In Ecuador sind 65 Prozent aller Frauen von geschlechtsspezifischer Gewalt betroffen. Dies hat weitreichende Folgen: Gewalt gegen Frauen verursacht jährlich gesamtwirtschaftliche Kosten von etwa 4,6 Milliarden US-Dollar. Um das zu ändern, setzt die GIZ in einem develoPPP-Projekt mit der entwicklungsorientierten Privatbank Banco ProCredit unter anderem bei Unternehmerinnen an. Im Trainingsprogramm „Business Development & Prevention of Violence against Women“ sammelten 60 Frauen sowohl Kenntnisse zur besseren Unternehmensführung als auch zur Gewaltprävention. Außerdem konnten sie sich in einem geschützten Raum über ihre persönlichen Erfahrungen austauschen.
„Wenn ich ein Unternehmen gründe, muss es Frauen fördern“
Drei Fragen an Entrepreneurin María Fernanda Ávila über ihr Unternehmen und die Motivation, der Gewalt gegen Frauen in Ecuador etwas entgegenzusetzen
MARÍA FERNANDA ÁVILA
studierte Bankenmanagement an der Universidad del Azuay in Cuenca und hat ein Diplom in digitalem Marketing. Sie hat Berufserfahrung im Bankensektor gesammelt und arbeitete anschließend viele Jahre in der Werbebranche. 2020 gründete sie ihr Unternehmen TemTis Artesanías que Dejan Huella, mit dem sie Kunsthandwerkerinnen mit Unternehmen vernetzt.
Bitte erzählen Sie uns von sich und Ihrem Unternehmen!
Ich bin in einem von Männern dominierten Umfeld groß geworden. Bei der Arbeit war ich immer die einzige Frau. Und so wusste ich schnell: Wenn ich ein Unternehmen gründe, muss es Frauen einbinden und fördern. Bei TemTis in Quito bilden wir Kunsthandwerkerinnen weiter, zum Beispiel dazu, wie sie ihre Produkte verbessern können. Diese Produkte – beispielsweise traditionelle Taschen – vermitteln wir an Großunternehmen als Kundengeschenke.
Wie hat die GIZ Sie als Unternehmerin unterstützt?
In dem Trainingsprogramm haben wir viel über Marketing und soziale Netzwerke gelernt, konnten unseren Webauftritt verbessern und das Arbeiten mit Suchmaschinen perfektionieren. Darüber hinaus ging es um das Zusammenspiel von sozialer, wirtschaftlicher und ökologischer Nachhaltigkeit. Nun achten wir darauf, dass unsere Kunsthandwerkerinnen kein umweltschädliches Material mehr verwenden und möglichst wenig Reststoffe produzieren. Außerdem haben wir uns viel über verschiedene Formen von Gewalt ausgetauscht und wie wir Frauen uns besser davor schützen können.
Welche Erkenntnisse würden Sie gern mit anderen Frauen in Ecuador teilen?
Mir ist klar geworden, wie wichtig Schutzräume sind. Orte, an denen sich Frauen austauschen und verstehen können, welcher auch strukturellen Gewalt sie ausgesetzt sind, oft ohne es klar vor Augen zu haben. Es ist wichtig, verschiedene Formen der Gewalt sichtbar zu machen. Gewalt ist eben nicht nur physisch, sondern kann auch emotional und finanziell sein. Für Frauen ist es sehr wichtig, unabhängiger zu werden. Darum ermutigen wir die Frauen dazu, ihr eigenes Konto zu eröffnen. So sind sie nicht mehr darauf angewiesen, dass der Mann ihnen das Geld auszahlt, das sie verdienen.