung aus. Sie sollten auch die Hälfte der Macht haben.“

Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze
Quelle: BMZ

Was sind die „3 R“?

Rechte (R) zu stärken sowie diskriminierende Gesetze und Normen abzubauen, gleichberechtigten Zugang zu Ressourcen (R) zu schaffen und die Repräsentanz (R) von Frauen auf allen gesellschaftlichen Ebenen zu erhöhen, sind entscheidende Faktoren auf dem Weg zu angemessener Teilhabe. Zusammen stellen die „3 R“ die zentralen Ansatzpunkte für die feministische Entwicklungspolitik des BMZ dar und stehen künftig besonders im Fokus. Konkret bedeutet das: Die deutsche internationale Zusammenarbeit setzt sich stärker als bisher für eine antidiskriminierende Gesetzgebung in den Partnerländern ein. Das reicht vom Vergewaltigungsverbot in der Ehe bis hin zu Land- und Erbrechten. Sie fördert den Zugang zu und die Kontrolle über Ressourcen und damit zum Beispiel den Zugang zu Bildung genauso wie zu Finanzdienstleistungen. Und sie macht sich für eine gleichberechtigte Teilhabe in allen gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsprozessen stark, von Kommunalvertretungen bis zu den Parlamenten, von der Verwaltung bis zur Justiz.

Geht es bei feministischer Entwicklungspolitik nur um Frauen?  

Es geht darum, allen Menschen die Möglichkeit zu geben, ein selbstbestimmtes Leben zu führen und angemessen an gesellschaftlichen Prozessen teilzuhaben. Feministische Entwicklungspolitik zielt auf den Abbau von Hürden und Hindernissen, die diesem Ziel entgegenstehen. Das gilt für alle marginalisierten Gruppen, aber besonders für Frauen und Mädchen, da sie zahlenmäßig am stärksten von solchen Ungerechtigkeiten betroffen sind. Es handelt sich mithin nicht um eine Politik von Frauen für Frauen, sondern es geht um Ausgleich, Wohlstand und gesellschaftlichen Zusammenhalt – Faktoren, von denen am Ende alle profitieren.

Wie hängen Geschlechtergerechtigkeit und nachhaltige Entwicklung zusammen?  

Geschlechtergerechtigkeit ist ein Schlüssel für das Erreichen der Nachhaltigen Entwicklungsziele. Wenn Frauen gleichberechtigt sind und die gleiche Verantwortung tragen, gibt es weniger Armut, weniger Hunger, weniger Umweltverschmutzung, mehr Wohlstand und mehr Sicherheit. Wären Frauen zum Beispiel am Arbeitsmarkt ähnlich aktiv wie Männer, könnte sich das Wachstum dadurch nach Berechnungen des Internationalen Währungsfonds in einigen Ländern um bis zu 35 Prozent erhöhen.  

Welche Länder praktizieren feministische Außen- und Entwicklungspolitik?  

Als erstes Land ging Schweden 2014 damit voran. Es folgten Kanada, Luxemburg, Frankreich, Mexiko, Spanien und einige andere. In Deutschland rückte das Thema erstmals 2022 in den Fokus. Die GIZ unterstützt die Bundesregierung auf verschiedenen Ebenen dabei, die feministische Entwicklungspolitik umzusetzen, unter anderem in den Projekten der internationalen Zusammenarbeit. 

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Feministische Entwicklungspolitik