Neues Bewusstsein für das UNESCO-Weltnaturerbe
Doch seit einigen Jahren erlebt die Bangladescherin einen Wandel im Bewusstsein und im Verhalten. Bei sich und anderen. Sie ist inzwischen Mitglied einer Frauengruppe und eines Forums zur Dorferhaltung. Zusammen mit lokalen Partnern hat die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH seit 2015 Menschen in den Schutz des Ökosystems Mangroven eingebunden. In Workshops und Fortbildungen ging es darum, wie die Natur genutzt werden kann, ohne sie zu zerstören. Besonders Frauen wurden dabei unterstützt, eine größere Rolle innerhalb der Gemeinden einzunehmen. Rund 35.000 Haushalte und über 2.000 Frauen wurden so erreicht.
Rehana Begum und ihr Mann fischen nun seit sieben Jahren ohne Chemie. Außerdem kochen sie nicht mehr mit Holz aus den Sundarbans, sondern meistens mit Gas. Die Flaschen gibt es auf dem örtlichen Basar zu kaufen. Oder sie verwenden Holz von Bäumen in unmittelbarer Umgebung ihres Hauses. Familie Begum baut Gemüse vor ihrem Haus an, hält Kühe, Ziegen und Hühner. Damit deckt sie ihren eigenen Lebensmittelbedarf und hat noch etwas übrig für den Verkauf. Das ist ein wichtiger Aspekt für die Anwohnerinnen und Anwohner wie Familie Begum: „Durch die Beteiligung etwa der örtlichen Forstämter und anderer Gruppen ist es für uns leichter, alternative Verdienstmöglichkeiten zu finden.“
Der Kontakt zu Forstbehörden habe sich insgesamt verbessert, berichtet Rehana Begum: „Wenn wir Wildtiere an oder in unserem Dorf sehen, informieren wir jetzt die Forstbehörde, damit sie eingefangen und in den Wald zurückgebracht werden.“
Ihr Bruder hat sich von ihren Aktivitäten motivieren lassen und arbeitet jetzt als Freiwilliger in der Gemeindewacht, der Community Patrol Group in der Region. Er hilft bei der Walderhaltung, indem er zusammen mit Mitarbeitern der Forstbehörde Patrouille läuft, um Bäume und Wildtiere zu schützen.
Rehana Begum hat nicht nur einen anderen Umgang mit der Natur entwickelt. Seit sie aktiv in die dörfliche Gemeinschaft eingebunden ist, traut sie sich mehr zu. Sie hat gelernt, ihren Namen zu schreiben und den Koran zu lesen. „Vorher war ich zu hilflos und verletzlich, um zu träumen. Die Frauen hier haben ihr ganzes Leben mit ihren Männern zusammengearbeitet, aber sie wurden nie am Einkommen oder an den familiären Entscheidungen beteiligt. Das hat sich jetzt geändert.“
Ihr Mann Khaleq Hawlader hat zugehört und nickt. Die Entschlossenheit seiner Frau nach den Workshops und Trainings hat ihn überzeugt. Er unterstützte sie dabei, mehr zu lernen. Und er schätzt es, dass sie inzwischen Kinder in der Nachbarschaft im Koranrezitieren unterrichtet und damit sogar etwas Geld verdient.