Polizeiprogramm Afrika

Die richtige Spur

In Côte d’Ivoire hat das Verbrechen es heute schwerer. Deutschland unterstützt das Land – und weitere in Afrika – auf dem Weg zu einer professionellen Polizeiarbeit.

Fotos
Thierry Nangbo

„Es geschah in unserem alten Büro. Als wir eines Morgens zur Arbeit kamen, haben wir schon an der Tür bemerkt: Es muss einen Einbruch gegeben haben. Zahlreiche teure Geräte waren verschwunden. Gleichzeitig war der Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes nicht mehr da. Wir haben also die Kriminalpolizei gerufen. Die Ermittler sind sofort gekommen, um mit der Arbeit zu beginnen. Die Kriminaltechnik hat gleich die Fingerabdrücke aller Mitarbeiter genommen, was professionell und gut war. Dann hat sie weitere Spuren gesichert. Außerdem haben die Ermittler alle Mitarbeiter befragt, auch mich.

„Der Diebstahl in unserer Firma wurde schnell aufgeklärt.“

Aristide Bitomo (37) ist Finanz- und Verwaltungsleiter von Kameleo. Das Unternehmen in Abidjan mit 23 Mitarbeitern stellt Fernsehfilme für das staatliche Fernsehen und für Firmen her.
Aristide Bitomo (37) ist Finanz- und Verwaltungsleiter von Kameleo. Das Unternehmen in Abidjan mit 23 Mitarbeitern stellt Fernsehfilme für das staatliche Fernsehen und für Firmen her.

Da der Wächter nicht da war, wurde er schnell zum Tatverdächtigen. Deshalb ist die Polizei zu seiner Wohnung gefahren – und die Vermutung stimmte. Im weiteren Verlauf hat sich herausgestellt, dass er die Tat gemeinsam mit Freunden begangen hatte. Mittlerweile ist es zu einem Gerichtsverfahren mit Verurteilung gekommen.

Für die Zügigkeit und Ernsthaftigkeit, mit der die Polizei gearbeitet hat, können wir uns nur bedanken. So wurde der Täter schnell gefasst und auch das Diebesgut sichergestellt. Ein paar Geräte fehlten zwar, aber die meisten haben wir zurückbekommen, weil zwischen Einbruch und Aufklärung nur drei Tage lagen. Das hat uns sehr zufrieden gemacht. Normalerweise hat die Polizei in Côte d’Ivoire kein gutes Image. Man wirft ihr vor, dass sie nachlässig sei und sich nicht genug kümmere. Durch den Vorfall haben wir jetzt einen anderen Eindruck: Die Polizei hier ist effizient und professionell.“ —

 

„Die Weiterbildung hat mir die Augen geöffnet.“

Yahaya Doumbia (39), Polizeikommissar, hat Wirtschaftswissenschaften studiert und von 2007 bis 2009 die Polizeischule besucht. Heute ist er Assistent des Direktors für erkennungsdienstliche Tätigkeit.
Yahaya Doumbia (39), Polizeikommissar, hat Wirtschaftswissenschaften studiert und von 2007 bis 2009 die Polizeischule besucht. Heute ist er Assistent des Direktors für erkennungsdienstliche Tätigkeit.

„Während meiner Zeit an der Polizeischule bin ich zum ersten Mal mit der Kriminaltechnik in Kontakt gekommen. Danach habe ich entschieden, dass ich unbedingt in diesem Bereich arbeiten möchte – er ist neu und kann der Polizei in Côte d’Ivoire sehr helfen. 2009 bekam ich tatsächlich einen Arbeitsplatz in der Kriminaltechnik. Kurz nach meinem Einstieg gab es eine Weiterbildung der GIZ. Dort haben wir gelernt, einen Tatort zu untersuchen: Wie geht man konkret vor, wenn man ankommt?

Wie nimmt man Fingerabdrücke und wie werden diese anschließend ausgewertet? Die Weiterbildung hat mir wirklich die Augen geöffnet. Damals kam ich gerade aus der Ausbildung und kannte all das nicht. Natürlich hatte ich einige Dinge im Fernsehen gesehen und in Broschüren darüber gelesen. Aber die Realität ist doch ganz anders.

Da der Wächter nicht da war, wurde er schnell zum Tatverdächtigen. Deshalb ist die Polizei zu seiner Wohnung gefahren – und die Vermutung stimmte. Im weiteren Verlauf hat sich herausgestellt, dass er die Tat gemeinsam mit Freunden begangen hatte. Mittlerweile ist es zu einem Gerichtsverfahren mit Verurteilung gekommen.

Wenn wir heute zu einem Tatort kommen, suchen wir als Erstes nach den Fingerabdrücken. Zwar hatte man diese auch früher schon gesichert. Nun aber werden sie richtig analysiert und ausgewertet. Sie sind sehr wichtig, um die Wahrheit herauszufinden. Im Vergleich zu früher, wo es nur Befragungen gab, sind diese Methoden viel wissenschaftlicher.

