Pakistan beherbergt seit fast 40 Jahren weltweit die meisten Afghaninnen und Afghanen. Dennoch waren sich die Geflüchteten aus dem Nachbarland und die Menschen der aufnehmenden Gemeinden lange völlig fremd. Dabei lebt mehr als die Hälfte aller Geflüchteten aus Afghanistan in der Provinz Khyber Pakhtunkhwa. Rund ein Drittel davon wohnt, oft schon in zweiter oder dritter Generation, in eigenen Flüchtlingsdörfern, die restlichen zwei Drittel leben verteilt in Gemeinden und Städten.
Pakistan kämpft mit einer schwachen Wirtschaft, die sozialen Sicherungssysteme sind überfordert. Das sorgt für Spannungen: Geflüchtete werden als Konkurrenz gesehen. Existenzsorgen verstärken Angst, Stress oder Depressionen. Gewalterfahrungen und Traumata wirken wie Brandbeschleuniger. Besonders betroffen sind Kinder, Jugendliche, Frauen und Mädchen.
Nur eine Straße trennt das Geflüchtetendorf von der Gemeinde Akora Khattak im Distrikt Nowshera; dennoch kannten sich die Bewohnerinnen nicht. Es gab Berührungsängste, man beäugte sich misstrauisch, statt aufeinander zuzugehen.
Psychosoziale Unterstützung für viele
Kiran steht auf, als sie erzählt, warum sie an diesem Nachmittag über die Straße zu den afghanischen Nachbarinnen gekommen ist. Die Pakistani ist 28 Jahre alt, stammt aus Akora Khattak und wirkt sehr entschlossen. Ihr ist klar, dass sie beim Robotics-Kurs nicht nur an einem ferngesteuerten Auto schraubt, sondern auch am Wirgefühl. Sie hat schon weitere Angebote besucht, zum Beispiel einen Kurs, in dem sie erfuhr, wie sie bei sich und anderen Stress erkennt und wie sie damit umgehen kann: „Da habe ich zum ersten Mal von geschlechtsspezifischer Gewalt gehört.“
Ihr Wissen teilt Kiran nun mit anderen Frauen: „Ich habe mich bei den örtlichen Wahlen aufstellen lassen und bin gewählt worden. Es ist wichtig, andere Frauen zu informieren. Nicht nur über Gewalt und welche Hilfsmöglichkeiten es gibt, sondern auch über viele andere Themen.“ Die Kurse haben sie darin bestärkt, anderen Frauen eine Stimme zu geben. In den Trainings lernen Fachkräfte und Laien, besser auf die psychosozialen Bedürfnisse sowohl der Geflüchteten als auch der pakistanischen Bevölkerung einzugehen.