Mittlerweile bilde ich selbst aus. Gemeinsam mit der GIZ haben wir schon knapp 300 Kollegen geschult. Weitere Kurse über Kriminaltechnik gibt es an der nationalen Polizeischule. 2015 haben wir rund 100 Polizisten ausgebildet, die in allen Landesteilen arbeiten. Generell lässt sich sagen, dass die Polizisten heute ein sehr gutes Niveau haben.“ —

 

„Mit unserer Arbeit lässt sich auch Unschuld beweisen.“

Ibrahima Akabrou (52), Leiter des Zentrallabors der Polizei, entschied sich nach dem Medizinstudium und mehreren Jahren im Gesundheitsdienst für die Polizeiarbeit. Er hat das Zentrallabor seit 2007 mit aufgebaut.
Ibrahima Akabrou (52), Leiter des Zentrallabors der Polizei, entschied sich nach dem Medizinstudium und mehreren Jahren im Gesundheitsdienst für die Polizeiarbeit. Er hat das Zentrallabor seit 2007 mit aufgebaut.

„Als wir hier zum ersten Mal über das kriminaltechnische Labor sprachen, war das eine große Entdeckung für mich. Vorher bestand die Beweisaufnahme fast ausschließlich aus Zeugenaussagen. Jetzt können Spuren an Tatorten besser verfolgt und miteinander in Verbindung gebracht werden. All das dient der Wahrheitsfindung und macht unsere Arbeit viel glaubwürdiger. Die Beweisaufnahme hat deutlich an Qualität gewonnen.

Im Kampf gegen den Terrorismus übernimmt das Labor gleich zwei Aufgaben. Auch hier unterstützt es die Beweisaufnahme, dient aber zugleich der Vorbeugung. Bei einem Verdachtsfall können wir beispielsweise auf eine Datenbank mit Fingerabdrücken zurückgreifen. Jemand, der bereits als mutmaßlicher Terrorist erfasst ist, kann so überwacht werden.

Wichtig ist unsere Arbeit aber auch, um die Unschuld von Verdächtigen zu beweisen. Neulich gab es diesen Vorfall am Flughafen von Abidjan: Ein Franzose wurde verhaftet, weil er eine Flüssigkeit bei sich trug. Es bestand der Verdacht, dass es sich dabei um Heroin handelt. Nach unserer Analyse hat sich die Vermutung allerdings nicht bestätigt. Das Beispiel zeigt, wie durch unsere Arbeit jemand vom Vorwurf des Drogenhandels befreit werden konnte – und das war nicht der einzige Fall.

Deshalb haben wir weitere Pläne für das kriminaltechnische Labor. Wir wünschen uns, dass es 2018 eine Akkreditierung erhält, weil das noch mehr Glaubwürdigkeit schafft. Letztlich möchte ich, dass wir genug Mittel haben, damit sich das Labor selbst trägt.“ —

 

POLIZEIPROGRAMM AFRIKA

 

In vielen afrikanischen Ländern haben Bürger wenig Vertrauen in die Polizei. Beamte sind nicht gut ausgebildet, es fehlt an Material und Ausstattung. Ermittlungen verlaufen oft im Sande. Wenn es überhaupt zu Gerichtsverfahren kommt, fehlen häufig solide Beweise. Auch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in Westafrika wird durch die mangelnde Professionalität erschwert.

 

Damit sich das ändert, unterstützt die GIZ im Auftrag des Auswärtigen Amts seit 2009 Reformen bei der Polizei verschiedener afrikanischer Länder. Der Schwerpunkt liegt auf besserer Ausbildung und Ausstattung. Derzeit unterstützt das Programm die Polizeiarbeit in Côte d’Ivoire, Kamerun, Mauretanien, Niger, Nigeria und Tschad. Auch Regionalorganisationen wie die Afrikanische Union, die Wirtschaftsgemeinschaft westafrikanischer Staaten, die Ostafrikanische Eingreiftruppe sowie die Initiative G5 Sahel sind in die Kooperation eingebunden. Ziel ist eine moderne Polizeiarbeit nach internationalen Standards.

 

Wie das aussehen kann, zeigt das kriminaltechnische Labor in Abidjan. Im Labor können unter anderem Proben von Drogen analysiert werden, ebenso Waffen, Projektile und Falschgeld. Auf diese Weise lassen sich Tathergänge rekonstruieren, die sonst wohl für immer im Dunkel gelegen hätten. —

 

Kontakt: Marina Mdaihli, marina.mdaihli@giz.de

 

Ein Interview mit Marina Mdaihli finden Sie hier.

DAS PROJEKT IN ZAHLEN

16.000 Polizisten
wurden allein seit 2016 fortgebildet.

 

23 forensische Einrichtungen
wurden ausgestattet, darunter ein großes kriminaltechnisches Labor.

aus akzente 3/18

Mehr auf giz.de